Hochzeitsglocken

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26. Hochzeitsglocken

"Süße was tust du da?", will Sahair wissen und tritt hinter mich.

"Ich sehe schrecklich aus, oder?"

Missmutig und unzufrieden drehe ich mich zu ihr. Meine Haare sind im mehrmaligen Versuch, eine süße Frisur hinzubekommen völlig verunstaltet worden, das Kleid schmeichelt kein Stück meiner Figur und die Ballerinas sind mir deutlich zu klein.

Und das, obwohl ich nur gut aussehen wollte.

"Keine Angst, wir haben noch genügend Zeit, um das gerade zu biegen.", versichert sie mir und lächelt mich zuversichtlich an. "Jeremy geh mein Schminkzeug aus dem Bad holen."

"Bin ich euer Laufbursche?", fragt er und sieht uns verstört an.

Ein strenger Blick von Sahair reicht und er ist auf und davon. Nach ein paar Minuten ist er wieder da und reicht ihr den pinken Kulturbeutel.
"Warum hat das so lange gedauert Jeremy?", fragt sie und stellt den Beutel auf ihrem Schreibtisch ab, während sie nach ihrer Bürste greift und meine Haare kämmt.

"Tut mir Leid, eure Hoheit, ich hab es nicht sofort gefunden.", gibt er zu und verdreht die Augen.

"Danke Jeremy.", sage ich, damit er auch zufrieden ist.

"Wenigstens weiß mich einer hier zu schätzen.", entgegnet er gespielt entrüstet und greift sich ans Herz.

Sahair quittiert das mit einem Schmunzeln, das Jeremy glücklich wahr nimmt. "Deine Haare sind so schön Ave. Du solltest sie öfters offen tragen."

"Hm, Danke." Ich nehme eine glatt gebürstete Strähne in die Hand und spiele mit ihr herrum, während Sahair quasi in ihrem Schrank verschwindet.

"Warte kurz, ich glaube meine Mum hat das weinrote Kleid in die Wäsche gesteckt."

Sie verlässt ihr Zimmer und macht sich auf die Suche, während Jeremy und ich zurück bleiben.

"Wie lange geht das schon so, Jer?", schießt es aus mir herraus und er sieht mich ertappt an.

"Wovon sprichst du?", redet er sich raus, aber ich gebe ihm nur einen Blick und er versteht.

"Also?", fordere ich ihn auf.

"Keinr Ahnung, ich bin ein Junge!"

Ich muss leicht lachen, als er mit den Schultern zuckt und sich äußert.

"Wir waren mal zusammen.", sagt er plötzlich einfach so in den Raum hinein, als würde er mir erzählen, dass er letzten Sonntag seine Oma besucht hat.

"Ihr ward was?", frage ich deutlich überrascht und schockiert. "Wieso zur Hölle erfahre ich das erst jetzt, Jeremy?"

"Es war nichts Ernstes.", beruhigt er mich und sieht sich ein wenig panisch um, weil ich ziemlich laut war und Sahair gleich kommen könnte. "In der Grundschule, ok?"

"Ich hab es!" Eine fröhliche Sahair stürmt das Zimmer und bewirft mich mit einem weinroten Kleid.

"Was ist das?", frage ich aus Reflex und halte das Stück Stoff hoch.

"Frag nicht so dumm sondern geh ins Bad und zieh dich um. Ich finde weinrot hat dir letztes Mal so gut gestanden."

"Danke Sahair." Ich drücke sie kurz und werfe Jeremy hinter ihrem Rücken einen Blick, der verspricht, dass dieses Gespräch fort gesetzt wird.

In ihrem Badezimmer ziehe ich das Kleid an und muss feststellen, dass weinrot gerade zu meiner neuen Lieblingsfarbe geworden ist.

"Wundervoll. Setz dich hin, ich mach nur Wimperntusche und Lipgloss drauf."

Mr. Right Guyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن