35.

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POV Jasmin

Zuerst bekam ich nicht wirklich mit, das jemand gekommen war, bis ich ganz sanfte Berührungen wahrnahm, dazu dieser unverkennbare Geruch, den ich so mochte. Als ich dann seine warme und weiche Stimme vernahm, erwachte ich etwas aus meiner Trance, konnte aber dennoch nichts sagen, mich bewegen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Kaum nahm ich zunächst war, das Paddy sich zu mir in die Wanne setzte. Das realisierte ich erst viel später... ich weiß gar nicht wann... ich befand mich irgendwann in seinen Armen... und ganz leise sprach er zu mir und versuchte mich zu beruhigen, was er auf eine gewisse Art und Weise sogar etwas schaffte. Plötzlich lies ich seine Berührungen und seine Nähe zu, verkrampfte mich nicht mehr, bis ich mich ein Stuck zu ihm drehte und versuchte, an ihm Halt zu finden. Und diesen gab er mir auch. Es war wie ein unsichtbares Band zwischen uns, aber dieses Band hielt mich fest, lies mich nicht noch weiter in den Abgrund stürzen, sonder fing mich ab und versuchte mich wieder hochzuziehen, sodass ich irgendwann auch in der Lage war, ihm auf seine Fragen zu antworten.
„You need not to say something, if you can't...", sagte Paddy verständnisvoll und zog mich noch näher an sich heran. „Er hat mich nicht vergewaltigt... jedenfalls nicht heute... damals... es war auch keine Vergewaltigung an sich... eher Nötigung... ich wusste, wenn ich ihm nicht das gegeben hätte, dann wäre er ausgerastet... heute... er hat... er ist eskaliert... hat mich bedroht, dann ging es irgendwie ganz schnell... er hat mich geschubst, und ich bin gegen den Schrank gefallen... ich hatte bereits das Telefon in der Hand... bat ihn zu gehen, immer und immer wieder, stellte mich ihm in den Weg, drohte damit, das ich die Polizei rufe, da packte er mich erneut, das ich gegen den Rahmen der Küchentür knallte... und ... ich hab ihm im Affekt eine gegeben... ich hab dann die Polizei gerufen... die auch kam, aber die haben nichts gemacht...", nun konnte ich mich wieder kaum zurückhalten, die Tränen liefen und ich zitterte am ganzen Körper. Nicht nur, weil das Wasser inzwischen richtig kalt war, sondern auch aus Angst. „Du musst aus der Wanne raus... du bist völlig durchgefroren...", sagte Paddy sanft, nachdem ich mich doch wieder etwas beruhigte. Er stieg aus, reichte mir ein Handtuch und drehte sich kurz um, dass ich aussteigen konnte. Im Nachhinein begriff ich erst, was er mit dieser kleinen Geste mir für einen Respekt schürte. Als ich dann aus der Wanne stieg, eingewickelt in das große Handtuch, sah ich ihn nur fragend an. „Don't worry, I stay here... also wenn du das willst natürlich...." „Bitte..." „Ok... ich zieh mir auch eben was an, dann komm ich, ja?", sagte Paddy, strich dabei sanft mit seinem Daumen über meine Wange und holte wohl seine Klamotten aus dem Flur während ich mir im Schlafzimmer was anzog.
Einige Zeit später klopfte er. „May I?" „Komm rein...", er schien noch kurz gefischt zu haben, denn seine Haare waren nun nass und er trug ein frisches Shirt und seine Jogginghose. Diesmal war ich es, die seine Nähe von mir aus suchte, trat auf ihn zu und drückte mich an ihm. Sofort schloss er seine Arme um mich und hielt mich einfach nur fest. „Kannst... kannst du hier bleiben? Also heut Nacht?" „Alles was du willst. Ich lass dich nicht allein..." Patrick löste sich etwas von mir, griff nach meiner Hand und wie selbstverständlich deckte er das Bett auf, legte sich etwas erhöht hin und zog mich mit sich, das ich mich sofort wieder in seinen Armen fand. „Du sagtest, die Polizei hat nichts gemacht? Ich versteh das nicht... hast du ihnen nicht gesagt, was passiert ist?", hackte er nach. „Doch... natürlich... Isabel... sie hat das alles mitbekommen, es auch der Polizistin gesagt, aber... ich hab ihm am Wangenknochen erwischt... er hat eine offensichtliche Verletzung... ich hingegeben... nichts... also bis jetzt nichts... ich hab ne Anzeige wegen Körperverletzung bekommen. Er hat alles abgestritten, gesagt, das ich ohne Grund ausgerastet bin.." „Das kann ich kaum glauben... und die Kinder hat er dennoch mitgenommen?" „Ja, da Kinderwochenende ist, musste ich sie ihm mitgeben, dabei wollte nur Jan mit... Isabel wollte nicht... musste aber... aber Paddy... woher wusstest du das eigentlich, warum bist du hier und wie bist du überhaupt reingekommen?!", viel mir jetzt erst auf. „Johannes... er hat mich weiß ich nicht wie oft angerufen... ich hab dann nach dem Konzert zurückgerufen und dann sagte er mir, das Karin wohl mitbekommen hatte, das die Polizei hier war... er hat sich totale Sorgen gemacht, ist aber in Berlin..  er bat mich hier her zu fahren, hat mir gesagt, wo ich deinen Ersatzschlüssel finde...", erklärte Paddy. „Und du bist wirklich gekommen..." „Jasmin, of course.... weißt du was ich mir für Sorgen auf der Fahrt hierher gemacht hab... ich bin sofort aus Gießen los..." „Du hast dir Sorgen gemacht? Um mich?" „Natürlich, die ganze Zeit... und nach dem Anruf von Johannes... ich bin sofort zu Andy und er hat mich gefahren..." „Ela... was ist mit ihr?", stieß ich aus dem nichts hervor und drehte mich so, das ich ihn ansehen konnte. Er wich meinem Blick nicht aus, hielt ihm stand. „Nichts! Nicht mehr...Sie war ein Fehler... ich kann verstehen, das du so reagiert hast... und..." „Wolltest du mich vergessen?" „Ja... vor ein paar Monaten schon... aber es ging nicht... die ganze Zeit nicht... und auch jetzt die letzten Wochen nicht, auch wenn du mich überall blockiert hast... irgendwie kann ich es ja verstehen.., dennoch hoffe ich...", verlegen biss er sich auf die Lippen, bevor er weiter sprach. „Aber deswegen bin ich nicht hier jetzt, ich bin hier, weil ich für dich da sein möchte, dich nicht alleine lassen will..." „... und dennoch hoffst du was?", griff ich seine Aussage auf. „Das weißt du doch eigentlich, oder?", flüsterte er und sah mich traurig an. „Vielleicht will ich es ja von dir nochmal hören?!", hauchte ich und rutschte etwas näher zu ihm. „Ich hoffe... das du uns... das du mir, eine Chance nochmal gibst... irgendwann..." „Irgendwann? Ich hab Ina gesagt, das wenn du da bist, ich jegliche Vorsätze vergesse...", nun kam mir Paddy ein Stück näher und unsere Nasenspitzen berührten sich fast. „Was sind das für Vorsätze?" „Dich nicht zu küssen...", wisperte ich. „Und.... wenn... if I would?!", mittlerweile trennten uns nur noch Millimeter und ich spürte seinen warmen Atem direkt vor mir.  „Dann auch...", sachte berührten seine Lippen nun meine und er küsste mich sanft, das ich gezwungener Maßen aufseufzte.

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