Kapitel 6

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Mit einem lauten gähnen wischte sich Edmeé eine Träne aus dem Augenwinkel.

»Gott! Edmeé! Geh doch endlich ins Bett!«, schmunzelte Hanji und schob die letzten Bücher von der Außenwelt ins Regal. Müde sah die Angesprochene von einem dieser Bücher auf. Was sie fast durch hatte.

»Ich bin doch eh bald fertig. Außerdem ist es total interessant. Unglaublich wie wir medizinisch in vielen Dingen falsch liegen.«, merkte die Schwarzhaarige mit belegter Stimme an. Und drehte das Licht an der Schreibtischlampe etwas höher.

»Du kannst es auch ruhig mit in dein Zimmer nehmen. Oder nach Hause.«, entgegnete die Kommandantin.

Edmeé verbrachte meistens die Nacht in dem alten Zimmer ihrer Mutter wenn sie im Hauptquartier blieb. Diesen Abend würde es nicht anders sein.

»Ich werde heute nicht mehr nach Hause. Ich will die beiden nicht stören.« Die Brillenträgerin hob ihre Brauen.

»Meinst du wirklich die beiden reden miteinander? Du weißt das dein Vater sehr engstirnig sein kann. Wenn ihm etwas nicht passt wendet er sich einfach ab und geht. Anstatt sich auf eine Aussprache einzulassen.« Edmeé schnaubte auf.

»Doch! Dieses mal werden sie reden! Und wenn nicht, sperr ich die beiden in einen Raum ein!«, grinste die junge Frau finster und klappte das Buch zu. »Ich werde das Buch aber mit auf Mutters altes Zimmer nehmen.«, fügte sie noch hinzu und erhob sich vom Schreibtisch. »Und du solltest auch bald Schluss machen. Steht nicht bald wieder eine Expedition an?«

Hanji seufzte und massierte sich die Schlefe.

»Ja. Bald. Und dieses mal möchte ich aber Levi dabei haben. Aus diversen Gründen.«

Edmeé blieb kurz vor der Tür stehen und verschränkte die Arme.

»Und die wären?!« Erneut seufzte Hanji auf.

»Es geht um die Söldner die uns zur Seite gestellt werden sollen.«

»Wolltest du diese Angelegenheit nicht abwenden?!«, unterbrach Edmeé die Brünette scharf.

»Halbwegs. Zunächst haben sie wohl nur einen ihrer besten Männer geschickt. Ich selbst habe diese Person aber noch nicht kennengelernt. Wahrscheinlich spricht er morgen bei mir vor.«

»Soll ich das jetzt als eine Art Testlauf verstehen?!«, hakte Edmeé nach. Die Kommandantin nickte nur und kratzte sich am Hinterkopf.

»Sozusagen. Und ich weiß echt nicht wie ich das deinem Vater bei bringen soll. Er wird mir eh wieder Unfähigkeit vorwerfen.« Edmeé sah nachdenklich zur Seite. Ehe sie sich schmunzelnd zu Hanji wandte.

»Wenn dieser Söldner sowieso erst einmal Vaters Kraft sieht wird er eingeschüchtert das Feld räumen.«, kicherte sie provokant. Ein schiefes Grinsen legte sich auf Hanjis Züge.

»Hoffen wir es mal. Dein Vater ist zwar nach wie vor stark. Aber er ist nicht mehr so in Form wie früher seid diese Sache mit Cay-« Hanji brach ihren Satz ab und schüttelte den Kopf. »Es wird sich schon regeln. Du solltest jetzt ins Bett.«

Edmeé nickte nur zum Abschied und verließ dann Hanjis Büro.

Noch während die Schwarzhaarige Richtung des alten Zimmers ihrer Mutter war. Fragte sie sich nun selbst ob ihre Eltern wirklich miteinander redeten. Oder ob ihr Vater einfach wieder gegangen war. Tief seufzend öffnete Edmeé das Zimmer und wollte automatisch zum Schreibtisch herüber gehen, um das Licht einzuschalten. Jedoch hielt sie in ihrer Bewegung inne und das Buch glitt ihr aus der Hand.

Was machte dieser halbnackte Kerl in ihrem Zimmer?! Oder besser gesagt in dem alten Zimmer ihrer Mutter?!

Aufgebracht zuckte Edmeé zurück und holte tief Luft.

»Raus hier!!«, brüllte sie den Unbekannten an. Dieser musterte die junge Frau vollkommen unbeirrt und schüttelte sein Hemd aus.

»Hey! Immer langsam!«, grinste er provokant und strich sein schwarzes Haar zurück. »Solltest du nicht eher verschwinden?! Oder willst du mit mir die Nacht verbringen, Kleine?!«

Edmeé schob die Brauen zusammen. Diese Stimme ...

»Nur zu deiner Info! Das ist mein Zimmer! Wer hat dir bitte erlaubt einfach so rein zu gehen?! Zieh dich an und verschwinde!«, knurrte die Schwarzhaarige aufgebracht.

Doch der Fremde grinste sie weiterhin einfach nur an.

»Dein Zimmer, ja?! Und wieso habe ich kein Namensschild oder dergleichen gesehen?!«, merkte er feixend an. Edmeé biss sich auf die Unterlippe.

»Jeder weiß das ich das alte Zimmer meiner Mutter nutze!«

»Ist das so ja?!«

»Im Korridor weiter vorne sind freie Zimmer! Jetzt mach das du raus kommst!«, brummte Edmeé ungehalten. Der Unbekannte fixierte Edmeé und warf sich das T-Shirt über die Schulter und setzte seinen Hut auf.

Jetzt war sich die junge Frau ganz sicher. Dies war der Typ der noch in ihr rein gerannt war!

Unauffällig schweifte ihr Blick kurz seinen Oberkörper entlang. Eine längere Narbe zierte die eine Seite seiner Brust. Und an der Seite seiner Schlefe konnte sie auch eine erkennen.

Was hatte der Typ denn schon alles durchgemacht?!

Fragte sie sich, während er Edmeé näher kam.

»Du hast Temperament, Kleine. Wie heißt du?!«, fragte er tonlos nach.

»Edmeé! Ich heiße Edmeé! Und du?! Oder soll ich dich einfach Perverser nennen?!«

Der Hutträger lachte kehlig auf.

»Ich bin nicht erpicht darauf solch einen Namen zu bekommen.«, grinste er schief, »Selim Keitel ist mein Name. Ich hätte echt gerne die Nacht mit dir verbracht. Du bist schon ne Hübsche.«, zwinkerte der Schwarzhaarige. Edmeé sog scharf die Luft ein und zeigte in den Flur.

»Mach das du raus kommst! Bevor ich mich vergesse!«, zischte sie verächtlich.

Selim hob die Hände und ging auf den Flur.

»Es tut mir äußerst Leid das ich mich in der Tür geirrt habe. Gnädigste.«

Die junge Frau knurrte auf und schubste Selim grob auf den Flur. Mit einem tödlichen Blick knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu und schloss ab.

Selim setzte den Hut ab und fuhr sich durchs Haar.

»Edmeé ... Edmeé Ackerman. Du bist eine wirklich interessante Person.«, murmelte er. Ehe er sich den Hut wieder aufsetzte und Richtung der freien Räume stolzierte.

ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠJemand der auf dich wartet •LevixOC• [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt