26 - Wenn sich Alles zum Guten wendet

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Zu behaupten, dass ich nicht nervös bin, wäre glatt gelogen. Mir wird abwechselnd heiß und kalt und mein Herz hämmert in unregelmäßigen Abständen gegen meine Brust.

Länger ertrage ich diese Ungewissheit nicht, denn sie droht mich bereits jetzt zu zerreißen.

„Hey." Tory legt mir behutsam ihre Hand auf die Schulter und lächelt mich aufmunternd an. „Alles wird gut."

Das Einzige, das gerade gut ist, ist die Tatsache, dass Julie kein Justin Bieber Fanshirt trägt.

„Sie werden schon kommen. Da bin ich mir sicher."

Ich bewundere die Schwarzhaarige für ihren Optimismus. Vermutlich ist sie gar nicht so zuversichtlich wie sie tut, sondern versucht nur mir zuliebe optimistisch zu bleiben.

„In drei Minuten beginnt das Training, Tory", seufze ich frustriert. Neben uns beiden befindet sich nur noch Julie in der Umkleidekabine – von den anderen Mädels aus dem Team fehlt jede Spur.

Eigentlich dachte ich, dass das Interview von Trace in der Zeitung für Klarheit sorgen würde, doch anscheinend hat es das nicht getan. Andernfalls wären meine Mannschaftskolleginnen nämlich jetzt hier.

„Bestimmt hat Clarissa da wieder ihre Finger im Spiel."

Es tut mir in der Seele weh, meine damalige beste Freundin für dieses Desaster zu beschuldigen, aber mittlerweile ist sie ein ganz anderer Mensch. Die neue Version von Clary habe ich zuvor nie kennengelernt. Sie ist eifersüchtig, unberechenbar und hinterhältig.

„Ich glaube, wir sollten jetzt gehen", mischt sich nun Julie ein. „Es ist Punkt sechs Uhr."

Das darf nicht wahr sein!

Erst heute Morgen haben Trace und ich noch ganz euphorisch über das heutige Schwimmtraining fantasiert. Es wird ihn innerlich in tausend Stücke zerreißen, wenn er gleich sieht, dass ihm das Team endgültig den Rücken zugewendet hat.

Wäre ich doch damals nicht so dumm gewesen und hätte Clarissa niemals von Traces Vergangenheit erzählt. Diesen Fehler werde ich mir ein Leben lang vorwerfen.

„Komm." Tory schnappt sich meine Hand und zieht mich in die Duschen. „Ich will nicht!", wehre ich mich. „Ich ertrage Traces traurigen Blick nicht."

Die Schwarzhaarige seufzt. „Trace liebt dich, Rayla. Dementsprechend ist es für ihn am wichtigsten, dass du da bist." Zwar sind das süße Worte, aber sie entsprechen nicht der Wahrheit.

Der Blondschopf hat in dieser kurzen Zeit den Posten als Trainer lieben gelernt. Umso schlimmer wäre es für ihn, diesen Job jetzt wieder aufgeben zu müssen.

Auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt, die Schwimmhalle zu betreten, folge ich Tory und Julie mit gesenktem Kopf. So bleibt mir wenigstens Traces enttäuschter Blick erspart.

„Hey, ihr drei", murmelt mein Freund wenig später leise. An dem Klang seiner Stimme höre ich, dass er seinen Frust vor uns zu verbergen versucht, doch es gelingt ihm nicht. „Wie es scheint, wird das heute wieder eine gemütliche Runde."

Es bricht mir das Herz, den Blondschopf so deprimiert zu sehen. Er ist ein toller Mensch, der dieses Drama nicht mal ansatzweise verdient hat.

„Es tut mir leid, Trace", murmele ich einfühlsam und hebe dabei den Blick. Sofort treffe ich auf traurige Augen, die ihren Glanz verloren haben. „Die anderen Mädels sind dumm, wenn sie sich nicht von so einem tollen Trainer trainieren lassen möchten."

„Rayla hat Recht", stimmt mir Tory ohne zu zögern zu. „Früher oder später werden die Mädels schon wieder zur Besinnung kommen – wobei früher natürlich besser wäre."

Fries before guysWhere stories live. Discover now