Blau für Jungs, Rot für Mädchen

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12. Blau für Jungs, Rot für Mädchen

"Alles in Ordnung?", fragt Sahair, die gerade den Musik Raum mit mir verlässt.

"Jaaa...", ich drehe meinen Kopf nach hinten. "Bei dir?"

"Sag mal läuft hier irgendwo Voldemort herrrum oder warum bist du so aufmerksam?"

"Glaub mir, würde Voldemort hier herrum laufen, wäre ich alles andere als aufmerksam und hätte einen Sprint aus der Schule gezogen, ohne auf etwas oder jemanden zu achten.", lache ich nervös.

"Wer ist es denn? Frankenstein?"

"Nein."

"Dracula?", ratet sie weiter.

"Du glaubst an Vampire?"

"Nein, du?"

"Nein.", gebe ich zurück, als wir gerade um die Kurve laufen wollen, um das Schulgebäude zu verlassen. "Halt! Wir nehmen den Hinterausgang."

"Warum?", fragt Sahair verwirrt und macht sich schwer wie eine Tonne, so dass ich sie nicht wegschleifen kann. Himmel hat das Mädchen Kraft.

"Ich muss gewissen Leuten, nach der Aktion gestern, aus dem Weg gehen.", antworte ich mit einem Nicken in die Richtung von Wesley, der sich gerade mit dem Sportlehrer unterhält.

"Wesley? Ah ja, das übertrifft natürlich Dracula, Frankenstein und Freddie Krüger."

"Voldemort. Voldemort war die dritte Figur."

"Weißt du, ich frage mich, warum du so Alltagsdumm sein kannst, aber trotzdem so eine Streberin bist."

Ich fahre herrum und entdecke Joana, die mit ihrer Tasche kämpft, weil diese sich weigert, noch mehr Bücher aufzunehmen.

"Matheformeln lernen sich leichter als das Leben." gebe ich zurück und zucke mit den Schultern. "Seit wann bist du denn da?"

"Lang genug um nicht noch mehr Kontext zu brauchen, damit ich Eins und Eins zusammen zählen kann. Du läufst vor Liam weg? Was ist denn gestern passiert?"

"Ehm, lange Geschichte."

"Und warum läufst du vor ihm weg? Liam!", ruft Joana auf einmal über den ganzen Flur, nachdem der Sportlehrer gegangen ist.

"Eh, Sahair, wollten wir uns nichts draußen holen?" Bevor Sahair kapiert was ich meine ist Liam schon bei uns.

"Eh, nein. Wir können Joana nicht allein lassen.", antwortet die dann.

Ich werfe einen kleinen Blick zu Wesley, doch muss feststellen, dass er mich wahrscheinlich gar nicht bemerkt hat. Umso besser, dann kann ich mich jetzt noch verduften.

"Ich geh schon mal zur Mädchenumkleide.", verabschiede ich mich, da wir jetzt Sport haben.

Ich laufe mit schnellen Schritten auf die Tür zu, die auf den Hof führen, der wiederrum zu der Sporthalle samt Umkleideräumen führt.

Ich bewundere diese Schule immer noch.

Das ist meine erste Sportstunde und ich muss schon im voraus beten, dass wir einen netten Lehrer haben, da ich eine Niete bin.

Als ich das Haus, in dem sich die Sporthalle und Umkleiden befinden, betrete, klingelt es schon. Ich beeile mich, um die Umkleiden zu finden, die aber schon gleich als Erstes zu sehen sind.

Rot und Blau. Oh man, sogar die Türen sehen schön aus.

Ich drückte gegen den silbernen Knauf der blauen Tür, in der Hoffnung, dass es die Mädchenumkleide ist.

Oh oh. Nicht gut. Vor mir steht gerade ein zwei Meter Riese, mit nichts als Boxern, der mich genauso verdutzt ansieht wie ich es tue.

"Ich glaube du bist falsch.", höre ich eine leicht amüsierte Stimme, die nur Wesley gehören kann, da er sich wohl gern über Leute lustig macht.

Ich drehe mich und sehe tatsächlich Wesley, doch der steht neben Sahair und Joana, die hinter einem schwarzhaarigen Jungen stehen.

"Ich bin Will.", stellt dieser sich vor und zeigt sein Lächeln.

"Ähm, ok. T-tut mir Leid, ich bin neu hier.", stammel ich und gehe einen großen Schritt von der Tür weg.

"Ich seh's." Mit einem letzten Grinsen verschwindet er mit Wesley hinter sich in dem Raum.

"Ich sag's doch. Allstagsdumm.", kommt es noch sehr bestärkend von Joana.

"Was hat das denn damit zu tun?", frage ich leicht angesäuert.

"Blau für Jungs, Rot für Mädchen. Das ist schon bei der Geburt so."

"Oh man Avery.", lacht Sahair und schüttelt ihren Kopf.

"Ach lasst mich doch!"

-

Ich fühle mich ein wenig unbehaglich, als ich sehe, dass der Großteil der Mädchen - es sind alle aber ich rede es mir lieber so ein - kurze Hosen trägt.

Mit meiner grauen langen Jogginghose steche ich gerade so bei den schwarzen und pink-rosa Minishorts herraus. Und ich hasse nichts mehr als Aufmerksamkeit.

"Ihr drei, steht nicht so faul herrum und helft mit!", ruft ein älterer Mann, der Sportlehrer.

Wenigstens tragen die Jungs noch Hosen bis zum Knie. Was denn auch sonst.

"Avery!", ruft Sahair und ist kurz davor mir der Hand vor meinem Gesicht herrum zu wedeln.

Oh mist, sieht so aus als haben wir Turnen. Wenigstens kann ich mich da in die Ecke verkriechen und muss nicht mit machen. Außerdem krieg ich auch keine Bälle oder Sonstiges ins Gesicht.

Mit Joana und Sahair laufe ich in den Geräteraum, wo ich dann mit Joana den Mattenwagen rausfahre.

Das Fahren stellt sich eher als schweres Schieben herraus, da das Schwerstarbeit ist. Als wir es wenigstens bis in die Halle geschafft haben, entdeckt Joana unser Problem. Sie läuft auf die andere Seite, bückt sich kurz und man hört ein Klicken, ehe sich der Wagen leicht erhöht.

"Avery, da unten am Wagenfuß muss ein Hebel sein, der so einen Mechanismus auslöst damit so dämliche Rollen zum Vorschein kommen.", erklärt sie mir ihren Trick.

Ich tue was sie mir sagt und betätige den Hebel.

"Avery, bleib-!"

Leider habe ich ihre letzte Aussage nicht schnell genug auffassen können, da schmecke ich schon das widerliche Metall.

Und zwar das, das benutzt wurde, um diesen dummen Metallstab für das Reck herzustellen. Genau dieser Stab hat jetzt auch den Weg in mein Gesicht gefunden.

Ich jaule kurz auf, da kommt auch schon Joana hergeeilt.

"Ach du Scheiße.", flucht sie und hebt mein Kinn an.

Ich sehe nur den braunen Wuschelkopf, der gerade das dumme Rohrstabding abelegt und weiß schon, wer mir das Ding ins Gesicht gedonnert hat. War aber auch klar.

Ich fasse mir an meine Unterlippe, die pocht und ganz heiß wird. Wie schon befürchtet klebt anschließend Blut an meinem Finger. Warum immer ich?

Ich will mir gerade nochmal dran fassen, um das Blut irgendwie zu stoppen, doch meine Hand wird grob in der Luft aufgehalten.

"Du darfst dir nicht in dir Wunde fassen."

"Du hast mir nichts zu sagen, Wesley."

"Wenn du auch nicht aufpassen kannst!"

"Daran bin ja wohl nicht ich Schuld!"

"Mr. Wesley, das ist ihre Schuld." Oh, ich liebe meinen neuen Sportlehrer. "Sie wissen was zu tun ist."

Bevor ich mir etwas zusammen reihen kann, zieht mich Wesley schon Richtung Ausgang.

Verflucht seien Sie, Mr. Sportlehrer.

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Nehmt die Besetzung nicht zu ernst, also vergleicht Barbara Palvin nicht mit Avery. Avery soll das Mädchen sein, das zwar jeden Tag im selben Bus mit einem fährt, aber einem trotzdem nie auffällt!

Mr. Right GuyWhere stories live. Discover now