Kapitel 4 - Verkraftung

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(Eleanors Sicht)

Mich haben die Worte von Hermine und die Begegnung mit Professor Snape ziemlich aus der Fassung gebracht. Professor Trelaweny fragte mehrmals, ob alles in Ordnung mit mir sei. Eigentlich war nichts in Ordnung, aber ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf mich richten.

Nach dem Unterricht gingen Ginny und ich in unseren Gemeinschaftsraum. „Ella, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt. Was ist los? Bitte, sag es mir. Ich werde es auch nicht weiter erzählen. Aber ich kann es nicht haben, dass du so schlecht drauf bist." sagte Ginny mitfühlend. „Ach, Ginny. Ich weiß selber nicht wirklich was los ist. Auf der einen Seite gehen mir die Worte von Hermine über Ron nicht mehr aus dem Kopf und jetzt wünsche ich mir auch nichts sehnlicheres als ein Freund." antwortete ich leise.
„Aber das ist doch etwas Tolles, deswegen muss man doch nicht so schlecht gelaunt sein und die ganze Zeit den Kopf hängen lassen." 
„Ja, du hast Recht. Aber da gibt es noch was. Als wir heute Morgen unten in den Kerkern waren, habe ich Professor Snape wohl ein bisschen zu lange angestarrt, weil ich überlegt hatte, wieso er noch nie irgendwelche Gefühle gezeigt hat und dann hat er mich fragend angesehen und seine Augenbrauen so hochgezogen. Das war mir so peinlich." Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und fing leise an zu weinen. „Aber das ist noch nicht alles, als er dann auch noch mich vor der ganzen Klasse bloß gestellt hat, bin ich komplett aus der Fassung gefallen. Ich bin halt nicht so gut in Zaubertränke, aber mich gleich so fertig zumachen, finde ich gar nicht gut!" Ich fing weiter an zu weinen.
„Oh, Ella, wieso hast du mir das denn noch nicht erzählt. Das muss dir nicht peinlich sein, dass kann doch jedem mal passieren." Sie nahm mich in ihre Arme und ich beruhigte mich.

***

Als der Unterricht vorbei war, bin ich sofort zu Mom gegangen. Ich hatte das Gefühl, dass es mich von den Gedanken wegbringen könnte, wenn wir zwei etwas unternehmen. Also klopfte ich an ihr Büro an. Aber nichts rührte sich. „Mom, ich bins Ella. Bist du da?" Aber es gab keine Antwort. Wahrscheinlich hatte sie noch etwas zu tun.
Also ging ich zu Onkel Al, mit dem ich eh lange nicht mehr gesprochen hatte. Ich klopfte an seiner Bürotür an, mit einem „Herein" betrat ich sein Büro. Auch Mom war hier. Sie saß auf dem Stuhl vor Onkel Al's Schreibtisch und hatte Tränen in den Augen.
„Mom, was ist los?" fragte ich.
„Ach, Liebling, schön dich zu sehen. Ich habe gerade Albus von dem Zwischenfall mit Severus erzählt und dann kamen mir die Tränen." Ich ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. Onkel Al nickte mir von seinem Stuhl zu.
„Eleanor, das mit Severus darfst du nicht zu ernst nehmen, hörst du. Deine Stärken liegen in anderen Fächern. Wie ich gehört habe, bist du in Zauberkunst immer noch die Klassenbeste. Bravo!" sagte Onkel Al und tätschelte mir die Schulter. Mom hatte sich beruhigt und ich setzte mich auf den Stuhl neben sie.
„Onkel Al, wieso zeigt Professor Snape nie irgendwelche Gefühle?" Ich wollte es unbedingt wissen und wenn es einer wissen muss, dann Onkel Al.
„Du, Eleanor, Professor Snape hatte es nicht immer leicht in seinem Leben. Er hat früh wichtige Menschen in seinem Leben verloren. Da kannst du dir sicher vorstellen, wie traurig man sein muss."
„Oh, das wusste ich nicht. Ich will mir gar nicht vorstellen, euch zu verlieren. Ihr seid schließlich meine Familie." Ich nahm Moms Hand und sie drückte meine. Mit der anderen Hand wischte sie sich die Tränen weg.

Nach ein paar Minuten stand ich auf, weil ich noch ein bisschen was für die Schule machen wollte. „Eleanor, nimm dir das mit dem Trank bitte nicht zu sehr zu Herzen. Versprichst du mir das?" sagte Onkel Al.
„Ja, werde ich, Onkel Al." Ich wand mich an Mom, „Mom, können wir heute zusammen in unseren Räumen essen?"
„Oh ja, Liebling, gerne, ich sagen den Elfen Bescheid" sagte sie fröhlich.
„Bis später!"

***

Am Abend ging ich zu Moms und meinen alten Räumen. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Was mir jetzt schon ein bisschen Leid tat.
„Die Elfen waren schon hier gewesen und haben das Essen ins Esszimmer gebracht." Begrüßte mich Mom mit einer Umarmung. „Mhh, das riecht aber gut." Es gab Fleisch mit Kartoffeln und Gemüse.
Wir aßen alles auf und ich setzte mich auf das Sofa im Wohnzimmer. Mom machte den Kamin an und setzte sich zu mir.
„Mom, erzähl mir bitte noch etwas über Dad." bat ich sie.
„Er war ein toller Ehemann. Er war immer für mich da und hat mich beschützt. Es war wirklich ein tolles Gefühl, so jemanden zu haben. Als du geboren bist, hat er dich in seine Arme gelegt und hat dich so glücklich angeguckt. Du warst und bist das beste was uns passieren konnte und ich bin so froh dich zu haben." sie gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich fühlte mich geborgen in ihrer Umarmung. Sie erzählte mir noch ein bisschen mehr über meine Dad. Wir saßen lange auf dem Sofa und nach einer Zeit fielen mir die Augen zu. Ich merkte, wie Mom mich umzog und mit einem Schwebezauber in mein altes Bett brachte. Es war ganz weich und ich schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen weckte Mom mich und wir gingen zusammen in die Große Halle. Ich hatte vergessen, Ginny Bescheid zu sagen, dass ich bei Mom war. Sie hatte sich anscheinend große Sorgen gemacht.
„Oh, Ella, wo warst du? Ist alles in Ordnung? Du hast nicht in deinem Bett geschlafen?" sie sah mich fragend an.
„Entschuldigung, Ginny. Ich war gestern Abend bei Mom gewesen und wir haben zusammen gegessen und dann bin ich dort eingeschlafen. Ich hatte vergessen, dir Bescheid zu geben. Passiert nie wieder, versprochen?" sagte ich und umarmte sie.
„Du hast mir einen großen Schreck eingejagt, weil du gestern so schlecht drauf warst, dachte ich ,dir wäre was passiert."
„Es tut mir wirklich lied." sagte ich traurig und merkte, dass ich ihr wirklich besser Bescheid gegeben hätte.
„Schon gut, jetzt lass uns Frühstücken. Wir sind spät dran!" sagte sie lachend.

Die Tochter und der Lehrer? - Severus SnapeWhere stories live. Discover now