24 - Schwimmtraining mal anders

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„Meinst du, dass die anderen Mädels noch kommen werden?", frage ich Tory unsicher.

Es ist Donnerstagabend, das Schwimmtraining beginnt in fünf Minuten und bisher sind die Schwarzhaarige und ich die Einzigen in der Umkleidekabine.

„Ich habe keine Ahnung", zuckt meine Freundin ratlos mit den Schultern.

Eigentlich hat Clarissa ja versprochen, das ganze Drama wieder geradezubiegen, aber es würde mich nicht wundern, wenn das bloß eine leere Versprechung war.

Hätte sie sich nämlich an ihr Wort gehalten, wäre die Umkleide jetzt voll mit plappernden Barbies - doch das ist sie nicht.

Ich möchte mir gar nicht erst ausmalen, wie enttäuscht Trace gleich sein wird, wenn nur Tory und ich das Schwimmbad betreten.

Mein Freund ist so naiv und denkt, dass sich die anderen Mädels aus dem Team schon wieder beruhigt haben, aber so ist es nicht. Sie denken schließlich, dass sich Trace freiwillig gedopt und uns alle angelogen hat. Mit diesem falschen Wissen würde ich auch nicht zum Training erscheinen - was ich ja vor ein paar Wochen auch nicht bin.

Plötzlich schwingt die Tür der Umkleidekabine auf. Kurz habe ich die Hoffnung, dass Megan und ihre Gefolgschaft die Kabine betreten, doch stattdessen kommt eine schüchterne Julie zum Vorschein.

„Och ne", murmele ich leise, als die Sechszehnjährige ihre Sporttasche auf der Bank abstellt. Mit ihrem Justin Bieber Fanshirt sieht sie genauso dämlich aus, wie immer.

„Rayla?" Ich bin überrascht, als mein Name ertönt.

Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem skeptischen Blick schaue ich zu Julie.

„Es tut mir leid", flüstert sie schuldbewusst. „Ich hätte Trace und dich nicht fotografieren dürfen und die Fotos auch nicht herumzeigen sollen."

Ihre Entschuldigung erstaunt mich. Ehrlich gesagt habe ich nämlich nicht mehr damit gerechnet, dass sich Julie für ihren Fehler entschuldigen würde.

„Ich stecke meine Nase einfach zu oft in Angelegenheiten hinein, die mich nichts angehen", seufzt sie frustriert. „Das sagen auch meine Eltern."

Plötzlich habe ich ein bisschen Mitleid mit Julie. Als ich in ihrem Alter war, war ich auch viel zu neugierig und habe einige Sachen getan, die ich im Nachhinein bereue.

Vermutlich hat die Brünette die Fotos auch nur gemacht, um Anschluss im Team zu finden. Es ist schließlich nie einfach, der Außenseiter zu sein.

„Ist schon okay", nehme ich ihre Entschuldigung deshalb an. „Überleg dir in der Zukunft aber bitte zweimal, was du machst, okay?"

Eifrig nickt Julie. „Ich werde mich bessern!", behauptet sie. „Versprochen!"

Da bin ich aber mal gespannt. Um sich grundlegend zu ändern, sollte sie am besten damit anfangen, ihr Justin Bieber Shirt zu verbrennen.

Nachdem sich Julie umgezogen hat, stellen wir uns kurz unter die Dusche und betreten danach die Schwimmhalle. Trace wartet bereits mit verschränkten Armen auf uns.

„Drei Mädels", seufzt er niedergeschlagen. „Irgendwie habe ich gehofft, dass mehr Leute kommen würden."

„Du meinst wohl vier Mädels!", wird mein Freund von einer bekannten Stimme korrigiert.

Sofort drehe ich mich um und beobachte Clarissa dabei, wie sie mit großen Schritten auf uns zukommt. Für den Bruchteil einer Sekunde kreuzen sich unsere Blicke, doch die Blondine schaut direkt wieder weg.

Es ist erschreckend, wie fremd sie mir plötzlich ist.

Aus Freunden wurden Fremde.

„Die hat ja Nerven hier aufzutauchen", brummt Tory neben mir unzufrieden.

Fries before guysWhere stories live. Discover now