Kapitel 14

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Wincent

Am darauffolgenden Wochenende fuhren wir doch zusammen nach Leipzig zur Veranstaltung, aber auch nur, weil wir danach Paul und Lisa in Berlin besuchen wollten. Emma bleib am Abend im Hotel, während ich mit Johannes und diversen anderen Kollegen verabredet war. „Ich weiß nicht, ob ich dich so gehen lassen sollte", meinte Emma mit einem Blick auf mein Outfit. Ich fand mich unspektakulär wie immer, schwarz in schwarz- gut, ein weißes Shirt hatte ich mir gegönnt, zur Feier des Tages. Prüfend sah ich zu ihr rüber und zeigte ihr den Ring an meinem Finger. „Für immer deins, weißt du doch", meinte ich. Sie lag in Jogginghose und einem meiner Shirts in unserem Hotelbett und balancierte eine Schüssel Chips auf ihrem Bauch. Den hätte sie heute auf jeden Fall nicht verstecken können. Schmunzelnd schoss ich ein Foto von diesem Anblick, bevor ich zu ihr ans Bett trat. „Ich denk an dich", sagte ich und gab ihr einen langen Kuss auf die Lippen. „Habt viel Spaß und meld dich mal, ich warte hier auf dich", erwiderte Emma und küsste mich nochmal. Ich versicherte ihr, dass wir weder eskalieren würden, noch dass ich zu spät zurückkommen würde und dann schloss ich die Tür hinter mir. Kurz war es komisch alleine unterwegs zu sein, das hatte es schließlich seit über zwei Jahren nicht mehr gegeben, denn Emma war immer an meiner Seite gewesen. 

Aber als ich auf Johannes traf, und bei ihm genug andere bekannte Gesichter standen, die alleine angereist waren, war das Gefühl wie weggeblasen. Ich war einfach nur Wincent Weiss bei der gefühlt tausendsten Veranstaltung, seit ich so bekannt geworden war. Und ja, ich fühlte mich gut. Wir arbeiteten uns über den roten Teppich, von Interview zu Interview, bis wir endlich an der Bar ankamen und uns den ersten Wein genehmigen konnten. „Auf dich", meinte ich zu Johannes und prostete ihm zu. Viel zu lange hatten wir uns nicht gesehen, und noch länger war unsere letzte gemeinsame Veranstaltung her. „Auf dich! Und auf deine Frau, die dich heute alleine hier her gelassen hat", grinste er und stieß mit mir an.

Wir hätten mit Emma genauso unseren Spaß gehabt, aber er hatte Recht- so ein Abend alleine würde mir auch gut tun, wer weiß wie lange das noch gehen würde. Wir hangelten und so durch die Gespräche mit Kollegen und der Presse, mit kurzen Stopps am Buffet und der Bar und so ging der Abend ins Land. Erst als ich auf meinem Platz saß und die Kategorien nach uns nach aufgerufen wurden, fand ich Zeit einen Blick auf mein Handy zu werfen. Schon drei Nachrichten von Emma und ich musste grinsen. So schnell vermisste sie mich also schon. Als ich allerdings die letzte Nachricht las, verging mir mein Grinsen.

E: Mir is nicht gut, ich glaub ich hab mich an den Chips überfressen. Ich werd mich schon mal hinlegen. Bis später!

W: Bist du sicher, dass es nur an den Chips lag? Sollen wir nicht lieber ins Krankenhaus fahren? Soll ich zurückkommen?

Ich war sofort voller Sorge, unter ‚mir ist nicht gut' konnte ich mir alles und nichts vorstellen. Ich hoffte mit dem Baby war alles okay. Ich starrte ewig auf den Bildschirm, in der Hoffnung sie würde antworten, aber es kam nichts mehr. Wahrscheinlich schläft sie schon, warf meine innere Stimme ein. Ihre Nachricht war schließlich schon über eine Stunde her. Johannes bemerkte meine Unruhe und sprach mich an. „Was is los?", fragte er und sah mich besorgt an. „Emma gehts nicht gut, hat sie geschrieben", erzählte ich. Johannes lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Oh, naja sie wird wohl alleine klar kommen, oder? Soll sie halt was nehmen und sich hinlegen", warf er ein. Ich war etwas irritiert. „Und wenn was mit dem Baby is?", fragte ich mehr mich selbst als ihn. „Wie? Baby? Welches Baby?", sah er mich entsetzt an. Oh, es gab noch nicht den richtigen Moment um ihm davon zu erzählen.

„Ja, wir kriegen ein Baby...", grinste ich schwach und Johannes fiel fast alles aus dem Gesicht. „Du willst mich wohl verarschen...", brabbelte er, bevor er mir schon um den Hals fiel. „Psssscht", machte ich, um ihn zu beruhigen. Es war überhaupt keine gute Idee hier und heute so unvorbereitet damit rauszuplatzen. Dann hätte ich auch Emma mit herbringen können. Gedanklich schlug ich mir die Hand vor die Stirn. Wir kamen erst wieder zum Reden, als die Veranstaltung vorbei war. Ich zeigte ihm ein Foto von Emmas Babybauch auf meinem Handy. „Ich kanns nicht glauben, Winnie", meinte er und hielt mir das gefühlt vierte Glas Wein vor die Nase. Emma hatte sich nicht mehr gemeldet, also ging ich davon aus, dass sie schlafen würde. Und dafür brauchte sie mich nun wirklich nicht. Und falls sich etwas ändern würde, würde sie mich schon anrufen, redete ich mir gut zu. Und rechtfertigte mich dafür vor mir selbst, dass ich immer wieder mit Johannes anstieß. Es war das erste Mal, dass ich mit Jemandem auf mein Baby trinken konnte- Marco mal ausgenommen. Sonst wusste noch niemand davon, das sollten wir wohl langsam mal ändern. Ich hatte gut einen Sitzen, als ich das Foto, dass wir uns für die Verkündung ausgesucht hatten, an meine halbe Kontaktliste schickte und dennoch nahm ich dankend den Shot entgegen, den Johannes mir hin hielt. „Wincent Weiß...", hörte ich irgendwann eine mir bekannte Stimme hinter mir. 

Für immer DuWhere stories live. Discover now