Ladies Night

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13. Ladies Night

"Ist nicht sein Ernst.", stöhne ich, als ich das Schild sehe. "Das kann doch gar nicht erlaubt sein."

"Red keinen Schwachsinn.", meint Wesley und runzelt die Stirn.

'Red keinen Schwachsinn' äffe ich ihn innerlich nach, da ich mit meiner Lippe gerade keine Lust habe, einen Streit zu beginnen.

Ich sehe noch einmal auf das Schild, auf dem in säuberlicher Schrift 'Mittagspause' steht und an der Tür des Schularztes hängt.

Gerade will ich ausprobieren ob die Tür vielleicht offen ist, da öffnet sie sich wie von Geisterhand.

"Oh, entschuldige. Sie schon wieder. Was gibt es denn?"

Ich nehme das Tempo, das ich gegen den Willen von Wesley pausenlos auf meine Wunde presse, von meinem Mund weg und offenbare meine Verletzung.

Als Dr. Gregory einen Blick hinter mich wirft, zu Wesley, seufzt er nur.

"Ich muss jetzt leider weg, tut mir schrecklich Leid Miss Mitchell."

"Deswegen?", frage ich und deute auf das 'Mittagspause'-Schild.

"Das, nein, ich nehme mir nie Mittagspause. Hier gibt es keinen anderen Arzt, ich darf das gar nicht." So viel zu 'Red keinen Schwachsinn' denke ich und sehe zu Liam, der meinen Blick geflissentlich meidet. "Ich habe einen Termin und muss mir heute früher frei nehmen. Das Schild habe ich nur hingehängt, weil ich sonst nie benutzen kann.", erklärt er mit einem Lächeln.

"Und was jetzt?", frage ich.

"Nun, ich hatte jetzt mit keinem Fall wie Ihnen gerechnet." Oh, wie nett, ein Fall bin ich. Er kramt in seiner Hosentasche rum, bis er einen kleinen silbernen Schlüssel in der Hand hält. "Liam, ich vertraue dir, weil ich deinen Vater kenne. Du kennst dich aus, also kümmer dich um sie."

"Danke Dr. Gregory.", antwortet Wesley höflich, obwohl ich mir sicher bin, dass er ihm - oder mir - viel lieber den Hals umdrehen würde.

Nachdem Dr. Gregory den Flur passiert hat und nicht mehr zu sehen ist gehen wir rein.

"Setz dich dahin.", kommandiert Wesley und deutet auf das Mini-Krankenbett.

Ich setze mich gehorsam und lasse mir das blutbeschmierte Tempo aus der Hand und von meiner Lippen wegnehmen, das er ohne einmal das Gesicht zu verziehen in seine Hand nimmt und in den Müll schmeißt.

"Fang schon an. Wie sehr du sauer bist, dass ich dir mal wieder in den Weg laufe.", beginne ich ein Gespräch.

Er dreht sich kurz zu mir, wendet sich dann aber dem kleinen Schränkchen vor sich wieder zu.

"Ich liebe Sport und wegen dir verpasse ich gerade die ersten Stunden des Jahres. Außerdem bist du mit ständig ein hartnäckiger Stein im Weg, der mir Zeit und Mühe kostet."

Wow, so hat mich noch keiner bezeichnet. Gar nicht schlecht Wesley.

"Andererseits...", fügt er hinzu und ich bin wieder ganz Ohr.

"Bist du nicht immer ganz unschuldig?", beende ich seinen Satz, als er nichts sagt.

Er kommt wieder zu mir und hebt meinen Kinn leicht an, um sich besser um die Wunde kümmern zu können.

"Nein, bis jetzt bist du die Erste, die mir immer wieder ins offene Messer rennt, also an mir kann das nicht liegen." War ja klar, dass er nicht einmal etwas netter sein kann.

"Du hast noch vergessen zu sagen, wie sehr es dich aufregt, dass du dich jetzt um mich kümmern musst.", sage ich im sarkastischen Ton.

"Das wollte ich eben sagen. Andererseits ist das hier gerade gar nicht so übel."

"Warum?", frage ich überrascht.

"Ich werde bald Medizin studieren, da kann so etwas nicht schaden."

Heilige Mutter Maria, bite nicht auch er. Medizin ist mein Ding. Ich bin quasi in einer Medizin Familie aufgewachsen. Er auch, aber Medizin ist MEIN Ding!

"Dein Vater hat erzählt, dass du auch Medizin studieren willst."

"Wesley, wenn jetzt nur ein Kommentar in Richtung 'Du bist zu dumm' kommt, dann unterschreib gleich dein Todesurteil."

"Nein, ich hoffe nur, es wird nicht die gleiche Universität.", erklärt er sich.

"Hey, das hoffen wir alle!", sage ich gespielt fröhlich, doch bereue es gelächelt zu haben, denn jetzt schmerzt meine Lippe noch mehr.

"Du darfst nicht so lachen."

"Wenigstens kann ich lachen.", antworte ich motzig.

"Ich kann lachen. Nur tue ich das bei Personen, die ich leiden kann und die mich zum lachen bringen."

"Ich dachte immer, du bist einer der die Leute auslacht.", antworte ich und ignoriere, dass er indirekt gerade gesagt hat, dass er mich nicht mag.

"Auch wenn du vielleicht lachhaft bist, lache ich lange noch nicht über dich, weil das lächerlich ist."

"Zu viel Lachen in einem Satz."

"Fertig. Wir können gehen."

"Dankeschön.", sage ich auch höflich und springe von dem Bett.

"Nicht anfassen!", ruft er, ich zucke bei der Laustärke zusammen und lasse die Hand erschrocken von meiner Lippe sinken.

-

"Avery? Können wir kurz reden?", fragt Yvonne, die sich an den Tisch von Jeremy, Sahair, Joana und mir gestellt hat.

Ich schlucke schnell runter und nicke. Wir verlassen die Cafeteria und stellen uns an eine leere Spindwand.

"Also, du kannst dir bestimmt denken, warum ich mit dir reden will. Avery, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut hab. Aber wir sind beste Freundinnen und das lässt man nicht einfach so fallen. Ich lasse das nicht so fallen.", beginnt sie und setzt ein reumütiges Gesicht auf. "Ich kann mich nicht entschuldigen, weil du völlig Recht hast. Ich war blöd und egoistisch, aber ich hoffe einfach du kannst mir verzeihen. Natürlich kann ich jetzt nicht versprechen die perfekte beste Freundin zu sein, aber ich werde mir Mühe geben und hoffe du merkst das. Also?"

Ich muss erst mal den ganzen Redeschwall von Yvonne verarbeiten, doch sie hat Recht. Wir sind beste Freundinnen. Man hat Streit. Man lässt deswegen aber nicht die ganze Freundschaft sausen.

"Ist ok.", antworte ich schlicht, da ich daraus jetzt auch keine große Versöhnung machen will.

Ehrlich gesagt will ich aus nichts eine große Sache machen. Mein Zukünftiger kann sich auf eine Hochzeit mit höchstens Zwanzig Personen vorbereiten.

"Wirklich? Also, verzeihst du mir?", fragt Yvonne etwas unsicher.

Ich nicke lächelnd und lasse mich von ihr in die Arme schließen.

"Sag mal, was hast du da eigentlich getan?", fragt sie wieder normal und sieht zu meiner Wunde.

"Ich habe die Reckstange ins Gesicht bekommen. Drei Mal darfst du raten von wem."

"Du willst mich auch nur verarschen, oder was?"

"Wäre schön wenn."

"Ich hätte auch gerne Sport mit ihm.", schwärmt sie vor sich hin.

"Soll ich dir mal erzählen, wie das geblutet hat?" Ich sehe sie an als sei geisteskrank.

"Ew, nein. Tut es sehr weh?"

"Nein, geht schon. Aber Danke."

"Wir wär's, Mädelsabend bei mir?"

"Holst du mich ab?"

"Sei um Sechs mit Schlafzeugs und Zahnbürste bereit, ich überrede meinen Dad!"

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Wie war euer Weihnachten? Ich hab ein neues Handy mit Hülle und noch so kleines Zeugs ;) Ihr?

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Danke!

Mr. Right GuyWhere stories live. Discover now