14 - Lernen vom Profi

10.8K 499 192
                                    

Ich hätte es wissen müssen. Anstatt mit heißen Fritten überrascht zu werden, werde ich lediglich von einem oberkörperfreien Trace in Empfang genommen.

Selbstverständlich ist das auch kein schlechter Anblick, aber Pommes hätten mir trotzdem besser gefallen.

„Warum schaust du mich so enttäuscht an, Rayla?", möchte Trace skeptisch wissen, als er mich zur Begrüßung kurz umarmt. Seine plötzliche Nähe sorgt dafür, dass sich mein Herz überschlägt.

Blöder Pommesentzug – nur seinetwegen reagiere ich so empfindlich auf die Berührungen des Blondschopfes.

„Eventuell hatte ich die Hoffnung, dass du hier mit Fritten auf mich wartest", murmele ich kleinlaut, weshalb mein Gegenüber lacht. „Wie kann man nur so ein Pommessuchti sein und trotzdem so eine hammermäßige Figur haben?", möchte der Lederjackenjunge schließlich wissen.

Ohne es kontrollieren zu können, schießt mir bei seiner Frage die Röte in die Wange.

Trace findet also, dass ich eine hammermäßige Figur habe – interessant.

„Das Geheimnis lautet Sport", versuche ich meine Verlegenheit zu überspielen. Dass das allerdings nur mäßig gut klappt, verrät mir meine zitternde Stimme.

Seit dem Gespräch am Montagabend, in dem mir Trace das Geheimnis seiner Vergangenheit offenbart hat, beschleicht mich das Gefühl, dass wir uns emotional noch nähergekommen sind. Die Verbindung zwischen uns, die schon von Anfang an da war, wird immer stärker.

„Ich mache dir einen Vorschlag", grinst Trace plötzlich herausfordernd. „Wenn du am Wochenende bei den Vereinsmeisterschaften gut schwimmst, lade ich dich danach auf eine Pommes ein. Was sagst du?"

Was ich dazu sage? „Shit!"

Ich habe vollkommen vergessen, dass die Vereinsmeisterschaften schon dieses Wochenende stattfinden. Dementsprechend verfluche ich mich jetzt auch dafür, dass ich die letzten zwei Male das Training geschwänzt habe.

Der Wettkampf am Samstag kann ja nur in die Hose gehen.

„Du solltest mich lieber von dem Wettbewerb abmelden. Ich habe in den letzten Wochen nämlich nicht besonders viel trainiert", erkläre ich mich. „Außerdem habe ich keine Lust, mich vor mehreren hundert Zuschauern mit meinem Bauchplatscher zu blamieren."

„Deshalb habe ich dich herbestellt", ignoriert Trace meinen Einwand. „Damit wir einen Köpper üben."

Das ist nicht sein Ernst, oder? Hätte er nicht einfach Pommes kaufen können? Auf weitere Bauchplatscher kann ich sehr gut verzichten.

„Kein Grund, direkt den Killerblick aufzusetzen, Miss Carter", macht sich Trace über meine zusammengekniffenen Augen lustig. „Ich habe dir versprochen, dir zu helfen und dieses Versprechen werde ich jetzt einlösen."

Es bedeutet mir wahnsinnig viel, dass Trace mir helfen möchte, aber auch er wird die Blockade in meinem Kopf nicht vertreiben können.

Der Unfall vor zwei Jahren hat mich einfach zu sehr geprägt. Ein Mensch wie Trace, der ebenfalls ein schreckliches Erlebnis in der Vergangenheit hatte, sollte das am besten verstehen.

„Lass uns endlich anfangen, bevor die Stunde gleich zu Ende ist und wir nur gequatscht haben", lacht der Lederjackenjunge. Die Tatsache, dass ich es gar nicht schlimm fände, wenn wir uns bloß miteinander unterhalten würden, scheint er bewusst zu ignorieren.

Trotz meiner inneren Unruhe gehen wir gemeinsam zu den Startblöcken, doch gerade als ich diesen betreten möchte, hält mich Trace vorsichtig am Oberarm zurück. „Wir machen zuerst ein paar Trockenübungen", erklärt er, womit er mir ein spöttisches Lachen entlockt.

Fries before guysHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin