5.

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POV Johannes

„Paddy, geh schonmal rein zu Ina, ich komm gleich. Alles ok Kleene?" „Ja... und danke!" „Wofür?" „Ach... du hast mich gerade gerettet, war so ne komische Situation eben.... haste noch ein Bier für mich?" „Meinste nicht, du hast genug? Du trinkst sonst nie oder kaum was...", fragte ich besorgt. „Hannes echt jetzt? Du bist wie mein Bruder! Nur in Sorge! Ich hatte gerade erst drei... den ganzen Abend..." „Sorry... ich meins nur gut..." „Ich weiß... das ist auch lieb... aber weißt du, ich bin schon Groß und kann auch mich selber aufpassen!" , grinste Jasmin. „Aufpassen? Vielleicht... aber mit der Größe... naja... du abgebrochener Zwerg!", neckte ich sie und wuschelte ihr durch die Haare. „Hey... nicht so frech...Mensch Hannes... meine Frisur!" „Und? Machste Paddy Konkurrenz... der sieht auch immer aus, als ob er in die Steckdose gepackt hat... dann los... die anderen wollen Scharade spielen und dann wollen wir ja noch Party machen, tanzen, Musik..."
Scharade... bei dem Wort alleine sprach Jasmins Gesicht Bände. Früher mochte sie es gern, war mit Ben Meisterin in dem Spiel... nun sah ich, wie sich alles in ihr sträubte. „Versuch es doch... hilf Paddy... ich glaub der kennt das gar nicht...!", doch ich erntete nur ein gequältes Lächeln. Ich verstand sie ja zu gut. Ben war für mich auch wie ein Bruder gewesen... nicht nur sie hatte jemanden verloren, aber das Leben musste weiter gehen, so sehr es auch schmerzte und mir mein bester Freund fehlte.
Letztlich hatte Jasmin noch Schonfrist, denn die anderen waren doch für Party, Schlager und tanzen... alle... außer Jasmin und Paddy. Beide saßen stocksteif auf der Couch, allerdings der eine am einen der andere am anderen Ende und Schwiegen sich an. Das konnte doch nicht wahr sein... nun hatte sie die Chance, ihren Lieblingskünstler mal kennen zu lernen und sie schwieg. Sonst war sie doch auch nicht auf den Mund gefallen dachte ich, entschuldigte mich kurz bei Ina und lies mich mit Absicht zwischen die beiden Plumpsen.
„Na ihr?! Was ist denn mit euch alten Gesellen los? Auf geht's... bisschen abzappeln." „Ne lass mal!", kam von beiden gleichzeitig und ich musste lachen. „Ich weiß... Schlager ist nicht die beste Wahl... und wenn wir was anderes spielen?", wieder wanken beide ab und ich schüttelte nur den Kopf, lies die beiden aber in Ruhe.
Als ich das nächstes mal rüber zur Couch sah waren die beiden allerdings verschwunden und das lies mich schmunzeln...

POV Jasmin

Total verklemmt sass ich mit Paddy auf der Couch. Aber was sollte ich mich auch mit ihm unterhalten, vor allem über was. Zudem
hatte ich Angst ihn irgendwas zu fragen, nachher war es ihm zu Privat. Also starrte ich weiter vor mich hin und hoffte, das sich irgendwer irgendwann zu uns auf die Couch setzte. Zunächst überlegte ich, mir mein Handy zu schnappen und einfach so etwas bei Insta zu stöbern, aber das kam mir ebenso falsch vor.
„Ich hab meine Gitarre dabei... soll ich dir was vorspielen?", riss mich Patrick plötzlich aus den Gedanken. „Wie?" „Ich hab sie drüben bei Johannes Eltern in der Einliegerwohnung. Den Schlüssel hat mir Johannes gegeben... also wenn du Lust hast? Hier vermisst uns bestimmt keiner so schnell...", sagte er lächelnd. Warum eigentlich nicht, dachte ich und als er aufstand folgte ich ihm, nahmen unsere Jacken und gingen rüber.
Leise schloss Patrick hinter mir die Wohnungstüre und steuerte zielstrebig seinen Gitarrenkoffer an. „Ähm Paddy... so gern ich was hören würde... aber die Kinder schlafen direkt hier drunter... ich weiß nicht, ob das zu laut ist..." „Oh ok... Alternativen? Any ideas?" „Wir könnten zu mir... ist nur fünf Minuten die Straße runter... hab auch glaub ich noch Bier im Kühlschrank." „Sure... also wenn es ok für dich ist... klar gerne..."
So fanden wir uns dann keine zehn Minuten später in meiner Wohnung wieder und Paddy sah sich interessiert um. „Wow... schön hast du es hier... dein Stil... gefällt mir!" „Wirklich?", fragte ich ungläubig nach. „ Ja... Landhausstil... total meins... wirkt extrem gemütlich und freundlich mit den weißen Möbeln... so.. hast du einen Wunsch? Was soll ich spielen?", fragte er und setzte sich auf mein Ektorp Sofa. „Krass ist das gemütlich, da musste ja aufpassen, das du nicht einschläfst!" „Hör bloß auf... das passiert mir fast jeden Abend!", lachte ich und reichte ihm ein Bier. „Danke... so... was ist denn Lieblingssong von mir?" „Hope...", kam es wie aus der Pistole geschossen, aber ganz leise. „Soll ich Hope für dich spielen Jasmin?" „Das... das wäre schön..." Paddy begann zu spielen und seine wunderbare sanfte Stimme füllte den ganzen Raum. Unbewusst schloss ich meine Augen und genoss einfach nur der Klang seiner Stimme. Unweigerlich hatte ich unterbewusst angefangen zu weinen und gerade als ich aufstehen und mir ein Taschentuch holen wollte, legte Paddy die Gitarre auf Seite, wischte mir mit seinem Daumen die Tränen weg und im nächsten Augenblick fand ich mich in einer Umarmung wieder. „Sorry, das wollte ich jetzt nicht damit bezwecken...", flüsterte er und intensivierte seine Umarmung bis er merkte, das ich mich beruhigt hatte. „Du verbindest viel mit dem Song, oder?", fragte er nach und ich nickte. „Ja... ich hab ihn rauf und runter gehört, als Ben starb... und auch heute höre ich ihn, wenn ich mal wieder ein Down habe... aber ihn jetzt live zu hören... das berührt schon sehr. Vielen vielen Dank!" „Gerne gerne... gibt es denn noch etwas, was ich für dich spielen kann?" „Weiß nicht... Bigger Life vielleicht? Das hab ich glaub ich noch nie live gehört..." „Warst du wirklich erst auf 3 Konzerten von mir?", fragte Paddy ungläubig nach. „Ja... in Duisburg bei der DVD Aufzeichnung, Moerser Stadtfest und beim Fantastival in Dinslaken... also eigentlich nur was hier in der Nähe war... Johannes wollte mich schon öfters mal mitnehmen, aber...." „Aber?" „Na... ich bin halt kein Fan... jedenfalls nicht so einer... das ist nicht meine Welt. Auch Hannes... er ist für mich wie ein Bruder... ich seh ihn nicht als den Musiker... sondern als den Hannes, den ich von kleinauf kenn..." „Verstehe... aber wenn du magst... ich lad dich gerne nochmal zu einem Konzert ein, wenn ich mal in der Nähe bin... also wenn du überhaupt kommen magst... dann spiel ich auch extra Bigger Life für dich... kann ja nicht angehen, das du das bisher nur auf CD anhören musstest... aber ich spiels dir jetzt auch mal ok?" „Gerne..."

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