- vierundsiebzigstes Kapitel -

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P.O.V. Jan

Ein kleines bisschen tat sie mir in diesem Moment schon Leid. Denn sie hockte da so alleine auf dem Boden und weinte still vor sich hin. Doch versuchte mir mein Mitgefühl nicht anmerken zu lassen. Diese Hexe hat André die ganzen drei Monate nur Trauern lassen. Er wollte nichts essen, konnte nicht schlafen. Aber am schlimmsten war, dass e nur noch lächelte, wenn die Kamera an war. Sie hatte meinem besten Freund die Lust am Leben genommen und sollte dafür bezahlen. Es tat umso mehr gut, dass er jetzt lachte. Sie nun endlich litt. Als sie sich nach einiger Zeit aufrappelte, strahlten ihre Augen eine gewisse Leere aus, die mir ein wenig Angst machte. Sie trat einen Schritt auf mich zu und wischte sich ohne die Miene zu verziehen ein paar übergebliebene Tränen weg.

"Ich weiß nicht, was ich dir getan habe, dass du Andre zu so etwas bringst. Er ist kein schlechter Mensch und würde so etwa nie machen. Doch dir könnte ich so etwas zutrauen. Du konntest mich doch schon von Anfang an nicht ausstehen. Ich habe jedes verschissene Mal versucht, dir nicht ins Gesicht zu sagen, was für ein Arsch du doch bist. Aber jedes mal, habe ich meine verdammte Klappe gehalten. Und wofür? Rauszufinden, dass es dir Spaß macht mich an den Rand der Verzweiflung zu bringen?! Soll ich dir mal was sagen? Du bist ein so schlimmer und hinterhältiger Mensch! Es kann nun mal nicht immer alles nach dir laufen! Es tut mir ja so leid, dass Andre mich gestern mitgenommen hat und ich meine Sachen vergessen habe! Aber ich war auch nicht so begeistert davon, doch trotzdem war ich wenigstens erwachsen genug, nicht so behindert zu reagieren! Denn ich habe schon immer mitbekommen, wie du schlecht über mich geredet hast. So dumm bin ich nicht. Du solltest dich dafür echt schämen!"

Sie schnaubte abfällig auf und drehte sich noch einmal zu André. "Ich hoffe ihr seit nun endlich glücklich!" Mit erneuten Tränen in den Augen rannte sie aus dem Raum die Treppe hinunter. Das letzte was wir noch von ihr hörten, war das Knallen der Haustür, als sie die Wohnung verließ.

P.O.V. Lou

In mir drinnen herrschte ein riesen Gefühlschaos und ich begann verzweifelt zu schluchzen. Meine Tränen bildeten einen Schleier in meiner Sicht und ich versuchte, ohne zu stolpern, die Treppe hinunterzustürmen. Doch ich kam nicht weit und stieß gegen eine harte Brust. Mein Blick schoss in die Höhe und ich betrachtete die Person. Mir gegenüber stand Simon. Der wahrscheinlich beste Freund von Felix und das größte Plappermaul überhaupt. Wenn Felix jetzt noch von Simon erfahren würde, dass ich heulend bei den Apes rausgerannt bin, war ich völlig am Arsch! Denn in diese Situation könnte man einen Streit als auch eine Abfuhr hineininterpretieren Er musterte mich mit großen Augen und runzelte fragend die Stirn. Hinter ihm standen noch Taddl und Ardy. Doch ich riss mich los und wollte weiterlaufen, dennoch hielt mich jemand am Handgelenk und stoppte meinen Plan. Überrascht drehte ich mich zurück und blickte in Taddl's Augen. Er schaute mich besorgt an und wollte wissen, was passiert war. Nennt es Dummheit, doch ich konnte es einfach nicht in Worte fassen. "Bitte, lasst mich jetzt alle mal in Ruhe", flüsterte ich leise und löste mich aus seinem Griff. Mit großen Schritten stürmte ich weiter die Treppe runter und ich ließ die anderen mit einem mulmigen Gefühl zurück. Die Jungs wollten bestimmt nur helfen und könnten mir gut zuhören, aber dennoch wollte ich mich zuerst einmal selbst sammeln.

Inzwischen war ich draußen an der frischen Luft angekommen und lief eingekuschelt in meine Jacke durch die Straßen Kölns. Doch die ganze Zeit war ich fast am verzweifeln. Denn inzwischen war ich schon mehrere Stunden unterwegs und Felix würde mir bestimmt nicht mehr abkaufen, dass ich noch kurz was zu erledigen hatte. Mein Magen zog sich zusammen, als mir bewusst wurde, dass ich ihm alles erzählen müsste. Sonst würde es bestimmt jemand anderes für mich tun und das würde Felix nur noch mehr enttäuschen. Er wird sowieso schon von mir enttäuscht sein, dass ich ihn nicht gebeten habe mitzukommen. Aber ich wollte nicht noch unnötigen Streit zwischen ihm und Andre anzetteln. Oder auch mit Jan. Denn wenn rauskommt, was er getan hat, wird Felix vollkommen ausrasten. Er hatte nämlich um ehrlich zu sein, einen unheimlich großen Beschützerinstinkt. Das habe ich ja schon damals gemerkt, als er meinen Bruder geschlagen hatte.

Nach einer Weile ging ich dann auch wieder nach Hause. Dennoch blieb das mulmige Gefühl in meinem Magen. Meine Schritte waren schwerer als sonst und die Angst brachte mich zum Zittern. Bevor ich die Tür aufschloss, atmete ich noch einmal durch. Dann trat ich ein und lauschte neugierig in die Wohnung. Aus dem Aufnahmezimmer, konnte ich Felix' Schreie hören, also nahm er mal wieder auf. Vielleicht ist es besser so. Ich ging in die Küche und machte mir eine heiße Schokolade. Die hat mich eigentlich schon immer aufgeheitert und bessere Laune bereitet. Doch dieses Mal half es nichts. Viel zu früh kam dann auch schon Felix in die Küche und drückte mir einen Kuss auf den Mund. "Hey, Lou. Wo warst du so lange?" Ich umfasste meine Tasse und biss mir nervös auf die Lippe. "Ähhm.. Bei den Apes." Felix drehte sich blitzartig zu mir und schaute mich geschockt an. "Was?! Was wolltest du da?" In seiner Stimme lag ein wütender Unterton, welcher mir schon ein wenig angst bereitete. "Als Andre mich letztens nach Hause gebracht hat, habe ich ein paar Sachen im Auto vergessen und die wollte ich halt holen" Er zog ein wenig spottend die Augenbrauen hoch und schnaubte. "Ach ja? Und wo sind dann diese Sachen?" Ich seufzte auf und senkte meinen Blick. "Das ist ja der Knackpunkt. Jan kam auf die geniale Idee, sie als Abschied für Andre von mir zu verbrennen" Ich flüsterte gegen Ende hin nur noch, da er sich schon anspannte. "WAS?! Dieser Wixxer!" Aufgeregt lief er auf und ab, in dem Versuch sich abzuregen. "Felix das geht schon klar. Du musst nichts machen oder so!" "Nichts machen? Nein, ich werde diesen Kerl killen!" Und mit diesen Worten stampfte er dann auch aus der Tür und das letzte, was ich noch hörte war das viel zu laute Knallen, der Tür.

Ich bin (k)ein Spielkind - Dner ffWhere stories live. Discover now