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Glasklare Tränen vielen, vor den Füßen, des Schwarzhaarigen, auf den Boden. 

Er hatte den Rothaarigen einfach in sein Zimmer gestoßen, dabei ignorierend, dass er wohlmöglich noch Verletzungen haben könnte. 

"Warum hälst du dich nicht einfach aus Angelegenheiten heraus, welche nichts mit dir zu tun haben." - Yoongi wusste nicht, welche Antwort er erwartet hätte, doch hatte er ganz sicher nicht erwartet einfach nur ein Schweigen, des Jüngeren, zu bekommen. - "Gut, dann straf mich mit schweigen, doch wirf mir nicht irgendwann vor, dass ich auch nur schweige." - durch die kalte Stimme drang ein wenig trotz hindurch, bevor er sich umdrehte und Jungkook in seinem Zimmer liegen ließ. 

Die Öllampe nehmend, welche der Rothaarige nicht genutzt hatte, lief Yoongi schneller als es nötig wäre zu der Abzweigung, welche Hoseok zuvor genommen hatte. Anders als sein Bruder wechselte der Schwarzhaarige nicht die Lampe, anstonsten wäre ihm nicht entgangen, dass der Prinz hier bereits hinunter gegangen war. 

Versuchend keine der kleinen Treppenstufen zu verfehlen lief er in das Erdgeschoss und von dort aus in Richtung des Zentrums, des Schlosses. Der König wusste genau, dass er jetzt nicht schlafen könnte, wenn er wusste, dass Jungkook Nachts in den Gängen herumschlich. Eigentlich hätte er nichts anderes erwarten sollen. Es war wie ein Abenteuer. Jimin und er waren auch nicht besser gewesen. Sie hatten Hoseok die Karten überlassen und selber begonnen eine Schnitzeljagd durch die Gänge, im Schloss, zu machen. Dabei genießend wie oft sie Panik ausgelöst hatten, da niemand wusste, wo sich der Kronprinz und sein Freund befanden. 

Er konnte es nicht leugnen, dass er Angst vor und um den Rothaarigen hatte. Er war seinem Chim einfach zu ähnlich. Angst vor ihm, dass er für den Jüngeren fallen würde. Er hatte sich geschworen, niemals weich zu werden, auch wenn er jemanden wie Jimin suchte fühlte er sich, als ob er seinen toten Freund betrügen würde. Angst um ihn, dass er sich in Schwierigkeiten bringen würde und Yoongi nichts für ihn tun konnte. Er fühlte etwas, keine Frage, nur konnte der Schwarzhaarige es nicht auseinander halten, ob es nur alte Gefühle für Jimin waren oder es neue für Jungkook. 

Langsam wurde der Gang, in welchem er lief, immer wärmer und wärmer, was ihn wissen ließ, dass er der Bibliothek näher kam. Es war der wärmste Platz im Schloss und seiner Meinung nach der Gemütlichste. Ob es nur an den herumliegenden Sitzsäcken, flauschigen Decken und Teppichen lag oder aber daran, dass man von hier die Kontrolle über das Schloss hatte, wusste er nicht. 

Spürend, wie sich sein Körper mit jedem Zentimeter, wo er der Bibliothek näher kam, entspannte viel auch sein kalter Gesichtsausdruck und seine wahrer Schmerz mit Trauer kam zum Vorschein. Er wusste, dass niemand außer Hoseok und jetzt Jungkook den Weg zur Bibliothek finden würde und somit konnte er sich komplett entspannen. Alle offiziellen Eingänge hatte er zumauern lassen. Keiner, der Diener, hatte sein Handeln verstanden, sondern es einfach hingenommen. Andere hatten spekuliert, dass er es tat, da das der Ort war, wo er am meisten mit Jimin war. 

Aus dem Gang hinaustretend konnte Yoongi das erste mal wieder seinen schweren, wärmenden Umhang ablegen. Es war der einzige Ort, abgesehen von seinem Bett und seiner Dusche, wo ihm warm genug war. 

Die Bibliothek an sich war vollgestellt mit Bücherregalen, welche bis unter die Decke gingen und man Leitern brauchte um an sie heranzukommen. Von alten Schriften und Pergamentrollen bis hin zu Fantasy-Büchern war alles dabei. Man könnte sagen, hier fand man jedes jemals beschrieben Stück Papier. Und wenn es auch nur eine Kritzelei war. Die Regale selbst waren in einer art Labyrinth aufgestellt, doch selbst wenn man in eine Sackgasse laufen würde, würde man dort eine Kuscheldecke haben, um in Ruhe lesen zu können. 

Kurz bevor der Schwarzhaarige die Bibliothek zumauern ließ, ließ er die Regale so umstellen. Damals waren alle an den Wänden und in der Mitte gab es einen freien Platz zum lesen, doch fühlten sich beide Brüder dort zu unwohl. Wenn man laß tauchte man in eine andere Welt ab und war nach außen hin schutzlos. Man versank vollkommen in der Vorstellungskraft und so wollte er, dass eine geschützte Umgebung geschaffen wurde. Wenn man sich in dem Labyrinth irgendwo hinsetzte und zu lesen begann wirkten die deckenhohen Regale, wie ein Schutzwall, welcher einen von außen schützen würde. Welcher einen warm hielt und die eigenen Vorstellungen vor der Welt versteckte. 

Leicht seufzend und verträumt, wie man Yoongi niemals vor anderen sehen würde, strich er die Buchrücken entlang. Er hatte sicher schon eine Menge an den Büchern gelesen, doch bei weitem noch nicht alle. Am meisten fühlte er sich zu den Fantasybüchern hingezogen. Sie halfen ihm aus der Realität zu fliehen, für einen Moment seinen Schmerz zu vergessen. Doch das wichtigste war, dass dort keine Menschen drin vorkamen, sondern Tiere. Tiere, welche zwar menschliche Gedanken hatten doch die Menschen als böse darstellten. Sowas wie Fabeln, doch nicht durchgehend. 

Bei einem Buch stoppend, welches sein Lieblingstier, einen Wolf, als Buchrücken hatte, zog er das vergleichsweise Dünne und unscheinbar wirkende Buch heraus. Es war jedes Mal aufs neue ein ungalubliches Gefühl sich ein Buch auszusuchen und darauf einzulassen. In seiner Fantasy-Welt konnte der König der sein, der er wollte. Musste kein Reich regieren und einen auf stark tun. Seine innere Kälte ließ ihn für diese Zeit in Ruhe und gab ihm ein wenig Menschlichkeit zurück. 

Sich in eine der Ecken kuschelnd fuhr der Schwarzhaarige nochmal das Buchcover entlang, welches deutlich hervorgehobene Muster besaß und genoss das kribbelnde Gefühl, der Vorfreude, in seinen Fingerspitzen. Viele würden dies nicht verstehen und er fand es auch besser so. Ihn sollte nicht jeder verstehen. Nur die Menschen die ihm wichtig waren. 

Die Öllampe hinstellend schlug er das Buch auf und begann zu lesen. Die Nacht schritt vorran und Yoongi ließ sich mitreißen. Ein Wolf, welcher ein wenig anders war, ausgesetzt in der Kälte und später liebevoll von einem Bär aufgezogen bis er groß genug war und seine Reise antrat, seine Familie zu suchen. Noch während des Lesens schlich sich ein sanftes Lächeln, welches dem lächeln einer Katze glich, auf die Lippen des sonst emotionslosen Jungen. 

Er würde sich wünschen auch so ein Leben gehabt zu haben. Ein wenig anders sein und in Liebe aufzuwachsen. Die einzige Liebe, welche er bekommen hatte, war die von seinem Bruder und Jimin. Vielleicht ein wenig von Taehyung, doch das wars dann auch schon. 

Ungefähr ab der Hälfte des Buches, wo es gerade spannend und gleichzeitig traurig wurde, da der Wolf nun aufbrach und sich von seiner Bären-Mama verabschiedete, schreckte Yoongi leicht auf. 

Er hörte, wie sich eine der vielen Geheimtüren öffnete und wieder Schloss, da in der Bibliothek der große Unterschied war, dass diese sich niemals lautlos öffneten. Anfangs fand er es lässtig, doch inzwischen war es wohl das beste so. Denn von hier aus kam man in jeden Geheimgang und man wäre, wenn sie sich lautlos öffneten, jedem, überall ausgeliefert. 

"Und das ist die Bibliothek, von hier kommt man überall hin." - Hoseok.

"Ich glaube nicht, dass der König will, dass ich das weiß." 

"Ach quatsch, Tae, er wird es nicht erfahren. Außerdem wissen Jungkook und Seokjin auch von den Gängen. Also warum sollte ich dich weiter belügen. Wir sagen uns doch immer die Wahrheit, oder?" - Hoseok. 

"Ja... immer..." - Taehyung.

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Lesenacht 9/9 ❤💜😘

Hiermit ist die Lesenacht beendet. Ich hoffen euch hat sie gefallen und besonders leoliner und SugaxKookie, da ihr die einzigen wart, die sie sich aktiv gewünscht haben. ❤💜😘

Ich hoffe es waren genug Kapitel. ❤💜

As Cᴏʟᴅ As Iᴄᴇ /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Where stories live. Discover now