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"Hoseok?" - es war nur ein Flüstern, mit welchem Jungkook hoffte die Aufmerksamkeit, des Prinzen, zu erlangen. Sie waren schon seit einiger Zeit unterwegs und der Jüngere führte schon seit Anbeginn das Pferd, des Älteren. In einem Kreis, mit etwas Abstand, waren überall bewaffnete Wachen, welche sich aufmerksam die Umgebung ansahen. Yoongi selber ritt ein wenig weiter vor ihnen. 

"Ja?" - ein wenig das Tempo seines Pferdes zügelnd ritt der Jüngste kurz danach neben dem Rothaarigen. 

"Warum haben die Wachen andere Pferde?" - es war eine Frage, welche ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. Waren sie mit ihren Pferden, auf welchen sie ritten, nun im Vorteil oder nicht. 

"Die verschiedenen Pferde sind auf unterschiedliches trainiert. Außerdem sind das königliche Pferde, auf welchen wir reiten. Sowas wie ein Markenzeichen unseres Königshauses." - die Pferde in eine Reihe bringend, da sie nun über einen schmalen Bergkamm mussten, lehnte Hoseok sich weiter nach hinten, um Jungkooks Pferd sicher zu leiten. Selbst, wenn die Pferde es sicher alleine könnten hatte der Prinz die Befürchtung, dass die Angst von dem Älteren auf das Pferd überging und dann beide Panik schieben würden.

"W-wo gehen wir überhaupt hin?" - versuchend nicht in den Abgrund zu blicken klammerte er sich in die kurze Mähne des Pferdes. 

"Wirst du sehen. Doch tu uns allen einen Gefallen und lass Yoongi dann in ruhe. Schweigen wäre sogar das beste. Und du wirst sicher nicht das letzte mal hier hochgehen, also gewöhn dich an das Reiten und die Höhe." - die Pferde noch einmal um eine Bergecke lenkend stoppte der Rosahaarige sie gezielt und stieg ab. 

Versuchend es Hoseok nachzumachen stürzte Jungkook stattdessen, unelegant, von dem Pferd und stieß einen eher unmännlichen Schrei aus, was zur Folge hatte, dass er nun die ungeteilte Aufmerksamkeit, aller anwesenden, hatte. 

"Warum wartest du nicht, bis man dir hilft." - mit einem einzigen Ruck zog Yoongi den, am Boden liegenden, Jungen wieder auf die Beine. - "Du konntest nicht aufsteigen, also kannst du sicher auch nicht absteigen." - sobald der Jüngere sicher stand ließ er seinen Arm wieder los und lief, so als ob nichts gewesen wär, zurück zu seinem Pferd, um dort kurz darauf eine der bekannten Rosenkronen herauszuholen. 

"Was hat er vor?" - interessiert unterbrach der Rothaarige das Abklopfen seiner Kleidung und lehnte sich etwas mehr zum Prinzen, welcher genauso wie die Wachen, mit verschränkten Händen hinter dem Rücken, da stand. 

"Bitte Jungkook. Halt einmal in deinem Leben die Klappe, wenn du sie auch wirklich halten solltest." - der Jüngste machte sich nichtmal die Mühe den Älteren, neben sich, anzugucken. 

Schluckend wand Jungkook sich ab. Er hatte nun selber gemerkt, dass es offensichtlich nicht angebracht war, zu reden. Entgegen seiner eigentlichen Erwartung, dass sie nur ein wenig ausreiten und spaß haben würden, erstreckte sich vor ihnen ein glasklarer See, worin die Steine blau schimmerten und das Licht reflektierten. Anders als die andere Seen, in Meath, welche er besuchen würde, dampfte dieser nicht. Er strahlte keine Wärme aus, sondern eine gefährliche Kälte. Das Wasser war zwar noch flüssig, doch konnte man an den Steinen, Unter-und Überwasser, Eisblumen erkennen. Die ehemaligen Pflanzen, außen herum, waren von einer Eisschicht umzogen und zeigten sich erstarrt in ihrer Blütezeit. Es wirkte, als wenn ein Sommertag, mitten im August, eingefroren wurde, um den Moment zu behalten. 

Trotz dessen, dass es einen so wunderschönen Anblick von sich gab, fröstelte es Jungkook. Nicht nur, dass es hier kälter, als unten im Dorf, war bewirkte dies, sondern auch die Atmosphäre. Alle schwiegen und Yoongi war der einzige, welcher am Rand, zum See, stand, die Rosenkrone in seinen zitternden Händen. Es war das erste Mal, dass er den König so sah. So gebrechlich. Sogar beim Schlafen sah er stärker aus. 

Es all den anderen nachmachend stellte der Rothaarige sich zu dem Prinzen, verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Doch statt auf den Boden zu gucken beobachtete er den Schwarzhaarigen, welcher sich auf einen der Steine setzte und die Krone in seinen Schoß legte. Aus dem inneren holte er einen einfachen Blumenstrauß heraus. Es war keiner, welchen man zur Hochzeit oder ähnlichem bekommen würde, sondern bestand er mehr nur aus Gräsern, welche flüchtig, wie von einem Kleinkind, gesammelt und zusammengebunden wurden, doch durch fehlendes Wasser verwelkten. 

Neben sich hörte er den Prinzen nach Luft schnappen, als dieser den Strauß sah und etwas wirres vor sich hin murmelte. 

Von dem König hörte man nichts, dennoch bewegte er die Lippen und sagte bei jeder Blume, welche er von dem kindlichen Strauß in den See schmiss ein kurzes, sehr kurzes, Wort. So ging es eine Zeitlang und Jungkook spürte wie bereits die Kälte durch seine Schuhe in seine Füße und Glieder kroch. Es war schmerzhaft, doch sagte er nichts. Yoongi zur liebe. 

Als der Ältere nun auch noch die letzte Blume in den See warf nahm er die Rosenkrone von seinem Schoß und beugte sich nach unten, Richtung Wasseroberfläche. Von weiter weg war es schwer zu erkennen, doch sahen die inzwischen reingeworfenen 'Blumen' so aus, als ob sie binnen Sekunden von Eisblumen überzogen wurden und somit, nach einiger Zeit, am Rand des Sees, an den Steinen, festfroren. 

Einen kurzen Moment hielt Yoongi die Rosenkrone in das Wasser, sodass der untere Teil sich langsam aber sicher mit Eisblumen überzog, bevor er der, zur Hälfte schneeweißen und zur anderen Hälfte pechschwarzen, Rose, in der Mitte, einen Kuss gab. - "Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben, selbst wenn ich keinen hatte." - mit einem leichten Lächeln, welches praktisch schon von Trauer erstickt wurde, und einer Träne, welche leise in den See viel, stieß er die Krone von sich in die Mitte des Sees. Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte sie unter, um kurz darauf, von Eisblumen überzogen, wieder aufzutauchen und in der Mitte zu bleiben. Wunderschön schwamm sie leicht im Kreis und reflektierte, das Licht der Sonne, an die blauen Steine, welche im Anschluss die umstehenden Berge blau anleuchteten. 

Schwer schluckend realiesierte der Jüngere nun, an welchem See sie sich befanden. Es war der See in welchem man Jimin gefunden hatte.

Ein letztes mal sah man eine Träne in den See fallen, bevor der König sich erhob und umdrehte. Fast sofort verfing sich der Blick, des Rothaarigen, mit dem des Älteren und trotz, dass seine Augen so unfassbar viel Schmerz ausstrahlten schenkte er Jungkook ein lächeln. Die wohl kälteste Person in Meath lächelte ihn, trotz, dass er so gebrochen war, an. 

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As Cᴏʟᴅ As Iᴄᴇ /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Where stories live. Discover now