16 - Von Bad Boys und Schwimmtrainern

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„Oh Gott, Rayla, mein Schatz!", atmet Mum erleichtert aus, ehe sie mich in eine stürmische Umarmung zieht. „Ist alles okay? Ich bin fast vor lauter Sorge gestorben!"

„Ist sie wirklich", bestätigt Raylie die Worte unserer Mutter. „Dad konnte sie nur mit Mühe und Not zurückhalten, nicht über die Tribüne zu springen."

Automatisch muss ich lachen. Wahrscheinlich ist da der Impuls der Krankenschwester in meiner Mum durchgekommen, als sie gesehen hat, wie mich Trace aus der Schwimmhalle getragen hat.

„Sag doch endlich etwas, Rayla!"

„Ich habe Hunger auf Pommes!"

Dieses Mal sind Dad und Raylie diejenigen, die lachen müssen. „Schön, dass du deinen Humor nicht im Schwimmbecken verloren hast", grinst Dad.

„Das war ernst gemeint!", beschwere ich mich bei ihm. „Ich sterbe beinahe vor Hunger!"

Seit meinem Wettkampf sind eineinhalb Stunden vergangen. Auch die letzten Mädels aus meinem Team sind vor gut fünf Minuten fertiggeworden.

Tatsächlich haben Clarissa und die Staffel von Tory die Norm für die Bezirksmeisterschaften unterboten. Wie Trace vorhergesagt hat, hat mir eine Sekunde, die mich letztendlich auch vom Treppchenplatz gestoßen hat, gefehlt. Schlimm finde ich das aber nicht.

„Ich bin so froh, dass es dir gutgeht!", dramatisiert Mum meinen Zustand immer noch über. „Wenn du Pommes haben möchtest, dann bekommst du auch welche!"

Vielleicht sollte ich öfter hyperventilieren, um meinen Willen durchgesetzt zu bekommen.

Ich möchte mich gerade in Bewegung setzen, um endlich den Weg zum Pomm und Cherry anzutreten, da lässt mich die hysterische Stimme meiner Mutter erneut innehalten.

„Da ist ja endlich der Lebensretter meiner Tochter! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann, Trace!"

Seit wann duzt Mum meinen Trainer? Vermutlich seit sie ihn Montag vor unserer Haustür abgefangen hat.

„Ach Quatsch. Ich habe nur das getan, was jeder in dieser Situation getan hätte", winkt der Blondschopf den Dank meiner Mutter ab. Während er spricht, schweift sein Blick immer wieder zu mir hinüber.

Sehnsucht und etwas, das ich nicht richtig deuten kann, verschleiern seine Pupillen.

„Komm doch mit uns ins Pomm und Cherry!", schlägt Mum plötzlich begeistert vor. „Die Pommes geht auch auf mich."

„Sollte ich mir Sorgen machen, dass deine Mutter gerade mit einem fünfundzwanzigjährigen Milchbubi flirtet?", wendet sich Dad in diesem Moment schmunzelnd an mich. Um ihn zu ärgern, erwidere ich bloß: „Vielleicht solltest du ihr öfter Blumen schenken. Dann würde sie auch nicht bei einem fünfundzwanzigjährigen Milchbubi nach Aufmerksamkeit suchen."

Daraufhin zwickt mir Dad in die Seite. „Sei nicht immer so frech, junge Dame."

„Kommt ihr endlich?!", unterbricht Mum unsere kleine Neckerei, indem sie mit verschränkten Armen vor der Treppe stehenbleibt und uns einen bösen Blick zuwirft. Raylie und Trace stehen neben ihr und scheinen ebenfalls auf uns zu warten.

Gemeinsam machen wir uns also auf den Weg zum Auto und fahren dann zum Pomm und Cherry.

Während der Fahrt quetscht Mum Trace gefühlt über sein halbes Leben aus. Einerseits sind mir ihre vielen Fragen ein bisschen unangenehm, aber andererseits muss ich mich dann nicht mit dem Lederjackenjungen unterhalten.

Die neue Situation zwischen uns überfordert mich. Warum müssen auch plötzlich meine Gefühle mitmischen?

Etwa fünf Minuten später erreichen wir das Pomm und Cherry, sodass ich vorfreudig aus dem Auto springe. Eine Pommes mit Ketchup ist genau das, was ich gerade brauche. Vielleicht hilft sie mir ja sogar dabei, meine Gedanken bezüglich Trace zu sortieren.

Fries before guysWhere stories live. Discover now