21 - Liebeskummer und Herzschmerz

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„Rayla!"

Raylie springt besorgt vom Sofa auf, als ich das Wohnzimmer betrete. Ohne etwas zu sagen, lasse ich mich in die Arme meiner Schwester fallen und schluchze leise.

Alles war so perfekt, doch innerhalb von ein paar Minuten lag meine Welt in Scherben vor mir.

Ich möchte mir gar nicht erst ausmalen, wie sehr die Situation in der Schwimmhalle nach meinem Verschwinden noch eskaliert ist. Trace hat es nicht verdient, von mir im Stich gelassen zu werden, aber ich hätte es nicht länger ausgehalten, Clarissas Worte zu hören.

Sie hat ihr Ziel erreicht. Ich bin am Boden zerstört und habe zu neunundneunzig Komma neun Prozent Trace verloren.

Unser gemeinsames Märchen endet, bevor es überhaupt richtig angefangen hat.

„Hey, ganz ruhig." Raylie streichelt mir tröstend über den Kopf. „Wollen wir uns erstmal hinsetzen, Ray?"

Kraftlos nicke ich, ehe ich mich wie ein nasser Sack auf das Sofa fallen lasse.

Es tut so weh.

Ich spüre, wie mein Herz zerbricht und sich die Splitter durch meine Haut bohren. Das ist die Rache dafür, dass ich Clarissa Traces Vergangenheit anvertraut habe.

Ich Idiotin!

„Hier." Mit einem aufmunternden Lächeln reicht mir mein Zwilling eine Packung Taschentücher. „Bitte hör auf, zu weinen, Ray", fleht sie mich an. „Sonst muss ich gleich auch weinen."

Zwar weiß ich, dass Raylie das ernst meint, doch ich kann die Tränen nicht stoppen. Immer wieder bilden sich neue Glasperlen in meinen Augen, die wie heiße Feuerbälle über meine Wangen kullern.

Es war klar, dass die Geschichte von Trace und mir so enden würde. Ein Junge wie er hat Besseres verdient und ein Mädchen wie ich hätte sich mit ihren Pommes zufriedenstellen müssen.

Ich wünschte, ich hätte nie meinen Haustürschlüssel vergessen, denn dann wäre das alles vielleicht gar nicht passiert.

Vermutlich wären Trace und Joleene noch ein Paar, Clarissa und ich noch befreundet und mein Herz würde lediglich für Fritten schlagen.

„Möchtest du mir erzählen, was vorgefallen ist?", hakt Raylie nach einer Weile vorsichtig nach. Meine Schwester hält mich eng umschlungen in ihrem Arm und streicht behutsam über meinen Rücken. Ihre Nähe hilft mir, den Schmerz in meiner Brust ein klitzekleines bisschen besser zu ertragen.

Bevor ich zu einer Antwort, die vermutlich in Schluchzer übergegangen wäre, ansetzen kann, ertönt die Türklingel.

Wie ein elektrischer Schlag durchzuckt das Geräusch meinen Körper.

Es kann nur eine Person geben, die gerade vor unserer Haustür steht.

Trace.

Raylie ist schon dabei, vom Sofa zu klettern, als ich sie panisch am Handgelenk zurückhalte. „Falls das Trace ist, lass ihn auf keinen Fall rein, ja?", flehe ich sie an.

„Was soll ich ihm denn sagen?"

„Keine Ahnung. Überleg dir etwas. Aber bitte lass ihn nicht rein!"

Meine Schwester nickt, ehe sie begleitet von einem weiteren Klingeln die Tür öffnet. Da das Wohnzimmer nicht weit von der Haustür entfernt ist, kann ich jedes Wort mithören.

„Hallo Raylie", ertönt wie erwartet die Stimme von Trace. „Ist Rayla da? Ich muss unbedingt mit ihr reden!"

Mein Herz zieht sich unangenehm zusammen und neue Tränen bilden sich in meinen Augen. Ich bin noch nicht bereit dafür, dass unsere gemeinsame Geschichte beendet ist.

Fries before guysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt