Kapitel 62 || Neuanfang?

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PoV Patrick

Als wir Joes Anweisung gefolgt waren und uns auf zu der Versammlung, in der immer noch chaotischen Kaminstube, gemacht hatten, war ich der festen Überzeugung gewesen, Harald würde dort sein. Er würde das Gespräch führen und mit ernsten, aber Mut machenden Worten sagen, was zu tun sei. Ich hatte darauf gebaut, er würde da sein und meine Unwissenheit über alles was geschah, die sich anfühlte als würde ich durch einen Albtraum wandeln, endlich aufklären. Ich dachte, er würde uns sagen was passieren würde und dass irgendwann alles wieder normal wäre. Dass es eine wirkliche Lösung gab.
Natürlich war er nicht da und obwohl ich das gewusst hatte, traf es mich wie ein Schlag.

Ombre saß auf der schlichten Holzbank, den Rücken zum dunklen Kamin und sah all Diejenige an, die gekommen waren. Wir waren nicht Viele dafür, dass sonst fast fünfzig Leute im Haus des Widerstandes ein uns aus gingen. Einige Wenige, die beim Kampf nicht anwesend waren, waren nun so schnell wie möglich eingetroffen und hatten nach Kräften geholfen alle zu versorgen. Keiner der Heilkundigen saß in der Runde, sie alle waren zu beschäftigt sich um die Wunden derer zu kümmern, die nicht bei uns sitzen konnten.

"Ich will euch nicht einreden, der Himmel sei klar.", begann Ombre leise, doch bestimmt. "Wir erleben dunkle Stunden und ich vermag ihr Ende nicht abzusehen." Er machte eine lange Pause und begann für uns alle die Situation zusammenzufassen: "Es scheint alles zusammen zu kommen. Der Hass, den Herr Schmidzon über Jahre hinweg geschürt hat, bricht in einer Welle über uns zusammen. Ihr wisst um die Stadt, ihr wisst, dass sie brennt. Die Bewohner Varias verlangen Rache für das, was die vergangen Jahre brachten und das ist ihr gutes Recht."
Plötzlich unterbrach ein bärtiger Mann am anderen Ende des Raumes ihn: "Ist uns das nicht selbst zu verdanken? Es hätte niemals so weit kommen sollen, hätten wir ihn-", er deutet auf Manuel, dessen Augen sich verengten. Noch bevor etwas schlimmeres geschehen konnte, erhob Ombre die Hände. "Unterbrecht mich nicht Erath, es ist nicht die Zeit, Schuld aufzubürden."
Damit nahm er seine Erzählungen wieder auf. "Die Angreifer bombardieren die Barriere und die Götter liegen im Zwist, er wird nicht lange dauern bis Nyas Schutz fällt. Es wurde mir und Harald berichtet, dass fast alle Bewohner die Stadt verlassen haben, sie sind in die Berge und schmalen Landstreifen dahinter geflohen. Zumindest Jene, die noch leben. Für den Moment gibt Varias Hass sich mit der Stadt zufrieden, ich kann nur hoffen, dass sie nicht noch mehr Blut fordern. Nun gilt es eine Vorgehensweise zu entwickeln. Wir können nicht nur abwarten, denn mit dem Fall der Border werden auch die Monster kommen."

Der Mann, der, Ombre nach, auf den Namen Erath hörte, machte einige Schritte in den Raum hinein. "Ich sage nicht, dass der Junge Varias Zorn über uns brachte. Wäre das meine Ansicht, wäre ich in Schmiddis Händen besser aufgehoben gewesen. Doch er-", wieder richtete er den Blick anklagend auf Manuel. "Er ist der Grund, dass wir so zerschlagen da stehen. Er ist der Grund für Haralds Tod! Ich will Nya davor schützen zu streben, doch ich werde dabei nicht noch mehr Rücksicht auf jemanden nehmen, der besser alleine seinen Weg geht!", verkündete er mit roten Wangen.
Ich drückte Manuels Hand, in der Hoffnung er würde sich nicht gegen Erath stellen und ihm nur noch mehr Grund geben wütend zu sein, doch anstelle dessen, sah ich wie er verräterischen Tränen aus den Augen blinzelte, als ich in sein Gesicht sah.
War es wirklich seine Schuld? Oder hatte ich Haralds Todesurteil damit gefällt, dass ich Manu erst nach Nya gebracht hatte?

"Ich verstehe dich und auch wenn mein Herz einen Schuldigen für unseren Verlust sucht, so wird mein Verstand sie nicht Manuel geben.", erhob Ombre die Stimme. "Herr Schmidzon hat Harald gehasst, ganz gleich ob Manuel hier her kam oder nicht. Wenn es Schicksal war, dass der Eine den Anderen tötet, dann wäre es geschehen, ganz gleich ob auf diese Weise oder anders.", erwiderte er gefasst. Neben uns meldete sich Ines zu Wort: "Du sagst, Ombre, noch sind sie in der Stadt, doch was passiert wenn sie los ziehen Nyas Einwohner zu finden? Wir können später über Schuld entscheiden, wir müssen uns schützen."

"Wir müssen uns nicht schützen, wir müssen diesen Angriff beenden!", rief jemand anders dazwischen "Wir müssen eine Einigung finden, vernünftige Zustände wieder herstellen." "Was wenn wir das nicht können? Wenn all das nur von den Göttern abhängt?", rief eine weitere Frau und während ihre Platznachbarin ihr antwortete fing auch Erath wieder an zu diskutieren. Innerhalb von Sekunden brach ein Chaos aus Worten und Meinungen aus, mit dem unerträgliche Verzweiflung und Machtlosigkeit in mir aufstieg.

In dem Wissen, dass das unmöglich war, versuchte ich den verschiedenen Gesprächen und Forderungen zu folgen, als Manu plötzlich aufstand, mich am Handgelenk packte und in den Gang zu den Zimmern zog, wo es deutlich ruhiger war.
"Patrick, du weißt warum das alles passiert ist. Wir beide wissen das.", zischte er angespannt. Verwirrt sah ich ihn an. "Warum wir? Wa-"
Er sah mich an und fing an vor mir auf und ab zu laufen. "Ich habe eine ganze Weile gebraucht um es zu verstehen. Sie sind durch das Portal gekommen, genau wie wir. Und warum war das möglich?"
Ich erstarrte in der Bewegung und meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als ich antwortete: "Weil das Bürgeramt niedergebrannt ist."

Manuel warf die Hände in die Luft. "Nein! Nicht das Bürgeramt, das halbe Dorf! Du erinnerst dich? Der Tropfen der alles zum überlaufen brachte? Ein Feuer, das ein Bewohner Nyas verursacht hat! Aber sie geben nicht nur dir die Schuld Patrick, sie geben allen von euch die Schuld."
Ich sah ihn stumm an, in meinem Inneren schien etwas zusammen zu brechen, das einmal meine Zugehörigkeit zu diesem Land gewesen war. "Manu... das alles war doch- Ich kann nicht immer wieder Schuld an allem sein was Nya ist.", versuchte ich verzweifelt zu erklären was ich fühlte. "Ich fühle mich als sei alles was Schmiddi getan hat meine Schuld. Und irgendwo... irgendwo ist es das." Ich schluchtzte und blinzelte die verzweifelten Tränen aus den Augenwinkeln. "Wenn ich nur irgendetwas anders gemacht hätte... Wenn-"
"Patrick! Du gibst dir selbst die größte Schuld. Die Dinge sind geschehen und daran kannst du nichts ändern! Schuld trägt für jeden ein Anderer."

Er blieb vor mir stehen und schien eine ganze Weile mit sich zu ringen, was er nun sagen wollte, bevor er weiter sprach: "Ich verstehe dich doch irgendwie." Er seufzte. "Selbst wenn es so wäre Patrick, selbst wenn du für all das verantwortlich wärst, ich würde dich nicht hassen. Aber du musst verstehen, das viele Stränge bei dir enden. Die Leute aus Varia sehen dich und sie denken einen Schuldigen gefunden zu haben, denn jeder kennt seine Version der Geschichte."

"Hast du nicht das Selbe erlebt Manu?", erinnerte ich und er nickte. "Wir stehen zwischen den Welten. Wer weiß ob es so bestimmt war oder ob wir selbst uns nur hier her gebracht haben, doch ich habe das Gefühl nirgends richtig zu sein."
Dieser Gedanke war mir selbst neu, doch ich spürte wie wahr die Worte waren. Was hielt mich in Nya? Was sollte mir zeigen, ich würde hier meinen Platz haben?
Mit Haralds Tod war der Widerstand, die Familie, die ich gedacht hatte zu finden in zwei gebrochen.
"Wie sollen wir eine Welt in Ordnung bringen, wenn wir keinen Platz in ihr haben?", wollte ich von ihm wissen, obwohl auch er keine Antwort darauf haben konnte.

"Patrick ich habe mein gesamtes Leben keinen Platz in dieser Welt gehabt, bis du plötzlich kamst und... und versucht hast mir einen zu geben."
Überrascht starrte ich ihn an, mit so offenen Worten hatte ich von ihm nicht gerechnet.
Er ging kaum darauf ein und sprach eindringlich weiter: "Wir müssen nichts in Ordnung bringen, Evon folgt seinem eigenen Lauf. Vielleicht können wir... von vorne anfangen. Es gibt noch andere Länder durch das Portal könnten wir dicht an die Grenze gelangen, nur wir Beide."

Stumm griff ich nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger. Ginge das? Die Aussicht auf einen Neubeginn klang atemberaubend, all die Verzweiflung und Wirrung zurück lassen. Nichts zwang mich in Nya zu bleiben, nichts außer dem Wissen, dass ich eine wüste Welt zurück ließ in der alles, was mir einmal wichtig gewesen war plötzlich ohne mich da stand und das obwohl ich mir die Schuld dafür gab.

Izy

Avec Toi ° KürbistumorTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang