9.

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Siehst du ihn denn nicht?

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Mit einem Zischen tauchte eine Gestalt auf. In der Ferne sah er die verschwommene Silhouette auf sich zukommen.

Verschwommen, denn die Angst und Wut über sich selbst trieben ihm die Tränen in die Augen. Er ließ sich auf den Boden fallen und hockte stumm dort, wie er es fast ein Jahr lang in den Tunneln getan hatte.

Ein befremdliches Gefühl des Heimwehs machte sich in ihm breit.

Über ihm bäumte sich ein Schatten auf und Ivolan fuhr hoch. Die Kapuzengestalt streckte ihre Hand aus.

"Du hast den Test bestanden! Gutes zu tun...dafür hat man im Leben viel zu selten eine Chance. Schön, dass du diese genutzt hast."

Die tiefe Stimme füllte die Umgebung mit Wärme und Geborgenheit. Ivolan wischte sich die Tränen von den Wangen.

"Welcher Test? Das war nicht real? Das Mädchen...Clara..."

Die Gestalt half ihm wieder auf die Beine. "Nein, kein Stück dieser Simulation." Fast war Ivolan, als hörte er ein Glucksen.

"Was bringt mir dieser Test? Kann ich wieder zurück?"

"Du bist mir einer, erst Adern aufschlitzen und dann doch nicht wollen." Die Gestalt schüttelte den Kopf, nahm die Kapuze ab und für einen kurzen Moment konnte Ivolan sein hageres Gesicht in den Gläsern der Sonnenbrille sehen.

"Nimm meine Hand."

Zögerlich griff er nach dem, was ihm geboten wurde. Und zum ersten Mal spürte er nichts als Glück und Wohligkeit. Fragend sah er in das Gesicht des Fremden, die hohen Wangenknochen, das verschmitzte Grinsen.

"Du hast gerade das Richtige getan...Ich hatte mit dir ja meine Zweifel, aber du bist bereit."

"Bereit wofür?"

"Den Himmel, mein Name ist Luzifer, ich übergebe dich nun an die da oben!"

The Shortest StoriesWhere stories live. Discover now