18 - Wenn ich fliegen könnte

1.6K 91 54
                                    




Irgendetwas nasses wurde ihr ins Gesicht geklatscht. Maila fand, dass es definitiv schönere Arten gab, geweckt zu werden. Einen Fluch vor sich hin murmelnd, zog sie sich den triefenden Waschlappen von der Nase und schlug blinzelnd die Augen auf.

Ihr sehr böser Blick traf Andrés, der breit grinsend an ihrem Türrahmen lehnte. Bestens beleuchtend, da scheinbar alle Lichter im Haus brannten.

„Was?", fragte sie, immer noch vor sich hin grummelnd.

„Steh auf, Schlafmütze." Als nächstes landete eine Banane neben ihr. Maila schaute ihn nun sehr verwirrt an. Als von ihr keine weitere Reaktion kam, verdrehte Andrés die Augen.

„Aufstehen, Anziehen, Banane essen, los geht's. Reihenfolge beliebig, aber mach".

„Wohin geht's?", murmelte sie immer noch verschlafen. Er stöhnte genervt, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er ihre Bettdecke geklaut. Das brachte sie effektiv zum Aufwachen.

„Ey!" Von ihrem Protest ungerührt ließ er die Decke einfach fallen, und hob eine herumliegende Reithose auf, die er in ihre vage Richtung schmiss - und traf.

„Muévete", ein Paar Socken folgte der Flugkurve und kollidierte mit ihrem Schienbein.

Maila gab jeden Versuch weiterzuschlafen auf. Sie krabbelte aus ihrem Bett, knäulte die Socken zusammen, und warf sie ihm an den Hinterkopf.

„Danke, ich zieh mich selbst an." Damit verschwand sie ins Bad und stellte fest, dass die Sonne noch nicht mal aufgegangen war. Gähnend suchte sie sich ein paar der dort herumliegenden Kleiderstücke zusammen, und wankte halbangezogen wieder in ihr Zimmer.

Andrés blätterte sich gerade durch ihre Notizsammlung an Schreibideen, und sie ignorierte ihn und sein Tun geflissentlich. Sie musterte die dunkelblaue Reithose kritisch, mit der er sie davor beworfen hatte, befand sie für sauber genug, und zog sich fertig an.

„Fertig", verkündete sie, und sah ihn neugierig an, „und was machen wir jetzt?"

„Such dir mal noch einen Pulli", ihr Shirt bekam nur einen zweifelnden Blick.

Schulterzuckend folgte sie der Aufforderung und fand einen Hoodie, griff sich die Banane, ihr Handy und den kleinen Geldbeutel, der gerade so in die Tasche ihrer Reithose passte. Wenn man genug quetschte.

„Wir gehen", er grinste Maila an, „Kaffee ist schon in der Thermosflasche." Damit schnappte er sich ihr Handgelenk und schleifte sie aus dem Zimmer. Griff im Vorbeigehen noch nach den zwei Windjacken, die im Flur hingen, und zog Maila weiter hinter sich her.

„Und wohin gehen wir?", fragte sie entnervt, als Windfang und Haustür hinter ihnen ins Schloss fielen. Der Himmel war immer noch dunkel, der Mond war noch in bester Gesellschaft von den letzten Sternen und ein paar Wolkenfetzen. In der Zufahrt stand Liams Jeep, dessen Lichter jetzt ansprangen, als Andrés auf den Schlüssel drückte. Angehängt war ein Pferdehänger, der jetzt verdächtig wackelte, als ein Pferd stapfte.

„Steig ein", Andrés schenkte ihr ein vergnügtes Lächeln, wies auf die Fahrertür, und schaute kurz durch die kleine Tür in den Hänger.

„Benimm dich", hörte sie Andrés noch sagen, bevor sie in das Auto kletterte. Noch immer zu müde, um sich zu fragen, was zum Teufel er an einem Samstagmorgen in aller herrgottsfrühe tatsächlich vorhatte.

„Lass mich raten, du wirst mir nicht verraten, wo es hingeht?", fragte Maila, als er einstig. Mit ihm der Geruch von Sommer, Pferd und Aftershave.

„Nein", er deutete nur auf ihren Kaffeebecher, bevor das Gespann souverän die Zufahrt entlangrollte. Maila gab auf, lehnte den Kopf gemütlich gegen das Glas des Fensters, und sah den schattigen Bäumen beim Vorbeiwischen zu.

Hufspuren im HerzWhere stories live. Discover now