⊰16⊱

19 2 3
                                    

Wir laufen nun schon ein paar Kilometer und kommen auf einer großen Wiese an. Ich habe mir bereits in einem Kleidungsgeschäft auf dem Weg ein neues T-Shirt geholt. Nun sehe ich mich nach Gebäuden um, die mir ein Indiz dafür geben könnten wohin wir gehen, doch hier ist nichts zu sehen. Überall nur Wiese und Gebüsche und Blumen aber mehr nicht. Ständig sieht der Typ, der mein Eis umgekippt hat zu mir rüber und scheint sich zu überlegen, warum ich dabei bin. Ich tue seit ungefähr zehn Minuten so, als würde ich seine Blicke nicht bemerken, da ich immer noch wütend bin, dass er sich geweigert hat mir mein Geld zurückzugeben. Keiner von uns redet, bis wir einpaar Treppenstufen auf der Wiese erreichen und es ist Lars, der mit seinem "Wir sind da.", was an mich gerichtet ist - denke ich - die Stille durchbricht.

Als ich den roten Boden mit den vielen weißen Linien und der Sportplatzbarriere sehe, weiß ich endlich wo wir sind: Auf einem Fußballfeld.

Als Lars sagte, es wird mir nicht gefallen, hatte ich mir um ehrlich zu sein irgendeine Bar oder 'nen Club vorgestellt, deshalb bin ich jetzt erleichtert auch wenn Fußball für mich eigentlich kein Grund zur Erleichterung darstellen sollte, denn ich kann gar kein Fußball spielen. Ich sehe jetzt im Feld noch etwa 6-8 weitere Leute, wobei zwei schon mit dem Ball hin und her schießen und der Rest sich unterhält. Da ich es eigentlich nicht mag neue Menschen kennenzulernen - meine introvertierte Art lässt grüßen - gehe ich erst gar nicht näher an die Leute ran.

"Ich möchte nur zuschauen.", sage ich zu den beiden Männern, die mit mir gekommen sind und diese schauen nur kurz zu mir und gehen dann, ohne mir weiter Beachtung zu schenken, zu den anderen. Bei der Grüppchenbildung scheint es ein Problem zu geben, da sie von der Zahl her nicht aufgeht, weshalb einer aus der Gruppe fragt, warum ich nicht mitspiele. "Ich kann nicht spielen.", sage ich beschämt, als wäre es selbstverständlich, dass ich gut spielen müsste wenn ich mitkomme. Ein paar von den Typen versuchen mich noch zu überreden und wollen dass ich trotzdem mitspiele, aber ich lehne immer wieder ab, da ich das Gefühl habe, sie würden sich unter 'ich kann nicht spielen' nicht das vorstellen können, was Wirklichkeit ist.

Glücklicherweise schlägt ein Mädchen aus der Gruppe selbst vor nicht mitzuspielen und läuft auf mich zu. Während die anderen anfangen zu spielen kniet sich die Brünette, die nun aussetzt neben mir zu Boden. Eine zeitlang sehen wir nur still den anderen zu, bis ich mit einem freundlichen Lächeln angesprochen werde. "Hi, ich heiße Elisa und wer bist du?" Mein Herz schlägt nun etwas schneller, da ich etwas aufgeregt bin und ich antworte ihr schnell mit "Äh, ich heiße Mera." Als ich sehe, wieviel Spaß die anderen haben, entschuldige ich mich bei ihr, weil sie meinetwegen jetzt rumsitzen muss, während alle anderen das schöne Wetter gemeinsam genießen. "Weißt du was, ich bin selbst nicht der beste Spieler, deswegen brauchst du dich gar nicht zu entschuldigen.", versucht sie mich aufzumuntern. Während die Gruppe mit Lars alle ständig jubeln nach jedem Tor, fällt mir auf, dass in der anderen Gruppe ständig rumgeschrien wird, wobei ständig über eine Person gemeckert wird, und zwar Malu, das andere Mädchen - neben Elisa - aus der Gruppe. Nach einer halben Stunde Spielzeit ruft einer der Männer "Kurze Pause!" und alle gehen zu ihren Rucksäcken und die einen holen sich ihre Trinkflaschen, die anderen ein Handtuch, um sich den Schweiß von der Stirn abzuwischen.

Elisa ruft Malu mit einer Handbewegung zu uns und die Frau mit den roten Haaren, das zu einem Pony zusammengebunden wurde und mit ihrem sportlichen Outfit läuft nun schmollend auf uns zu. "Hi.", begrüßt sie mich lächelnd, wobei man deutlich erkennt wie frustriert sie von ihren eigenen Fußballkünsten ist. "Fühl dich nicht schlecht, es liegt nicht an dir, die Idioten jagen wie verrückt dem Ball hinterher und merken gar nicht was sie dabei sagen, das war auch damals beim Sportunterricht in der Schule so." Diese Trostworte sind von Elisa an Malu gerichtet. Ich denke still über ihre Worte nach und sie hat wahrscheinlich recht. Immer wenn ich im Fernseher irgendeine Sportshow sehe, fluchen sich die Typen gegenseitig an, wobei bei Frauen das Spiel insgesamt - mit Ausnahme einiger Zickereien - viel ruhiger verläuft. Ob das immer so ist weiß ich nicht, könnte auch irgendso ein Geschlechterklischee sein. "Ich kann Fußball spielen, im Verein bin ich immer die beste, aber da sind wir auch nur unter Mädchen, mit den Idioten sieht das Spiel schon wieder ganz anders aus.", versucht sie ihre Niederlagen rechtzufertigen. "Im Verein bist du aber auch die älteste Malu. Wenn ich mit jüngeren Mädels Fußball spielen würde, wäre ich auch ein Profi." Für diese Worte scheint das Mädchen keine Antwort zu finden und ignoriert sie nach einem wütenden Blick. "Warum bist du denn eigentlich mitgekommen, wenn du nicht spielst?", fragt mich das Mädchen neugierig und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mich nur gefragt hat um das Thema zu wechseln. Bevor ich ihr antworten kann stellt sie mir eine weitere Frage "Und bist du eigentlich mit Lars und Felix schon lange befreundet, weil ich sehe dich zum ersten Mal hier obwohl wir eigentlich immer alle zusammen spielen."

Ich entscheide mich dafür, die zweite Frage zu beantworten und erkläre ihr, dass ich eigentlich nur mit Lars befreundet bin und mich mit ihm in der Stadt verabredet hatte und wir schon lange in unserer Freizeit zusammen was machen, was natürlich alles vollkommen erfunden ist, da mir die Wahrheit zu unangenehm ist, nämlich dass ich eigentlich keine Lust mehr hatte einsam und alleine meine Zeit zu verbringen und die beiden buchstäblich gezwungen habe mich mitzunehmen. "Hmm okay aber du hast mir immer noch nicht meine zweite Frage beantwortet.", sagt Malu, woraufhin ich ihr erkläre, dass Lars dann gesagt hat, er geht heute irgendwo hin und ich solle mitkommen und ich eigentlich gar nicht wusste, dass wir hierher kommen würden. "Der Grund, warum er mich mitgenommen hat ist, weil meine beste Freundin ein Auslandsjahr in Frankreich macht und er mich auf andere Gedanken bringen wollte, denn wie ihr gemerkt habt, komme ich eigentlich nie mit ihm hierher. Er weiß selbst, dass ich Fußball garnicht leiden kann."

Die beiden sehen mich verständnisvoll an, was dazu beiträgt dass mich nun ein schlechtes Gewissen plagt, weil ich die beiden Mädchen, die ich erst vor ein paar Stunden kennengelernt habe, vollkommen belogen habe und außerdem habe ich Angst davor, was passiert, wenn die beiden diese frei erfundene Geschichte Lars erzählen. Nicht schon wieder eine peinliche Geschichte, nach diesem Vorfall an der Bushaltestelle. Das beste ist, dass ich diesmal weiß, dass er mir das unter die Nase reiben wird und auch wenn er nicht offen meinen Namen nennt wenn er über den Vorfall redet, wie letztes Mal mit Rick, ist es schlimm genug. Außerdem ist es diesmal anders. Letztes Mal konnte er sich lustig über mich machen, aber diesmal wenn sie ihn über die Dinge die ich gerade gesagt hab ansprechen könnte er sowas sagen wie "Freunde? Wir haben uns nur ein paar Mal gesehen." oder sowas wie "Sorry, da hat die euch Mal ganz schön belogen."

Oh Mann, ich wünschte ich könnte diese paar Minuten zurückspulen...

Oh Mann, ich wünschte ich könnte diese paar Minuten zurückspulen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Looking for you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt