Staffel 2 | Kapitel 1

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Unbeholfen und hektisch stiess das kleine Mädchen gegen Elisabeth. Diese erschrack sofort und wirbelte herum. Mit großen, unschuldigen Augen staarte das Mädchen zu der Frau hinauf. Sofort fiel Elisabeth das engelsgleiche, lockige, blonde Haar des Kindes auf.
Mit einem Lächeln beugte sie sich zu dem Mädchen herunter und tätschelte ihren Kopf.
»Ist alles in Ordnung meine Kleine?«, fragte sie ruhig nach.
Es war kein Wunder dass das Kind orientierungslos war. Heute war viel mehr Treiben auf dem Marktplatz.

Das blonde Mädchen verzog ihren Mund zu einer Schnutte und blickte traurig drein.
»Hast du deine Eltern aus den Augen verloren?«, hakte Elisabeth nach. Die Kleine nickte. Wahrscheinlich war sie gerade mal Sechs Jahre alt.
Mit einem warmherzigen Lächeln streckte Elisabeth ihr die Hand entgegen.
»Na komm! Ich helfe dir suchen. Hab keine Angst.«

»Marta!!«

Sofort sahen Elisabeth und das Mädchen auf. Das Gesicht des Kindes begann, von einer Sekunde auf die andere, zustrahlen. Freudig lief sie dem Mann entgegen, der sich ihnen zielstrebig näherte.
»Marta. Ich habe dir doch gesagt du sollst nicht weg laufen.«, ermahnte der Mann sanft und nahm das Kind hoch auf seine Arme, ehe er zu Elisabeth blickte.

Fast zeitgleich weiteten sich die Augen des Mannes und der Mutter. Elisabeth musste zwar zweimal hinsehen. Aber sie war sich dennoch sicher.

»A-Alfred?!«, begann sie zögerlich. Sofort legte sich ein breites Lächeln auf die Lippen des Angesprochenen.
»Elisabeth ...«
Etwas verwirrt sah das Mädchen zwischen Elisabeth und ihrem Vater hin und her. »Ich hoffe sie hat dir keinen Ärger bereitet.«, merkte Alfred peinlich berrührt an. Elisabeth schüttelte den Kopf.
»Keineswegs! Bei diesen vielen Menschen kann es schonmal vor kommen das einem das Kind abhanden kommt.«, schmunzelte sie. Alfred erwiderte diese Geste.
»Ohja! Sie ist schneller weg als ich gucken kann.«, entgegnete er und setzte seine Tochter ab.

»Ich muss sagen. Es steht dir gut.«, kicherte Elisabeth und wies mit ihrem Blick unbemerkt zu Marta. Alfred grinste nur.
»Findest du, ja?! Sie ist das kostbarste was ich habe.«, antwortete er und strich seiner Tochter durch's Haar, ehe er wieder zu Elisabeth blickte. »Sag, Elisabeth, wie ist es dir die letzten Jahre ergangen? Man hat ja immer nur hier und dort etwas gehört. Wie geht es dir? Du siehst recht dünn aus.«, fuhr Alfred besorgt fort. Doch Elisabeth zuckte nur mit den Schultern und lächelte höflich.

»Mir geht es nicht besser oder schlechter wie jeden anderen hier.«, murmelte sie und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Alfred musterte Elisabeth skeptisch.
Man konnte ihr ganz genau ansehen wie schlecht es ihr ging. Nur wusste der Blonde zugut das Elisabeth sich das niemals anmerken lassen würde. Geschweige denn etwas sagen würde. In den ganzen Jahren hatte sie sich überhaupt nicht verändert.

»Deine Tochter heißt doch Edmeé, oder?!«, versuchte Alfred das Thema zuwechseln, »Ich finde es bemerkenswert das sie sich für Medizin interessiert und eine Ausbildung diesbezüglich anstrebt.« Elisabeth senkte den Blick.
»T-tut mir Leid!«, warf Alfred überfordert ein, »Im Grunde geht es mich ja auch nichts an!«

»Schon gut. Danke.«, lächelte Elisabeth und hob ihren Blick. Mit besorgter Miene trat Alfred näher an sie heran und legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Elisabeth ... ich weiß ... ich habe mich früher wie ein Idiot aufgeführt. Das tut mir immer noch Leid. Aber, dennoch ... es tut weh dich so zusehen. Hast du jemanden zum reden?«, fragte er leise und sanft nach. Elisabeth presste die Lippen zusammen.

In diesem Augenblick wurde Alfred bewusst dass all das was er gehört hatte wohl der Wahrheit entsprach.
Elisabeth's gequälte Miene sprach für sich. Auch ihre körperliche Verfassung, die ihren Gemütszustand widerspiegelte, sprach für sich.
»Es ... tut mir Leid was mit deinem Sohn passiert ist.«, flüsterte er ihr leise zu. Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich Elisabeth's Augen. Und sie versuchte offensichtlich den Schmerz zu unterdrücken.
»Elisabeth ... ich habe dich immer sehr geschätzt. Das tue ich auch heute noch. Also, du kannst jeder Zeit mit mir sprechen.«

ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠJemand der auf dich wartet •LevixOC• [abgebrochen]Where stories live. Discover now