- einundsiebzigstes Kapitel -

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P.O.V. Lou

Ich schluckte und schaute ängstlich zu ihm hoch. In den letzten Monaten hatte ich jeglichen Gedanken an ihn verdrängt und mich vollkommen auf Felix konzentriert. Vielleicht war es auch besser so gewesen. Aber jetzt wurde ich mit allen Gefühlen und Gedanken auf einmal konfrontriert. Ich war vollkommen fertig und wäre am liebsten nun wegerrant. "Hey" Er steckte nervös seine Hände in die Taschen und versuchte seine Angst zu überspielen. Doch seine Augen konnten mich nicht anlügen. Sein Blick wanderte langsam an mir herunter und er biss sich auf die Lippe. "Nass geworden?" Ich lächelte schief und nickte. Natürlich musste er gerade im Gegensatz zu mir perfekt gestylt aussehen und nass geworden war er bisher auch noch nicht. Doch auch wenn er viel besser aussah, war ihm das ganze sichtlich peinlich. "Soll ich dich vielleicht nach Hause bringen? Wir sind mit dem Auto hier?" Ich schaute ihn wenig verwirrt an und schaute in die Richtung, in welche er zeigte. Dort standen Jan und Cengiz unter einem Regenschirm und beobachteten das ganze. Cengiz schien ganauso wenig weiter zu wissen, wie Andre und ich. Während Jan mich mit bösen Blicken überhäufte, weshalb ich auch dankend ablehnte.

"Nein, nein. Jan will mich glaube ich nicht mehr in eurer Nähe haben.", lachte ich seine Todesblicke ignorierend. Er schmunzelte ebenfalls, nahm mir aber dennoch die Tüten ab und deutete mir an ihm zu folgen. Ein wenig stuzig tat ich dies dann auch. Andre packte die Tüten in den Kofferraum und ich konnte beobachten, wie sich Jan zu ihm gesellte und auf ihn einredete. Ich frage mich langsam, ob dieser Kerl jemals seinen Hass auf mich bändigen könnte. Denn auch wenn Andre und ich uns getrennt hatten, waren wir ja auch nihct besonders lange zusammen. Cengiz stellte sich neben mich und beobachtete die beiden ebenfalls. Sie diskutierten nämlich schon etwas lauter, als es sein sollte. Cengiz seufzte auf und schüttelte den Kopf. "Dieser Junge kann altes echt nicht hinter sich lassen." Ich lächelte ein wenig und spielte mit meinem Ärmel herum. "Ganze vier Wochen, nachdem ihr euch getrennt hattet, war der immer noch am Lästern. Manchmal frage ich mich, wie ich ihn bloß aushalten kann" Ich schmunzelte über seine Worte und sah ihn dankend an. Cengiz war wirklich ein Mann der Worte.

Im Auto sagte niemand etwas, es lief lediglich etwas Musik aus dem Radio. ich kannte das Lied nicht, aber es hebte meine Stimmung nicht sonderlich, sondern ließ mich nur noch mehr nachdenken. Andre sah irgendwie mitgenommen aus. Vielleicht auch, weil er mich heute nach langem erst wieder gesehen hatte. Mir ging es ja genau so. Es fühlte sich so komisch leer und deprimierend in dir drinnen an. Das Auto hielt, doch nicht vor dem Youtuberhaus, sondern vor einem mir unbekannten Gebäude. Jan und Cengiz stiegen aus, sodass nur noch Andre und ich in dem Wagen saßen. "Wohin gehen sie?", fragte ich leise in die Stille hinein. Er klopfte neben sich auf den Platz und schaute mich bittend an. Während ich nach vorne auf den Sitz kletterte, fing Andre schon an zu erzählen. "Wir ziehen um. Da vorne wäre unsere neue Wohnung." Er zeigte auf ein hell erleuchtes Fenster. Ich lächelte und betrachtete das Gebäude eine Weile. Bis ich bemerkte, dass er gar nichts weiter sagte und drehte mich zu ihm. Er hatte mich die ganze Zeit über angeschaut und hielt immer noch seinen Blick auf mich gerichtet. Ihm war ein leichtes Lächeln auf den Lippen gezeichnet und er konnte gar nicht mehr aufhören. "Andre?", kicherte ich. "Wolltest du mich nicht nach Hause bringen? Denn ich muss dir leider sagen, dass der Sitz langsam nass wird" Er schütelte überascht den Kopf und brachte ein "Ja natürlich", heraus und startete den Motor. Irgendetwas war anders an ihm, doch ich konnte es nicht nennen. Vielleicht dieses verschwörische Lächeln, welches seine mir lange verschollen gebliebenen Grübchen zum hervorscheinen brachte.

"Alles ok bei dir? Du strahlst die ganze Zeit so!" Ich lächelte ihn an und drehte die Musik ein wenig lauter, da gerade ein cooles Lied ertönte. "Alles ist perfekt. Das ist es ja!", lachte er und versuchte die Musik zu übertönen. ich hatte leider eine Schwäche für laute Töne und Melodien, denn so brannten sie sich meiner Meinung nach besser ins Gedächtnis ein und ich bekam öfters Ohrwürmer. Auch wenn viele andere, nicht meine Meinung teilen. Ohrwürmer sind etwas tolles und erklären dir immer wieder, was für Musik du liebst und brauchst. Ein zweites Mal hielt der Wagen, diesmal nun endlich vor dem Youtuberhaus. Entschlossen drehte ich mich zu Andre und wollte mich verabscheiden, doch dieser grinste immer noch so blöd. "Andre? Du hörst ja gar nicht auf zu grinsen! Sag mir doch, was los ist!" Er schüttelte lachend den Kopf und drehte seinen Körper zu mir. Fragend hob ich die Augenbrauen und schaute ihn gespannt an. "Sag du mir zuerst. Bist du glücklich, also mit Felix?"Mir klappte ein wenig der Mund auf und ich schaute ihn geschockt an. "Ist das gerade dein Ernst gewesen? Ich dachte wir hatten das schon vor Monaten geklärt!" Er hob abwehrend die Hände und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Doch es entschuldigte nichts. "Es ist seit dem ich gefragt hatte, viel Zeit vergangen" Ich atmete laut aus und versuchte nicht die Fassung zu verlieren. "Andre, ich sage es dir ein letztes Mal. Ich bin glücklich mit Felix und bereue meine Entscheidung von damals kein Stück!" Wütend stieg ich aus dem Auto aus und knallte die Tür hinter mir laut zu. Dieser Junge war doch nicht mehr ganz bei Verstand! Wie oft musste ich ihm das noch erklären?

Ich lief hoch zur Wohnung und versuchte dabei nicht allzu viele Pfützen zu hinterlassen, was mir mehr oder weniger auch gelang. Noch bevor ich die Tür richtig aufgeschlossen hatte, wurde sie schon von Felix aufgerissen, welcher in Jacke und Schal vor mir stand. "Ohh, wohin geht es?", fragte ich ihn ein wenig verwundert. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und bemerkte anscheinend nicht, dass ich am triefen war. "Treffe mich noch mit paar Jungs, komme spät wieder." Er wollte schon wegrennen, doch ich hielt ihn an seinem Ärmel fest. Er guckte verwirrt und betrachtete mich jetzt erst genauer. "Es regnet?" Ich nickte lachend und holte ihm einen Regenschirm in die Hand, welchen er dankend annahm. "Geh erst mal warm duschen, du siehst schon ganz blass aus" Felix betrachtete mich sorgenvoll und schubste mich sanft in die Wohnung hinein, bevor er hinter sich die Tür schloss. Ich seufzte auf und entledigte mich meiner Klamotten und schlurfte ins Bad. Dort duschte ich dann wirklich einmal unter warmen Wasser. Es tat gut und ließ alle meine Sorgen für einen kurzen Moment fast unscheinbar sein.

Ich bin (k)ein Spielkind - Dner ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt