39. Ein kleines trauriges Lächeln

1.9K 96 0
                                    

Taylor's PoV.

Innerlich lächelnd, den Kopf schüttelnd, sehe ich zu wie Jessi mit 15min verspätung in den Unterricht kommt. Ich wette sie hätte es rechtzeitig geschafft, wenn sie sich nur angezogen hätte und dann gekommen wäre. Tja wenn man sich eben noch schminken muss.

"Jessica Blanchester! Erst kommst du zuspät in MEINEN Unterricht und dann auch noch in SO einem Aufzug!" Schreit Mr. Wing.

Wow er hat recht. Jessi steht da in ihren Jeans Hotpans, einem Trägerlosen schwarzen Oberteil und schwarzen High Heels. Sie hat wohl die Kleiderordnung vergessen. So ist sie das letzte mal rumgelaufen, bevor wir zusammen gekommen sind. Mit einem genervten Schnauben entschuldigt sie sich und setzt sich neben mich.

"Wieso heute denn im Bitch-stil?" Flüstere ich ihr zu.

"Fick dich!" Zischt sie und dreht sich weg.

Oho, entweder sie hat ihre Tage oder sie ist mit dem falschen Fuss aufgestanden. Als ich aber wieder zu Jessi sehe, schimmern ihre Augen verdächtig und verdächtig heisst bei ihr man muss sie seeeehr gut kennen. Was ist passiert? Ohne gross darüber nachzudenken greife ich unter dem Tisch ihre Hand und streiche ganz fein über den Handrücken.

Zuerst zuckt sie zusammen, doch nach und nach entspannt sie immer mehr und ein kleines trauriges Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. In solchen Momenten wünschte ich wir wären noch zusammen und ich hätte diesen Fehler nie begangen. Doch ich muss leider sagen sie hatte recht, ich hatte tatsächlich Gefühle für Ari. Sie waren vielleicht bei weitem nicht so stark wie die für Jessi, doch sie waren da.

Der Unterricht hat sich danach wiedermal sooo lange hingezogen und ich bin fast eingeschlafen, sodass ich beim einpacken der Schulsachen nicht bemerkt habe wie schnell Jessi war, deshalb muss ich ihr jetzt auf dem Flur hinterherrennen.

"Jessi warte!" Rufe ich ihr hinterher.

Langsam dreht sie sich um.

"Was ist?" Fragt sie.

Eigentlich will ich sie etwas fragen, doch diese innere Ruhe die sie im Moment ausstrahlt, verhindert das. Ich kann sie nicht zerstören, nicht nachdem sie ihre innere Ruhe gerade erst wiedererlangt hat.

"A-ach nichts"

"Ookay?" Erwiedert sie verwirrt und verschwindet in der Masse aus Schülern. Und ich? Ich stehe hier wie ein begossener Pudel.

~Nach der Schule 16:00~

Wie immer schlendere ich nach hinten zu unserem Platzt auf diesem beschissenen Internatsgelände. Von um der Ecke erklingt ein Schluchzen. Jessi? Als ich um die Ecke gehe sehe ich sie auf einer Bank sitzen, die Beine angewinkelt und die Arme darum gewickelt. Vorsichtig sitze ich neben sie und lege meine Arme um sie.

"Was auch immer los ist, du wirst es überstehen, so wie alles andere auch" flüstere ich in ihr Ohr.

Darauf hin schluchzt sie nur, kuschelt sich allerdings in meine Arme. Und so sitzen wir eine kleine Ewigkeit da, bis sie schliesslich anfängt zu sprechen.

"Sie ist tot. Ihre Nieren und ihre Leber haben versagt. Sie hat sich tot getrunken" schnieft sie.

Danach fängt sie wieder an zu weinen und schluchzen. Oh Gott, ihre Mom ist also wirklich tot. Nach allem ist sie tot. Ich streiche mit meinen Fingern über ihren Arm.

"Es werden wieder bessere Zeiten kommen. Das wissen wir doch beide. Doch für jetzt, lass es raus, lass es einfach raus"

"D-d-danke. Ich bin e-echt froh, dass du h-h-hier bist" flüstert sie,mit einer schwachen Stimme und vergräbt ihr Gesicht in meinem T-shirt.

Ein kleines trauriges Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, weil es jetzt in diesem Moment genau so ist, wie es mal war. Trotzdem ist es einer der schlimmsten Momente in Jessis Leben und diese tiefe traurigkeit überträgt sich auch auf mich. Irgendeinmal ist Jessi dann an meiner Schulter eingeschlafen.

Mit leichtigkeit hebe ich sie hoch und trage sie im Brautstil übers Internatgelände zu ihrem Zimmer. Auf dem Weg dorthin sehen uns nur wenige Schüler, allerdings schenken uns alle neugierige und manchmal auch stechende Blicke. Als ich dann endlich ihre Zimmertür erreiche, klopfe ich und warte geschlagene 5min. Lucy öffnet die Tür und sieht uns erstaunt an. Erst nachdem sie Jessis verloffenes Makeup sieht, verwandelt sich ihr Gesichtsausdruck in Besorgnis.

"Was ist passiert?"

"Das sollte sie vielleicht besser selber erzählen"

"Hat es etwas mit dir zu tun?"

"Nein. Es ist ihre Familie"

"Okay, dann leg sie doch auf ihr Bett"

Ich nicke und setze mich in Bewegung. Ganz vorsichtig lege ich sie in ihr Bett. Erst als ich sicher bin, dass sie bequem liegt, verlasse ich das Zimmer. Mit grossen schnellen Schritten, gehe ich zu meinem Zimmer. Hinter mir ziehe ich die Tür ins Schloss. Mit einem Seufzen rutsche ich an der Tür entlang runter, sitze ab und schliesse einfach meine Augen.

Bad Girl and Play Boy ~ Liebe, Wunderschön und ZerstörerischWhere stories live. Discover now