Vorgeschichte 2

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Ich bin so aufgeregt und kann selbst gar nicht beschreiben was ich gerade fühle. Ich meine, ich suche jemanden, den ich zuletzt vor elf Jahren gesehen habe. Wahnsinn!

Ich versuche mich an meine schönen Tage vor elf Jahren zu erinnern. Als ich noch Spaß daran hatte, wie eine Verrückte im Regen zu tanzen. Nachher lag ich immer mit Fieber im Bett und musste diesen ekelhaften Fiebersaft zu mir nehmen. Ich weiß noch genau, wie lange es gedauert hat, bis Mama es geschafft hat ihn mir zu geben, weil ich so stur war. Sie gab es mir immer mit so einem Plastiklöffel und jedes Mal habe ich mir dabei die Nase zugehalten.

Wenn ich gesund war, erzählte ich Lars davon und er sagte, dass seine Mama es niemals geschafft hat ihm den Saft zu geben. Er war so stur. Obwohl ich mir immer so sicher war, dass sie es ihm trotzdem gegeben hat, wenn er schlief, tat ich so als würde ich ihm glauben. Dann streiteten wir wie so oft über Kleinigkeiten. An dem Tag, weil er gemerkt hatte, dass ich ihm nicht glaubte.

"Du glaubst mir nicht, du glaubst mir nicht? Dann frag doch meine Mama, he he", versuchte er mich immer zu überzeugen.

Meine Träume, mein Ich. Meine Kindheit. Auch wenn ich nun schon viel älter bin, habe ich mich in diesen Jahren überhaupt nicht verändert, zumindest im Inneren nicht. Und er hat es bestimmt auch nicht.

Moment mal. Kann das sein?

Erst jetzt bemerke ich die große verstaubte Kiste, die in der Ecke des Zimmers, gleich neben der Tür steht. Sie ist sehr groß und an ihr wurde ein Schloss angebracht.

Schloss heißt... WICHTIG!

Eine kleine Hoffnung macht sich in mir breit. Vielleicht habe ich gerade etwas Wichtiges entdeckt.

Ich ziehe am Schloss. Fester und fester.

Irgendwie macht das alles hier für mich keinen Sinn. Obwohl elf Jahre lang niemand dieses Haus betreten haben soll, sieht das Zimmer mit Ausnahme des Blutes sauber aus. Es riecht auch komischerweise nach... Waschmittel?

Kommt es mir hier so sauber vor, weil ich so aufgeregt bin oder kann es sein, dass jemand.. her kommt? Ach was! Vielleicht bin ich ja gerade am ganz falschen Ort und folge gerade vollkommen unwichtigen Hinweisen.

Aber vielleicht ist etwas viel Größeres und Schrecklicheres hinter seinem Verschwinden, als ich mir jemals erträumen könnte.

Hör auf, du spielst nicht in einem schwarz-weiß Krimi mit, wir sind im echten Leben!

Diese Worte rede ich mir immer ein. Immer, wenn ich eine meiner vielen gefährlichen Ziele verfolge und plötzlich wie aus dem Nichts Panikattacken kriege.

Ich. Die, die es sich seit langem nicht mehr erlauben darf, ängstlich zu werden. Nach all diesen schweren Tagen und mit dem Wissen für Dinge beschuldigt zu werden, für die ich nichts konnte, darf ich niemals meine verletzliche Seite zeigen.

Wenn ich so richtig darüber nachdenke, ist es nicht wirklich meine erste Spur. Es sind so viele seltsamen Dinge passiert. Irgendwie scheint mir, als ob die letzten Monate alle zusammen hängen, aber irgendwie auch nicht. Die Verluste und die Abschiede, die ich von meinen liebsten Menschen nehmen musste und meine Schuldgefühle. Ich bin Schuld daran, dass sie gegangen sind, weil ich es war, die Lars unbedingt zurück haben wollte.

Ich ziehe weiter am Schloss dieser Truhe. Sie ist der einzige Gegenstand, der im Vergleich zu den restlichen Möbeln wirklich so aussieht, als ob sie von vor elf Jahren stammt, so alt und kaputt wie sie ist.

Beim Ziehen am Schloss fällt mir etwas aus der Jacke. Gefaltetes Papier, wobei ich vermute, dass es irgendeiner meiner Notizzettel ist, die mich an wichtige Dinge erinnern sollen. Ich falte es auf und sehe hinein.

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