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Ich erschrecke vom Piepen meines Handyweckers. Im Halbschlaf wandern meine Hände umher und ich versuche nur das Gerät zu finden und das Ding zu stummen. Ich suche verzweifelt einige Sekunden danach und weigere mich, meine Augen zu öffnen, denn wenn ich sie auch nur ein klitzekleines bisschen öffnen würde, wäre der schönste Augenblick eines jeden Menschen zerstört. Genau, es ist der Schlaf. Leider habe ich heute kein Glück und finde den Nachttisch nicht und als ich mich noch etwas weiter zur rechten Seite erstrecke, falle ich vom Bett runter. Erschrocken vom Prall öffne ich meine Augen und reibe an ihnen, damit ich etwas klarer sehe, aber als ich allmählich zu mir komme wird mir klar, dass ich eigentlich gar nicht Zuhause bin - wenn man ein Hotelzimmer als Zuhause bezeichnen kann. Ich erhebe mich vom Boden und sehe mich um und mir wird nun klar, dass ich wohl bei Rick gestern eingeschlafen bin. Mir wird ganz warm, aber nicht vor Freude, dass ich zum ersten Mal bei ihm schlafe, sondern vor Scham. Was ist denn gestern Abend in mich gefahren? Ich muss den Verstand verloren haben, so wie ich mit ihm geredet habe... Ich hoffe er ist nicht sauer auf mich oder fragt mich warum ich gestern so komisch geredet habe. Ich weiß nicht ob ich gestern vor Erschöpfung wie irgendso ein Alkoholiker wirres Zeug geredet habe, aber das war ganz und gar nicht ich selbst. Bei jedem kleinen Geräusch hier im Wohnzimmer erschrecke ich und sehe mich um, ob Rick hier ist, doch zu meinem Glück ist es immer nur der Verkehr oder irgendwas in der Küche, zumindest kommt niemand. Mein Handy piept erneut und ich sehe nun zum Gerät auf dem Boden runter und greife blitzschnell danach vor Angst, dass er von meinen Geräuschen aufwachen könnte. Mit Erleichterung und voller Freude sehe ich Elisas Namen und blicke einige Sekunden drauf, bis ich mich zusammenreiße, tief einatme und endlich abnehme.

"Äh hallo."

"Hey Mera, ich bin's Elisa. Wegen gestern wollte ich dir sagen, äh also wenn du Lust hast dann gehen wir gleich zusammen zum Cafe um zu frühstücken, bevor wir mit dem Tag starten. Also, kommst du?"

Vor lauter Freude fange ich wieder an innerlich zu jubeln und sage zu. Ich frage noch schnell nach der Adresse des Cafés und sie meint nur: "Ich meine Lars' Cafe, warst du da noch nicht?"

"Ah.. äh achso okay dann komme ich gleich zu euch. Bis später!"

Okay ich weiß es ist nicht so toll gleich den Tag mit dem Blödmann zu starten aber ich gehe ihm einfach die ganze Zeit aus dem Weg. Ich darf mir diesen Tag nicht von ihm vermiesen lassen. Ich meine es ist das erste Mal, dass ich mich mit "richtigen" Freunden treffe. Elena ist zwar auch meine Freundin, aber mit ihr haben wir uns eher befreundet weil wir beide viel Zeit mit Rick verbringen, aber dieses Mal sind es Freunde, die ich selbst kennengelernt hab und die nur Zeit mit mir verbringen wollen.

Ich nehme meine Handtasche und laufe ganz vorsichtig auf Zehenspitzen zur Tür und mache sie hinter mir ganz langsam zu. Ich laufe ganz schnell zum Hotel und dusche mich zügig. Daraufhin suche ich mir ein weißes mit Sonnenblumen geblümtes Kleid an. Meine Haare binde ich zu einem Zopf mit meinem gelben Haargummi. Ich mache etwas Makeup auf mein Gesicht auf, wobei ich mir einen einfachen braunen Lidschatten auftrage auf die Augenlider und meine Lippen mit einem schimmernden Lippenbalsam pflege. Ich hole meine braune Handtasche und ziehe mir meine weißen Sandalen mit Absatz an.
Ich gehe entlang den Flur und laufe auf den Ausgang zu. Das Wetter heute ist wärmer als gewohnt, obwohl wir uns mitten im Herbst befinden, das ist zwar ungewohnt, doch gleichzeitig freut es mich. Ungewohnt ist auch meine gute Laune heute und ich hoffe nur, dass sie nicht von irgendwas oder irgendwem zerstört werden. Ich laufe zügig die Straße runter zur Bushaltestelle, die mich zur Ringelstraße bringen soll. Der Bus müsste eigentlich schon längst da sein, aber wenn ich nach rechts und links blicke sehe ich nur den stillen Verkehr. Ungeduldig blicke ich noch einige Male abwechselnd erst auf den Fahrplan, dann auf meine Uhr bis ich ihn endlich sichte. Ganze zwei Minuten hat er sich verspätet, also bitte. Ich steige ein und sehe während der Fahrt, dieses Mal stehend, - durch die Lehre die ich letztes Mal gezogen habe, dass man sich nicht auf die Einhaltung von Hygieneregeln in Bussen verlassen kann - aus dem Fenster. Nach den Ampeln, Fahrradfahrern und vielen Läufern, die ich auf dem Weg beobachtet habe komme ich endlich an. Ich renne nun die wenigen Straßen weiter, da ich schon etwas zu spät bin, bis ich vor den Tischen meines Lieblingscafés stehe.

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