Kapitel 64 Life or Death

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4. Türchen
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Mit rasselnden Lungen rannte Yoongi durch den Wald. Seine Brust schmerzte bei jedem Atemzug den er tat. Nicht nur, dass er generell nicht der beweglichste mit der besten Ausdauer war, sondern auch der Rauch, der je tiefer er in den Wald kam, immer penetranter wurde, machte ihm zu schaffen. Auf seinem Handy hatte er die Taschenlampe angestellt, sodass er wenigstens sah, wo er hintrat, während die Baumkronen einen einzigen, riesigen Schatten warfen.

Immer wieder schrie er den Namen des Schwarzhaarigen durch den Wald. Der Anblick, wie dieser weinend vor ihm gestanden und ihm gesagt hatte, dass er ihn hasste, geisterte durch seinen Kopf. Das durfte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er ihn gesehen hatte. Es durften nicht die Tränen sein, die er als allerletztes bei dem Jüngeren ausgelöst hatte. Pure Angst saß in seinen Gliedern. Angst davor, Jimin bereits verloren zu haben. Die Befürchtungen lähmten seine Gedanken und gaben ihm gleichzeitig die notwendige Kraft, um weiter zu rennen.

Er war sich nicht sicher, ob er hoffte, den Jüngeren hier bald zu finden oder lieber darauf zu bauen, dass er schon lange in Sicherheit war. Denn je länger er hier ziellos durch die Baumstämme rannte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass Jimin überall sein könnte. Wie sollte er ihn in dieser Dunkelheit und diesem Meer aus Bäumen nur finden?!

„Jimiiiiin!", schrie er ein weiteres Mal, während er anhielt und von seinem Handy aus die Nummer des Jüngeren antippte. Dadurch dass sie einen gemeinsamen Gruppenchat hatten, hatte er auch gleichzeitig alle Nummern der anderen. Er hatte bereits vor Erreichen des Waldes versucht, den Schwarzhaarigen so zu kontaktieren, doch zu seinem Bedauern, ertönte nie mehr als das stetige Tuten. Der Jüngere musste sein Handy demnach eingeschaltet haben, doch trotzdem ging er nicht ran, was Yoongi umso mehr besorgte.

Auf der einen Seite war es logisch, dass Jimin nach ihrem Gespräch nicht dran ging, aber auf der anderen Seite rief es in ihm das Gefühl hoch, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. „Scheiße", fluchte er laut und fuhr sich einmal durch's Haar. Der Rauch, der ihn mit jeder Sekunde mehr umgab, ließ ihm einmal kräftig husten, woraufhin Yoongi sein T-shirt hochzog und sich dieses vor Nase und Mund hielt.

„Jimin!", schrie er ein weiteres Mal. Die Hoffnung, ihn zu finden, sank je tiefer er in den Wald kam. Und je mehr er das Gefühl bekam, dass alles zwecklos war, desto schwerer wurden auch seine Glieder. „Wo bist du?" Diesmal krochen die Worte nur leise über seine Lippen, während sich der Dunkelhaarige umsah. Er versuchte sich zu konzentrieren. Er musste herausfinden, wo Jimin sich am ehesten in diesem Wald aufhalten würde. Das Problem war nur, dass er ihn ja gar nicht so gut kannte. Sie hatten in den letzten Wochen zwar viel Zeit miteinander verbracht, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie im Grunde Fremde waren.

Sie wussten so gut wie nichts über den anderen und doch spürte Yoongi diese Verbundenheit zu Jimin. Die, die ihm klar machte, dass er es nicht verkraften würde, den Jüngeren nie wieder zu sehen. Wie konnte er den Schwarzhaarigen nur so einfach von sich stoßen? Er hatte ihm doch keine Sekunde etwas böses gewollt und doch hatte er das ganze zwischen ihnen vermasselt.

Vielleicht war Jimin auch bereits gegangen. Vielleicht hatte er sich schon längst dazu entschieden, die Gruppe zu verlassen und nie zurückzukehren. Aber würde er dann Tae zurücklassen? Nein Jimin konnte noch nicht gegangen sein. Er musste hier irgendwo sein. Tae hatte ihn gesehen. „Der See", kam es ihm plötzlich verstehend über die Lippen. Wenn Jimin wirklich nach Einbruch der Dämmerung in den Wald gegangen war, dann würde er sich bestimmt nicht in absoluter Finsternis aufhalten. Wahrscheinlich war er am Ufer entlang gelaufen, um wenigstens noch das Licht der Sterne und des Mondes auf sich zu wissen.

Entschlossen rannte Yoongi in Richtung des Sees, um welchen sich der Wald herumzog. Schon kurze Zeit später trat er aus den dichten Büschen und Bäume raus, was ihn geschockt die Augen aufreißen ließ. Das Feuer war schon viel näher, als noch vor wenigen Minuten. Yoongi konnte sehen, wie es sich rasend schnell von Baum zu Baum schlängelte und ihm und somit auch dem Camp immer näher kam. Ohne zu Zögern rannte er los, am Ufer entlang und direkt auf die brennenden Bäume zu, die sich nur noch wenige hundert Meter in Entfernung befanden.

„Jimin!", rief er immer und immer wieder, während seine Rufe umso häufiger von unkontrollierten Hustanfällen heimgesucht wurden. Erneut kam er zum Stehen und stützte die Hände hustend und keuchend auf den Knien ab. Seine Lunge fühlte sich an, als würde sie jemand höchstpersönlich in die Flammen halten und dabei qualvoll zerreißen. Schnaufend stützte er sich wieder auf und wollte gerade weiter rennen, als er plötzlich einen schwarzen Haufen vor sich im Schilf bemerkte. Seine erste Schlussfolgerung sagte ihm, dass es sich bloß um einen Stein handelte, doch beim genaueren Hinsehen, realisierte Yoongi, dass der Haufen vor ihm viel weniger steinig aussah, als vielmehr wie Leder...

Jimins Lederjacke.

Mit einem hoffnungsvollem Schwung sprang der Ältere nach vorne und hockte sich neben das Leder auf den Boden. Jetzt erkannte er mit hundertprozentiger Sicherheit, dass es sich um einen menschlichen Körper handelte. „Jimin?", fragte er leise und tippte den regungslosen Körper an. Doch als dieser nur weiter ohne Reaktion liegen blieb, legte er ihm die Hand auf die Schulter und zog diese zu sich auf den Rücken. Ein erleichterter Laut verließ den Dunkelhaarigen, als er Jimins Gesicht erkannte, das sich zu ihm herum rollte, doch schon im nächsten Moment suchten ihn erschreckende Befürchtungen heim, als er realisierte, wie leblos das Gesicht des Jüngeren aussah.

„Jimin!", schrie er und rüttelte diesen dabei heftig an den Schultern. Wenn er nur schlief, dann musste er doch wieder aufwachen. Doch so heftig er diesen auch hin und herschüttelte, Jimin öffnete seine Augen nicht. Sein Körper lag schlaff vor ihm, während sein Gesicht zwischen all dem wilden Schilf völlig fehl am Platz wirkte. Jimins Gesicht war wunderschön. Seine Augen hatten diese unglaublich niedliche Form und seine Lippen waren so voll, während man in die Wangen am liebsten jedes Mal reinkneifen wollte, wenn man ihn sah. Wenn der Jüngere diese Berührungen überhaupt zulassen würde.

Für einen Augenblick verlor Yoongi sich in dem Anblick, dieses so bezaubernden Gesichts. Er hatte immer wieder beobachtet, wie Jimin nach außen versuchte, so hart und unverletzlich wie möglich zu wirken. Doch sein Gesicht hatte dem Älteren schon von vornherein verraten, dass sich unter der kühlen Fassade ein sehr weicher, geradezu unschuldiger Kern versteckte. All die Zeit hatte der Schwarzhaarige so hin und hergerissen gewirkt. Doch jetzt, wo er hier so lag, waren seine Gesichtszüge entspannt und hatten irgendwie etwas friedliches.

Yoongi konnte nicht anders, als seine Hand nach der zarten Wange auszustrecken und darüber zu fahren. Er fühlte sich schlecht dies zutun, da Jimin ihm verboten hatte, ihn anzufassen, doch gleichzeitig durchfuhr ihn ein erleichtertes Gefühl, den warmen Körper des Jüngeren nun doch noch einmal fühlen zu können. Niemals hätte er gedacht, dass es sich einmal so wichtig und besonders für ihn anfühlen könnte, die Berührung zu jemanden zu spüren.

Eine kleine Träne der Verzweiflung löste sich aus seinem Auge und fiel in's Schilf. Er hatte Jimin gefunden und dennoch fühlte sich dieser so weit weg von ihm an. Wieso wachte er nicht auf? „Jimin", flüsterte er leise, während seine Finger auf der Wange des Jüngeren lagen, „was hast du getan? Wieso wachst du nicht auf?"

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Für alle die versucht haben, den Drama-Knopf wieder auszuschalten... ich hab eine Drama-Garantie-Versicherung abgeschlossen, durch welche der Knopf leider nur durch mich betätigt werden kann... sorry not sorry! *setzt sich Sonnenbrille auf, während im Hintergrund Savage von Megan Thee Stallion läuft*

*Piepst leise hinterher: aber ganz so lange lass ich euch nicht mehr leiden, versprochen!*

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☽ 𝐁𝐎𝐍 𝐕𝐎𝐘𝐀𝐆𝐄 | ᵐᵘˡᵗⁱˢʰⁱᵖWhere stories live. Discover now