The Shortest Stories

13.

@SabinaOehler  

Schlüsselwörter: Reitturnier, Wald, Streit, Verzweiflung.

598 Wörter

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Nichts gegen Grunge-Bands

Das Klappern der Hufe auf dem unebenen Asphalt lag wie der Klang eines exotischen Instruments in der Luft.

Marta atmete tief ein und aus während sie den Blick über das weitläufige Gelände schweifen ließ. Es war das erste Reitturnier, dass sie jemals besucht hatte und für sie auch gut so. Sie konnte Pferde nicht leiden.

Obwohl...das stimmte nicht, sie konnte die Menschen mit Stock im Arsch und Kappe auf dem Kopf nicht leiden, die zwangsläufig mit den schönen Tieren einhergingen. Von der Veranda des Clubhauses aus hatte man eine gute Übersicht.

Die Abreitplätze, die Zuschauertribünen, auf denen wispernde Damen mit großen Hüten und überschlagenden Beinen saßen, die Loge der Jury, die Stallungen und alles umringt von einem tiefrot gefärbten Waldstück.

Der Herbst war feucht und ungemütlich gewesen, so wie eigentlich jedes Jahr. Und doch hatte der Wetterbericht für den heutigen Tag ein wenig Sonne versprochen.  

Wieso habe ich mich mitschleppen lassen?

Marta wusste es nicht. Besonders dann, als Carola um die Ecke gelaufen kam und ihr ein undefinierbares Getränk in die Hand drückte. "Probier mal, schmeckt mega. Voll cool hier, oder?"

Ich würde mich eher unter einen wildgewordenen Gaul werfen, als noch eine Sekunde länger auf diese ganzen Schickimicki Leute sehen zu müssen.

"Klar", nickte Marta und seufzte. Carola musterte sie. "Das glaub ich dir nicht, kommst du mit und setzt dich zu mir?"

Marta zog ihre Winterjacke so fest zu wie nur irgend möglich. Zwar schien die Sonne tatsächlich wie angekündigt, jedoch hatten die Temperaturen sich dahingehend nicht geändert.

Carola führte sie überraschenderweise nicht  auf einer der Tribünen, sondern in den Wald. Eine Weile lang lief Marta gähnend neben ihrer Cousine her, bis sie den Dressurplatz in einem großen Bogen fast umrundet hatten. 

"Was ist denn los mit dir?", fragte Carola schließlich. 

"Was soll denn sein?" Marta verdrehte die Augen. Carola hatte ein Talent dazu, immer und überall Drama zu schnüffeln und würde sich als Redakteurin einer Klatschzeitung sicherlich nicht schlecht machen.

"Du bist total gelangweilt, ich gebe mir hier Mühe, dich zu unterhalten, obwohl du es warst, die mich begleiten wollte."

Marta schüttelte den Kopf. "Das war Ironie. Nur weil du das nicht verstehst und mich voller Verzweiflung versuchst, für Turniere zu begeistern bin ich jetzt wieder Schuld an allem, oder was?"

Carola verschränkte die Arme und blieb stehen. Marta ging trotzig weiter durch das Gestrüpp.

"Dann sprich doch einmal Klartext mit mir! Dann hätte ich dich gar nicht mitgenommen."

"Was fängst du denn jetzt hier unnötig Streit an? Weißt du, ich glaube ich habe gar keine Lust, mit dir hier weiter durch den Wald zu laufen."

"Dein Pech", schnaubte Carola, "Du verpasst was. Ich dachte, es würde dir gefallen, aber dir gefällt ja eigentlich nichts außer deine bescheuerten Grunge-Bands."

Jetzt war es Marta, die stehen blieb. "Entschuldige mal, ich bin echt ungerne hier, aber immerhin bezeichne ich die Dinge, die du magst nicht als bescheuert. Und nur weil du keinen Musikgeschmack hast, soll ich hier Idioten mit Zylinder zusehen, wie sie ihre Ponys zum Tanzen bringen? Ich glaube es hackt."

Schließlich setzte Carola sich auf eine unscheinbare Holzbank. Von hier aus hatte man nicht nur den gesamten Platz im Blick, sondern auch die gegenüberliegenden Tribünen. "Ich weiß doch, dass du nicht gerade Turnier begeistert bist", murmelte sie. "Darum habe ich doch extra was für dich vorbereitet. Aber gut, dann geh halt nach Hause, ich kann mich hier auch ohne dich vergnügen."

Sie zog ein Fernglas unter der Bank hervor. Marta schluckte, dann grinste sie. Auch Carola schmunzelte.

"Jetzt komm schon, setz dich zu mir, dann können wir feine Leute angucken, die keinen Plan von dem haben, was sie sich ansehen und dabei äußerst interessante Gesichtsausdrücke machen."

Marta lachte und griff sich das Fernglas.