- zweiundsechzigstes Kapitel -

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P.O.V. Felix

Schon seit gefühlten Stunden war ich mit Alex in der Umkleidekabine und wir probierten die bescheuertsten Klamotten an. Das ganze war mega peinlich, da jedes mal wenn ich aus der Kabine trat, schauten mich gefühlte 10000 Leute dumm an. "Alex, komm ich will nicht mehr", meckerte ich, doch dieser schüttelte nun lachend den Kopf. So wie ich gerade aussah, wollte ich lieber niemandem begegnen. Doch zu meinem Glück fingen dann auch noch zwei Mädchen an zu kreischen. So schnell es ging, hetzte ich in die Kabine und zog mich in Windeseile um. Danach trat ich mit einem überdimensionalen Lächeln wieder raus. Die beiden Mädchen hatten währenddessen brav gewartet, konnten sich ein Lachen aber nur so gerade verkneifen. Ich machte noch schnell mit ihnen ein paar Bilder, bevor ich sie ein wenig genervt von Alex weiterschickte. Dieser kam nun auch endlich aus der Kabine und grinste mich fies an. "Das war dein Ziel, oder?" Prustend nickte er und klopfte mir auf die Schulter. "Sind schöne Bilder geworden" Ich seufzte und lief ohne ihn aus dem Laden heraus. Doch er folgte mir und holte mich auch schnell ein. "Hey, sei nicht sauer, von mir gibt es noch schlimmere." "Ja, dir ist sowas auch nicht peinlich." Er lachte auf und ließ schlussendlich doch das Thema fallen. Auf dem Weg zurück und Youruberhaus sprachen wir nicht mehr viel. Ich war zu schlecht gelaunt und hatte auch schlicht und ergreifend keine Lust mehr.

An der Wohnungstür der Brudis verabschiedeten wir uns nur mit einem kurzen Winken, da Alex mal wieder bei den beiden reinschneien wollte. Ich lief dann alleine weiter hoch und schloss meine Wohnung auf. "Hey Lou!" Doch von ihr kam keine Antwort. Eigentlich müsste sie doch da sein. Denn sie hat mir noch vorhin erzählt, dass sie nichts weiter heute vor hatte. Aber anscheinend war etwas dazwischen gekommen. Schulterzuckend machte ich mich auf den Weg ins Aufnahmezimmer und setzte mich an meinen Schreibtisch. Da ich in letzter Zeit etwas fauler als sonst gewesen war, hatte ich heute noch einen Haufen Arbeit vor mir. Mir entfuhr ein genervtes Seufzen und ich machte mich an die Arbeit. Nach gefühlten 1000 Stunden Dauer schneiden, 30 Energydrinks und einer Fertigpizza hatte ich dann auch endlich alles geschafft. Zufrieden streckte ich mich erst einmal. 3:45 Uhr morgens.

Komisch, Lou war immer noch nicht wieder da, was mir mächtig Sorgen bereitete. Normalerweise rief sie immer an, wenn sie spontan die Nacht über weg bleibt. Kurz schrieb ich ihr auf Whatsapp, dass ich mir Sorgen machte und sie sich bitte melden sollte. Doch sie antwortete nichts. Auch nach ein paar Anrufen war ich immer noch am selben Standpunkt. Ich hatte ein schlechtes Gefühl was ihr Wohlbefinden anging, weshalb ich erst mal alle Leute, die sie hier in Köln kannte, anrief. Doch keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Ahnung. Nervös lief ich auf und ab durch da Zimmer und versuchte nachzudenken. Doch mein Kopf war noch zu sehr mit Lou beschäftigt, um einen Plan aufzustellen. Außerdem war es schon fast 5Uhr in der früh und ich konnte kaum noch klar denken. Gestresst fuhr ich mir durch die Haare und schnaubte auf. Ich könnte sie zwar Suchen gehen, doch Köln war unglaublich riesig. Da ich kurz vorm verzweifeln war, keine Lösung fand und einfach todmüde war, legte ich mich schließlich doch schlafen und hoffte, dass sie morgen wieder auftaucht.

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Am nächsten Morgen wachte ich nach nur wenig Schlaf wieder auf. Denn die ganze Nacht hatte ich mir unheimliche Sorgen um sie gemacht und war erst nach länger Zeit eingeschlafen. Ich warf einen vorsichtigen Blick neben mich, in der Hoffnung sie dort aufzufinden, doch nichts. In meinen Augen bildeten sich kleine Tränen. Was ist wenn ihr was zugestoßen ist? Das würde ich mir niemals verzeihen. Doch ich rieb sie mir aus den Augen und setzte mich auf. Es war schon 12 Uhr, aber ich hatte noch immer nichts von ihr gehört. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich schnappte es mir innerhalb weniger Sekunden und nahm stürmisch ab. "Hallo, Lou? Bist du da?", fragte ich aufgeregt. Am anderen Ende der Leitung ertönte die Stimme eines mir fremden Mannes. "Nein. Guten Tag. Michalsk, mein Name. Sie wurden bei uns als Notfallkontakt für eine gewisse.. Loucianna Roth gemeldet. Haben sie Kontakt zu der jungen Dame?" Mein Herz begann heftig zu pochen und ich hielt den Atem für eine Sekunde an. "Ähh.. Ja. Wieso? Ist ihr etwas zugestoßen?" Der Mann räusperte sich überdeutlich und seufzte leise. "Es tut mir leid ihnen, das mitteilen zu müssen. Frau Roth wurde heute Morgen bewusstlos in einer Seitenasse aufgefunden, nachdem sie zusammengeschlagen wurde." Meine Augen weiteten sich und ich hielt mir geschockt die Hand vor den Mund. "Scheiße", flüsterte ich und fuhr mir durch die Haare. Meine Lippen zitterten und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es Lou gerade ging. Jemand hatte es doch tatsächlich gewagt meinem Mädchen etwas an zu tun! "Wenn sie Frau Roth besuchen wollen, sie liegt im Krankenhaus im Zentrum, Zimmer 256." Ich legte sofort auf und stürmte mit meinem Board aus der Wohnung. Noch nie bin ich so schnell gefahren, wie in diesem Moment. Noch nie waren mir die anderen so sehr egal, wie in diesem Moment. Ich achtete einfach nicht auf schimpfende Leute. Lou war im Moment das einzige was für mich zählte.

Als ich dann auch endlich im Krankenhaus ankam, stürmte ich durch die Gänge auf der Suche nach Zimmer 256. Ich fand es Dana ich schnell und riss die Tür förmlich auf. Es war ein schlichtes normales Krankenzimmer. Mit weißen Wänden und Möbeln. In diesem standen zwei Betten. Eins war leer, in dem anderen lag ein blasses Mädchen. Mein Mädchen. Ich lief langsam auf sie zu und traute mich nicht ein Wort zu sagen. Sie lag so ruhig auf dem Bett mit geschlossenen Augen und schlief. Auch wenn sie an all diese Schläuche angeschlossen war, fand ich sie dennoch wunderschön. Vorsichtig setzte ich mich auf den Stuhl neben dem Bett und drückte ihre Hand. Sie war so kalt, wie eigentlich immer, dich nur dieses Mal fühlte es sich anders kalt an. Vielleicht da sie nicht zurückdrückte.

Ich saß noch eine Weile so still da, bis sich auf einmal die Tür öffnete und eine ungefähr 45-jährige Ärztin den Raum betrat. Sie lächelte freundlich und hielt mir höflich die Hand hin, welche ich selbstverständlich schüttelte. "Wie geht es ihr?", fragte ich aufgeregt. "Also wie sie wahrscheinlich schon mitbekommen haben, wurde Loucianna zusammengeschlagen aufgefunden. Naja, sie trug zwar eine Gehirnerschütterung davon, aber ansonsten hatte sie Wohl eher Glück gehabt." Die Ärztin versuchte aufmunternd zu klingen, doch ich war noch nicht ganz überzeugt. "Und wie geht es dem Kind?", flüsterte ich leise. Selber, hätte ich niemals daran gedacht, doch mein Unterbewusstsein erinnerte mich ungefähr alle fünf Minuten daran, dass meine Freundin schwanger war. Die Frau schaute mich geschockt an und rückte sich ihre Brille zurecht. "Es gab ein Kind? Das tut mir leid, als wir die Ultraschallbilder gemacht haben, um nach inneren Verletzungen zu schauen, konnten wir keine Anzeichen für eine Schwangerschaft ausmachen. Wahrscheinlich ist der Embryo im Bauch umgekommen."

Ich bin (k)ein Spielkind - Dner ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt