13 - Die Dämonen der Vergangenheit

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Es ist ein verregneter Montagabend, als ich an meinem Schreibtisch hocke und den Kampf gegen meine Mathehausaufgaben verliere.

Normalerweise wäre ich jetzt vom Schwimmtraining heimgekommen, aber da ich gar nicht erst hingegangen bin, konnte ich mich den ganzen Tag mit Schulaufgaben herumschlagen.

Meinen Eltern habe ich erzählt, dass das Training heute ausfällt. Den wahren Grund, warum ich wirklich zu Hause geblieben bin, kennen nur Clarissa und Raylie.

Und Trace - wobei es mich nicht einmal wundern würde, wenn er Tory die Ausrede mit der Erkältung abkaufen würde.

Mir ist bewusst, dass das Schwänzen vom Training keine dauerhafte Lösung ist, aber bis ich einen anderen Plan habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich von dem Schwimmbad und vor allem von Trace fernzuhalten.

„Rayla?!" Ich stöhne frustriert, als meine Mutter nach mir ruft. Ich war gerade kurz davor meinen eventuellen Mathegeistesblitz niederzuschreiben, doch ihretwegen habe ich ihn wieder vergessen.

„Rayla?!", ruft sie erneut nach mir. „Was ist?", brülle ich genervt zurück. Da wir schon vor einer halben Stunde zu Abend gegessen haben, wundert es mich, dass sie gerade nach mir ruft.

„Hier unten wartet ein junger hübscher Kerl auf dich!"

Sofort verschlucke ich mich an meiner eigenen Spucke. Ein junger hübscher Kerl? Der einzige junge hübsche Kerl, den ich kenne, ist Trace.

Woher weiß er, wo ich wohne? Und woher nimmt er sich das Recht, einfach bei mir aufzutauchen?

Als ich gesagt habe, dass es nichts mehr zu bereden gibt, habe ich das auch so gemeint.

„Rayla kann nicht! Sie schläft schon!", rede ich in der dritten Person von mir. Kurz habe ich die Hoffnung, dass Mum denkt, Raylie hätte diese Worte gerufen, doch spätestens als wenige Sekunden später polternde Schritte auf der Treppe zu hören sind, weiß ich, dass mein Plan missglückt ist.

Jetzt hilft nur noch eine Sache - die Zimmertür abschließen.

Im Eiltempo springe ich von meinem Schreibtischstuhl auf und schlittere auf meinen Kuschelsocken zu der Tür. In dem Moment, in dem ich mit meinem kleinen Zeh an der Kante meiner Kommode hängenbleibe und leise fluche, wird auch schon meine Türklinke heruntergedrückt.

„Was soll dieses Theater, Fräulein?", möchte meine Mutter mit verschränkten Armen wissen. „Dein Schwimmtrainer, der sich übrigens nach deinem Gesundheitszustand erkundigt hat, wartet unten vor der Haustür auf dich."

„Ich will nicht mit ihm reden!", erwidere ich sofort wie ein bockiges Kleinkind.

„Rayla." Mum seufzt einmal. „Was auch immer zwischen euch beiden vorgefallen ist, ihr solltet das klären."

„Er hat sich damals gedopt!", verrate ich einer weiteren Person die Wahrheit über Traces Vergangenheit. „Ein Grund mehr, warum ihr miteinander reden solltet", meint Mum. „Kommunikation ist das A und O in einer Beziehung."

Wie bitte?! Meine Mutter denkt doch nicht ernsthaft, dass wir ein Paar wären, oder? Lächerlicher geht es echt nicht mehr.

„Wir sind nicht zusa-"

„Geh und rede mit ihm! Ansonsten schicke ich ihn in dein Zimmer!", droht Mum mir.

Warum ist es ihr überhaupt so wichtig, dass ich mich mit Trace unterhalte? Sie kennt ihn schließlich gar nicht. Außerdem sollte sie als meine Mutter dafür sorgen, dass ich mich von schlechten Menschen wie dem Blondschopf fernhalte.

„Ich will nicht!"

„Los geht's!" Mum reicht mir ihre Hand, die ich gezwungenermaßen ergreife, und schleift mich dann wie ein lästiges Anhängsel hinter sich her. Erst als wir vor der Haustür ankommen, lässt sie meine Hand wieder los.

Fries before guysWhere stories live. Discover now