Kapitel 24

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Wincent

Nun war ich schon ein paar Tage wieder zu Hause und hatte mich gut eingelebt. Langsam hatten Emma und ich das Körperliche, was uns in den letzten Wochen gefehlt hat wieder aufgeholt und mittlerweile kam schon Weihnachtsstimmung auf. „Wo ist nur die Zeit geblieben?", murmelte ich. „Das frag ich mich auch, das hat doch vor zwei Wochen noch gepasst.", sagte Emma und schmiss eins ihrer Sporttops in die Ecke. „Macht die Kleine gerade einen Wachstumsschub mit?", fragte ich und legte meine Hände an ihren Bauch. Ich liebte dieses Gefühl und konnte stundenlang nichts anderes tun. „Ja, scheint so. Zumindest mein Bauch hat einen Wachstumsschub. Kann aber auch an meinem Schokoladenkonsum liegen.", lachte Emma dann. „Und den Plätzchen und Kuchen und anderen Naschereien, die du so verdrückst? Du machst mir echt Konkurrenz.", lachte ich. Ja... ich war schon drei Mal bei meiner Oma und hatte um Plätzchennachschub gebettelt. Normal war nur ich super verfressen, was den Weihnachtskram anging, aber momentan...Emma und ich konnten so eine Keksdose, die sonst Wochen reichen sollte, an einem Abend killen. 

„Ich darf das.", schmollte sie leicht. „Natürlich darfst du das. Immerhin isst du nicht nur für dich alleine. Und ihr sollt ja beide genug Energie haben und das Kleine soll gut wachsen.", sagte ich und zog Emma noch dichter zu mir. Emma lächelte mich nur an und gab mir dann einen langen Kuss. „Trotzdem. Die Weihnachtszeit geht noch drei Wochen. Ich muss nen bisschen was tun, sonst pfeif ich aus dem letzten Loch, wenn es auf die Geburt zugeht.", schmunzelte Emma. „Bettsport könnte ich anbieten.", grinste ich Emma an. Sie legte ihren Kopf schief. „Nein, Wincent, jetzt mal nicht. Ich mach ne Runde Yoga.", lächelte sie, gab mir einen Kuss und ging zum Kleiderschrank. „Wenn ich was Passendes zum Anziehen finde.", murmelte Emma. „Meinst du Yoga ist gut in deinem Zustand?", fragte ich unsicher. Ich wusste zwar, dass sie das zum einen schon länger und zum anderen in jeder Lebenslage praktizierte, aber trotzdem konnte ich mir meinen Einwand nicht verkneifen. Ich sorgte mich einfach nur um Emma und um unser Baby. „Ich weiß schon, was geht und was nicht, okay?", sagte sie und sah mich an.

„Ja, nur... ich mach mir Sorgen um dich und unser Baby.", gab ich zu. In der Hoffnung sie würde mich besser verstehen. „Glaub mir, uns gehts super.", lächelte Emma. Ich nickte nur und sah ihr zu, wie sie in ihrem Kleiderschrank wühlte. „Vor der Schwangerschaft hast du doch auch nur einen Sport-BH angehabt", zuckte ich mit den Schultern und ließ sie stehen. So eitel war sie auch erst seit dem sie schwanger war. Ich knallte mich aufs Sofa und öffnete meinen Laptop, immerhin musste ich wie jedes Jahr noch ein bisschen Weihnachtsshopping betreiben. Emma kam dann in einer schwarzen Leggings und einem passenden Sport-BH wieder und rollte ihre Matte aus. Sie stöpselte sich ihre Kopfhörer in die Ohren und begann mit ihrem Programm. Das wirkte alles echt ruhig und vielleicht hatte sie sich ja wirklich ausnahmsweise extra Etwas für Schwangere rausgesucht. Ab und an präsentierte sie mir immer wieder ihren wunderschönen Arsch und so langsam kamen in mir ganz andere Gedanken auf. So was Experimentelles auf der Yoga-Matte wäre definitiv nicht verkehrt. Meine Hose begann direkt zu spannen und ich dachte ich wäre nach den letzten Tagen erstmal zufrieden- aber das würde ich mit Emma wahrscheinlich nie sein. Außerdem wartet eine lange Abstinenz auf dich, warf meine innere Stimme ein. Ach ja, da war ja was. Ich stand dann auf und holte mir erstmal ein Glas Wasser, wenn ich mir das noch länger ansah, konnte ich da nicht mehr ruhig sitzen bleiben.

Als ich zurück kam, sah ich erstmal nur Emmas Füße in der Luft und erst nachdem ich um die Ecke kam, erkannte ich den Kopfstand. Oh Gott, das war sicher nicht gut für das Baby. Das ist doch sicher total verwirrt, wenn es plötzlich nicht mehr kopfüber liegt. Warum muss sie es eigentlich immer so übertrieben und das auch noch, wenn ich Zuhause war? Darüber musste ich auf jeden Fall nachher nochmal mit ihr reden, aber wenn ich sie jetzt ablenken würde, würde sie sich noch verletzen, und das wollte ich auf keinen Fall. Ich beobachtete Emma einfach, eigentlich nur um sie rechtzeitig aufzufangen, aber wie automatisch scannte ich ihren Körper ab. Bis sie plötzlich ins Wackeln kam und unkontrolliert auf ihren Rücken knallte. 

„Emma!", schrie ich und sprang sofort auf. Emma lag auf dem Rücken und legte ihre Hände sofort an ihren Bauch. Ich riss ihr die Kopfhörer aus den Ohren und sah sie an. „Was ist passiert?", fragte ich panisch und kniete neben ihr. „Hab das Gleichgewicht verloren.", murmelte sie. Das hab ich gesehen, wollte ich gerne sagen, aber die Sorge überwog. Und die Einsicht, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war zum Streiten oder um mein Recht zu bekommen. „Hast du Schmerzen?", fragte ich stattdessen und legte meine Hände ebenfalls an ihren Bauch, wo ich direkt einen Tritt abbekam. „Nur im Rücken vom Aufprall.", meinte sie leise und setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. „Soll ich dich ins Krankenhaus fahren, einen Krankenwagen rufen, irgendwas?", kam meine Panik nun doch wieder hoch. Was, wenn dem Kind was passiert war?

Für immer DuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt