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„Was tust du da?“

Ist es nicht etwas ungewöhnlich, dass jemand, der für dich wichtiger ist als dein eigenes Leben, seine Lippen über deine Streichen lässt, während dieser davon redet, das du schon wieder verloren hast?

Ihre rauen Fingerspitzen massieren sich sanft in meine Wangen. „Wieso denn, Roman?“ atmet sie. Leider Gottes genieße ich diese Show oder dieses Spiel was sie mit mir treibt. Ich kann mich nicht daran erinnern, als mich ein Mädchen so fühlen gelassen hat.

Mays Stirn trifft vorsichtig meine. „Roman?“

„Hm?“ brumme ich und öffne meine Augen wieder.

Ihre sind fest geschlossen, jedoch bemerke ich wie ihre weißen Zähne sich in ihre Unterlippe drücken und sie dabei breit grinsen muss.

Ob sie eine Gehirnwäsche bekommen hat von Mr Rollins? Es sieht ganz danach aus. Sie würde nie im Leben, mir gegenüber sich so offenbaren.

Ihre Schultern gehen immer weiter nach oben, tief atmet sie ein. Hält ein paar Sekunden und ihr Brustkorb senkt sich wieder.

Ihre Fingernägel graben sich in meine Haut. „Küss mich.“

Genau in dem Moment möchte sie ihre Lippen auf meine absetzten, da schubse ich sie ein klein wenig zurück. „Was tust du da?!“

Sie sieht mich an, scheint von dieser Trance Phase heraus gekommen zu sein. Denn urplötzlich legt sie erschrocken ihre Hand auf den Mund. „Tut mir leid … Tut mir leid, Roman.“

„Was sollte das?“

Sie streicht ihre Haare zurück. „Ich … ich muss los. Zu Seth.“ Spricht sie schnell und geht Schritte zurück. In der nächsten Sekunde löst sie sich in Luft auf.

Erleichtert atme ich aus.

„Was hier nur los?“

:-:-:-:

„Paige?“

Ich drehe mich zu der Stimme um, die nach mir gerufen hat. Dean winkt mich zu ihm, abseits von den anderen. Meine Beine steigen über Wurzeln und dicke Äste, die meinen Weg zu Dean versperren. Kaum bin ich bei ihm angekommen, da packt er mit einer Hand meinen Hals und küsst mich intensiv.

Gänsehaut widerfährt mich, doch gleichzeitig frage ich mich: Was ist los? Ich merke ihm an, dass etwas nicht stimmt.

Aus einer fließenden Bewegung unterbreche ich unseren Kuss. „Ist etwas passiert?“ frage ich ihn.

„Ich liebe dich, Paige.“ Haucht er nur und will mich ein weiteres Mal küssen, doch ich blocke ab. Er sieht mich verwirrt an.

„Du kannst mich nicht verarschen, Ambrose. Sag schon, was ist los?“

Dean nimmt abstand, sodass ich ihn nicht mehr berühren kann. Sein Blick ist überall nur nicht in meinem Umfeld. Nervös streicht er sein blondes, lockiges, zerzaustes Haar zurück. „Mir wird schlecht bei dem Gedanken, Paige.“ Murmelt er.

„Hey! Wo bleibt ihr denn?“

Ich sehe über meine Schulter zurück zu Harry, Nikki und Jack. „Wir kommen sofort!“ antworte ich. „Dean wir …“

„Du wirst sterben.“ Unterbricht er mich schnell.

Zuerst runzle ich die Stirn, weil das unmöglich ist was er da redet. Das ist doch ein schlechter Scherz.

Damit ich meine Verwirrung überspielen kann, lache ich auf. „Ach komm Dean, der war gut.“

Er jedoch bleibt Todes ernst. „Nein, Paige.“ Widerspricht er mir. Wie kann er so was sagen? Wie kann mein eigener Freund zu mir sagen oder auch behaupten, dass ich sterben werde? Bin ich etwa Überlebens Unfähig oder was geht hier gerade ab? Bin ich zu schlecht für die jetzige Welt? Nicht gut genug?

„Dean, willst du mich auf den Arm nehmen?!“

Doch als ich sehe, dass er den Tränen nahe steht, bin ich noch viel mehr verwirrter.

„Was heulst du denn jetzt?! Ich müsste das doch tun und nicht du!“ meckere ich. Mich macht es verdammte scheiße noch mal so übertrieben wütend das er solche Sachen zu mir sagt. Vorher natürlich schön einschleimen mit einen „Ich liebe dich“ und mich dann abschlachten oder was?

„Paige, hör mir zu und du wirst es verstehen!“

„Verstehen? Verstehen, Dean?!“ Ich rase auf ihn zu, packe mir seinen Kragen und ziehe ihn heftig an mich. „Soll ich dir mal einfach so aus dem Nichts sagen, dass du sterben wirst, huh?!“

„Er stand vor mir, Paige. Rollins stand vor mir und hat es mir ins Gesicht gesagt!“ knurrt er. Er packt sich meine Handgelenke, drückt mein Blut ab, bereitet mir Schmerzen zu. Aber ich will nicht einknicken nur damit er die Oberhand behält.

Dean kommt mir so bedrohlich nah, dass ich Angst bekomme. „Weißt du was das für ein Gefühl war, als er es mir gesagt hat, Madame?“

Plötzlich packt er nach meinen Kragen und fährt mich ein wenig nach oben. „Natürlich weißt du es nicht!“

„Doch! Doch, Dean. Ich kenne es.“

„Nein, denn eigentlich sollte Seth es dir persönlich sagen und wer steht gerade vor dir, Fräulein?“

Wir starren uns Sekunden lang an, bis ich so heftig vor Wut überkoche, dass ich ihm eine ordentliche Ohrfeige verpasse. Er muss mich loslassen und verliert wegen dem Druck der Ohrfeige ein wenig das Gleichgewicht.

„DANN SOLL ER MICH DOCH HOLEN KOMMEN!!“ schreie ich Dean an.

Und Tatsächlich.

Ich stehe in einen schwarzen, kalten Raum.

Keiner da außer mir.

Dean weg, der Wald …

Wo bin ich?

„Hallo, Paige.“

Ich drehe mich zurück.

„Du wolltest zu mir kommen?“ fragt Seth und stellt sich genau vor mich hin. Mir bleibt die Luft zum Atmen weg. Wo bin ich gelandet?

„Ja.“ Hauche ich.

Seth grinst schräg und stellt sich neben mich. Danach streckt er mir seinen Ellenbogen entgegen, damit ich mich einklammern kann. Ich tue es.

„Willkommen in der Hölle, Liebes.“

UNLEASH HELL || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt