87.

100 9 1
                                    

POV Paddy

Jasmin hatte mein Leben auf den Kopf gestellt! Von Anfang an war es ein auf und ab gewesen, auch die letzten Wochen und Monate waren alles andere als leicht, aber für nichts in dieser Welt würde ich dieses Chaos wieder missen wollen. Es war hektisch, turbulent und auch Jasmin und ich kamen oft an unsere Grenzen, aber die Gefühle zueinander, die Verbindung, die wir von Anfang an hatten, sie war präsent... sie hielt alles zusammen und am laufen, egal wie stressig es war, egal ob wir kurzzeitig den Glauben verloren, ein Blick... ein Wort, und ich wusste, ich will es genauso so und nicht anders... Jasmin erdete mich... mit ihr führte ich das normal Leben, was ich immer gesucht hatte... fern der Öffentlichkeit... mit ihr zusammen konnte ich selbst sein... und selbst im größten Stress zwischen Haushalt, vollen Windeln, schlaflosen Nächten..., Gassirunden mit Isabels neuem besten Freund, meinen Auftritten und Terminen... es war für mich perfekt und das beste was mir passieren konnte... wobei das beste... das größte Glück hielt ich seit 5 Monaten in meinen Armen...

Die Zeit rannte und Jasmins Entbindungstermin rückte immer näher... dazu ihr Nestbautrieb der mich wirklich an meine Grenzen brachte... Ich wollte nicht verstehen, warum sie in der Wohnung noch alles herrichten wollte, wo sie sich doch ebenso in das Haus verliebt hatte wie ich und ich auch relativ schnell Nägel mit Köpfen gemacht hatte... der Umzug sollte ca 6-8 Wochen nach Entbindung anstehen... wozu sollte jetzt noch Übergangsweise ein Babyzimmer ins Schlafzimmer einziehen... aber um Streit und Stress zu vermeiden lies ich Jasmin machen... und plötzlich ging alles ganz schnell...
Jasmin hatte sich in die Wanne verzogen... sie brauchte Entspannung... dazu kamen die Wehen... seit drei Tagen... immer mal wieder in Schüben, gefolgt von Stillstand... und während Jasmin relativ entspannt wirkte, war ich nahezu 24/7 in Alarmbereitschaft. Es konnte jederzeit losgehen... Aber heute?!
„Paddy...", ich hörte sofort an Jasmins Stimme, dass etwas nicht stimmte. „Ich bin hier... alles ok?!" „Ich glaub es geht los... die Wehen... ich hab mal aufs Handy geschaut... die kommen alle 4-5 Minuten... ich sollte mal raus aus der Wanne und dann mal zum Krankenhaus...", seufzte sie auf. „Was? Jetzt? Bist du sicher?", schon verzerrte sich wieder schmerzerfüllt ihr Gesicht und presste nur ein „Mhm", hervor...
Das es wirklich losging... damit rechnete ich zwar nicht so, aber ich half ihr sofort bei allem, wir riefen Linda an, damit Isabel versorgt war, als auch das Jasmin mich bat, Johannes zu kontaktieren. Es passte mir zwar nicht, aber...

„Paddy?! Geht's los?", ich musste gar nicht großartig was sagen, Johannes wusste Bescheid. „Scheint so...", brummte ich.
„Ok... ich... ich Versuch meine Termine zu canceln und komm..."
„Wenn's nach mir geht, brauchst das nicht! Ich bin bei Jasmin!"
„Paddy... Es geht hier um Jasmin... nicht um uns!"
„I know... but you do?!"
„Ok... um Stress zu vermeiden, ich bleib bei meinen Eltern, ist das ein Kompromiss?"
„Ok... gonna call you... if..."
„Danke... bis dann!

Nach dem Anruf ging's dann auch ins nächstgelegene Krankenhaus. Jasmin hatte sich schon telefonisch zuvor angemeldet, so dass es für uns direkt in den Kreissaal ging. Für mich war das alles Neuland... Ich war unsicher und extrem überfordert vielleicht auch nervös, denn die Hoffnung, das ich der Vater bin... die war allgegenwärtig.
Jasmin wurde sofort ans CTG angeschlossen und untersucht. Resultat... die Geburt sollte nicht mehr lange auf sich warten lassen... Ihr Muttermund war bereits bei 6 cm und der Hebamme nach zu urteilen waren die Wehen schon äußerst stark. Jasmin war tapfer... sie lies sich ihre Schmerzen kaum anmerken, wenn verzog sie mal leicht ihr Gesicht, ansonsten wirkte sie einfach nur ruhig...
„Brauchst du irgendwas?!", fragte ich dennoch besorgt, als sie auf dem runden großen Bett lag und gerade wieder eine Wehe hinter sich hatte. „Nein... nur dich...", ich setzte mich neben sie und sofort lies sie ihren Kopf auf meiner Schulter nieder. „Kann ich gar nichts tun?", fragte ich erneut, denn ich kam mir so überflüssig als auch hilflos vor. „Du tust doch schon genug... Du bist hier, obwohl wir nicht wissen, ob du..." „Shhhhh das hatten wir doch schon... Ich bin hier und das ist auch richtig! Vielleicht bin ich nicht ihr Erzeuger, who know's, but I gonna be her Dad, Stepdad whatever, ok? So try to relax... I...", in diesem Moment gab es einen lauten Platsch, und wie die Hebamme dann so lachend feststellte: „Na das war dann die Fruchtblase... dann hätten wir das schonmal geschafft..." Müde lächelte Jasmin kurz, die sich dann wieder verkrampfte. Wie eine brachiale Welle nahmen plötzlich die Wehen zu... ‚Wehensturm'... dieses Wort hatte ich zwischendrin aufgeschnappt, aber was das genau hieß... No idea... und dann... ich konnte kaum reagieren, da presste Jasmin schon... 1... 2.... Minimale Pause... 3... 4.... Und schon ertönte eine lautstarke Stimme, die brüllte als ob es kein Morgen geben würde. Ich sah zu Jasmin, die völlig geschafft sich nach hinten in die Kussen fallen lies und kurz ihre Augen vor Erschöpfung schloss... und ich... in mir brach alles... vor allem
die Dämme... ich weinte... und schon wurde mir das kleine brüllende Geschöpf in die Arme gelegt. „Na ganz der Papa!", stellte die Hebamme grinsend fest. Und ich war nur noch mehr durcheinander. „Wie... so schnell wissen sie das, das ich?!", stammelte ich nur... „Naja... die Stimme... genauso kräftig wie Ihre... und die Nase... die hat die Maus wohl von Ihnen... so kommen Sie mal mit zum wiegen, messen und anziehen..." Kurz sah ich zu Jasmin, die mich nickend anlächelte.

Herzmenschen  Onde histórias criam vida. Descubra agora