22 - Für immer

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Noch nie zuvor habe ich mich so wenig darauf gefreut, Trace wiederzusehen, wie jetzt gerade.

Mein Herz rast, meine Atmung geht flach und mir wird abwechselnd heiß und kalt.

So nervös war ich nicht mal vor unserem ersten Kuss - und das soll etwas heißen.

„Jetzt entspann dich mal!", ermahnt mich Tory genervt, als wir vor dem Wohnkomplex, in dem sich Traces Wohnung befindet, zum Stehen kommen. „Du triffst nur deinen Fast-Freund und nicht die Queen höchstpersönlich."

Damit ich mich in letzter Sekunde nicht doch noch vor dem Gespräch mit Trace drücken kann, hat Tory darauf bestanden, mich zu seiner Wohnung zu begleiten. Auf dem Weg hierhin habe ich ihr nochmal alles über den Dopingskandal und unsere letzten Dates erzählen müssen.

Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass mir Tory in dieser kurzen Zeit bereits eine bessere Freundin geworden ist, als es Clary jemals war.

„Außerdem hat Clarissa Scheiße gebaut und nicht du", versucht mich die Schwarzhaarige zu beruhigen, was nur so semi-gut funktioniert.

Am liebsten würde ich mich einfach umdrehen und davonlaufen - oder doch lieber die Queen höchstpersönlich treffen.

„Ich war aber diejenige, die Traces Vergangenheit weitergetratscht hat."

Tory seufzt und verdreht ihre Augen. „Früher oder später wäre seine Vergangenheit sowieso ans Tageslicht gekommen. Außerdem kann man überall im Internet etwas über den Dopingskandal lesen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis diese Bombe hochgehen würde."

Das stimmt zwar, aber ich fühle mich dennoch schuldig.

Hätte ich Clarissa damals nicht in meinem schwachen Moment von dem Doping erzählt, würde Trace jetzt nicht in der Klemme sitzen.

„Man, Rayla!" Tory boxt mir freundschaftlich gegen die Schulter. „Geh da jetzt hoch und rede mit Trace. Er wird dich schon nicht auffressen." Kurz hält sie inne, ehe sich ein perverses Grinsen auf ihren Lippen ausbreitet. „Höchstens beim Versöhnungssex."

Versöhnungssex?

Bei dem Gedanken daran verschlucke ich mich an meiner eignen Spucke und röchele kläglich.

Wenn das Gespräch mit Trace darauf hinauslaufen sollte, dass wir am Ende im Bett landen, möchte ich mich gar nicht mit ihm vertragen. Es überfordert mich nämlich schon genug, ihn normal zu küssen.

„Du zögerst das Unvermeidliche übrigens nur unnötig heraus", lässt mich die Schwarzhaarige nach einigen Minuten des Schweigens wissen. „Soll ich dich noch bis zur Wohnungstür begleiten?"

Kann sie nicht direkt das ganze Gespräch mit dem Lederjackenjungen für mich übernehmen?

Da mir leider bewusst ist, wie albern das wäre, behalte ich meinen Vorschlag für mich und nicke stattdessen bloß.

Mit Tory an meiner Seite betrete ich schließlich den Wohnkomplex, in dem Trace lebt. Desto näher wir seiner Wohnung kommen, umso schneller schlägt mein Herz.

„Was, wenn er mich gar nicht sehen möchte?", frage ich die Schwarzhaarige verzweifelt.

„Rayla!" Tory umfasst meine Schultern und schaut mir ernst in die Augen. „Trace ist zu hundert Prozent in dich verschossen. Das hat mittlerweile selbst Clarissa gecheckt. Mach dir also bitte nicht so viele Sorgen, okay?"

Das ist leichter gesagt, als getan. Mein Kopf explodiert nämlich beinahe vor lauter Sorgen.

„Vielleicht ist es besser, nochmal eine Nacht über das Ganze zu schlafen und dann morgen wiederzukommen."

Fries before guysWhere stories live. Discover now