6. Kapitel

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"...geht es gut, glaube ich, aber Remus' Narben sind echt schlimm", hörte ich, und Stimmen wurden immer lauter. Und dann rauschten die Erinnerungen über mich herein wie ein Wasserfall und überfluteten meine Gedanken.

Moony!

Ich versuchte mich aufzusetzen, und nach mehreren Versuchen gelang es mir.

"Moony! Wo ist er?" Ich lag im Wohnzimmer der Potters, und die Frage war unnötig- er lag neben mir. Und er sah gar nicht gut aus. Sine Narben waren aufgerissen, im Gesicht und auf der Brust. Ich sprang auf, taumelte kurz und setzte mich dann neben ihn.

"Dir geht es gut", sagte James erleichtert.

"Moony", wimmerte ich.

Ich war ziemlich müde, aber das war mir egal. Ich fragte Mrs. Potter ob ich Remus' Narben mit dem Diptam verarzten dürfe, und sie gab mir das Essenz. James sagte mir, dass sein Vater bei der Arbeit war, wahrscheinlich um mich abzulenken, aber es half nichts. Nichts half.

Der Tag ging vorüber und es wurde dunkel, James und seine Eltern gingen schlafen, aber ich weigerte mich meinen Platz als Moony-Krankheits-Bewacher zu verlassen. Er hatte bis jetzt noch kein Lebenszeichen außer Atmen von sich gegeben, aber Mrs. Potter hatte gesagt er würde es schaffen. Ich hielt die ganze Zeit seine Hand und flüsterte als Mantra vor mich hin "wach auf, wach auf". Ich wurde immer müder, und glaube ich, dass ich eingeschlafen bin, denn als ich nach gefühlten fünf Minuten wieder aufwachte, lag ich neben Moony und mein Rücken tat weh. Meine Hand war immer noch an Seine geklammert. Ich versuchte wieder zu schlafen, doch es gelang mir nicht, also schloss ich einfach und tat so als ob. Schon ein paar Momente später merkte ich, wie Remus sich bewegte. Es war nur eine kleine Bewegung, doch ich merkte sie ganz deutlich. Er drückte meine Hand.

"Pads?", fragte er verschlafen.

"Ja?"

"Danke"

"Wofür?", fragte ich.

"Das du ihn von mir abgelenkt hast. Das hättest du nicht tuen sollen. Aber trotzdem, danke"

"Du hast das gehört?"

Er nickte.

Prongs kam rein. "Oh ihr seid wach?"

Neeein.

James hatte manchmal echt schlechtes Timing. Hatte er anscheinend von seien Eltern, dachte ich grinsend, da diese im fast selben Moment wie er das Zimmer betraten. Remus wollte aufstehen, doch er zuckte zusammen, und zog scharf die Luft durch die Zähne ein.

"Narben", sagte er als Antwort auf meinen fragenden Blick.

James quetschte sich auf die andere Seite von mir, nachdem Moony sich wieder hingelegt hatte, und ich mich vergewissert hatte, dass es ihm gut ging.

"Eins verstehe ich nicht", meinte er.

"Hm?"

"Warum hat dein Vater gesagt, dass ich der Grund bin, dass du weg bist?"

"Ach...also...das...ich, äh", stotterte ich rum.

"Frühstück, Jungs", rief da Mrs. Potter und diesmal war ich froh über ihre Unterbrechung. Prongs und ich liefen in die Küche, wo Euphemia uns ein Tablett übergab, mit dem wir zurück zu Remus marschierten.

Jeden Tag strich ich seine Narben mit dem Diptam ein, das total eklig roch. Sie verheilten langsam aber der Fluch hatte Remus total erschöpft. Er schlief fast die ganze Zeit, und ich beobachtete ihn nur zu gerne. Nach ein paar Tagen konnte er sich langsam wieder bewegen und selbst etwas essen. Was ich etwas schade fand, davor durfte ich ihn immer füttern. Moony wagte sogar ein paar wackelige Schritte, wobei man ihn allerdings stützen musste, was auch mein Job war, und wo James mir gerne den Vortritt ließ.

Fleamont Potter hatte es tatsächlich geschafft, den halb-ohnmächtig, mich, der unter dem Cruciatus stand, James, sich selbst und dazu noch die ganzen Taschen nach Godric's Hollow zurück zu apparieren.

Ich suchte nach meinem Schallplattenspieler und fand ihn, in der dritten Tasche von links. Dann spielte ich Moony all meine Lieblingsplatten vor, und er fragte mich nach bestimmten Liedern, die wir dann auch anhörten. Später gesellte sich James zu uns, und wir spielten Zauberer Schnippschnapp.

Irgendwann, nach vielen Runden, bat uns Mrs. Potter, den Garten zu entgnomen. James musste mir zuerst zeigen wie es ging, denn bei uns hatte es immer Kreacher gemacht.

Es war im Prinzip simpel. Man musste die Gnome an den Füßen packen, über seinem Kopf wirbeln, und dann über den Zaun schmeißen.

"Mit Moony klappts ja ganz gut, oder?", sagte James grinsend, während ich einen pinkfarbenen Gnom mit hässlicher Fratze aus einem Erdloch zog.

"Pscht!", machte ich. "Was wenn uns deine Eltern hören?"

"Ja und?"

"Was wenn sie hören, dass ich auch auf Jungs stehe, und mich dann nicht mehr mögen?!"

"Sirius, meine Eltern lieben dich wie einen zweiten Sohn, Und außerdem würden sie niemanden foltern, nur weil man jemanden liebt! Außerdem ist hier niemand."

"Ich hatte vergessen wie anders deine Eltern sind, als meine. Und du kannst dir gar nicht sicher sein ob hier jemand ist, auch wenn du niemand siehst. Ich sag nur Tarnumhang. Oder wenn hier Spione sind wie zum Beispiel...", ich hob den rosanen Gnom hoch "ihn!"

James lachte.

Wir beeilten uns, den Garten fertig zu entgnomen, ich wurde in den Arm gebissen, und James in den kleinen Zeh.

Als wir wieder reingingen, sah ich, wie Moony etwas auf einem Block skizzierte.

"Kann ich mal sehen?", fragte ich.

"Nein, das...das war eh nicht so gut." Er riss das Blatt aus dem Block, zerknüllte es, und warf es in den Müll.

"Ich will nochmal versuchen zu laufen, helft ihr mir?", lenkte er ab und wir nickten.

Prongs und ich halfen ihm hoch, und er ging ein paar Schritte. Als wir merkten, dass er relativ gut alleine laugen konnte, ließen wir ihn los, und wirklich, Remus stand auf den Füßen, und lief hin und her, gar nicht wackelig. Ab heute schlief Moony wieder bei uns im Zelt. James links, Moony Mitte, ich rechts. Ich konnte nicht schlafen, und da kam mir eine Idee. Ich tapste barfuß durch den Garten, schlüpfte durch die Hintertür ins Haus und ging zu dem Mülleimer. Ich wühlte darin, bis ich fand, was ich gesucht hatte. Die Zeichnung von Remus. Ich faltete sie und lächelte. Er hatte mich gezeichnet! Und mich sogar gut getroffen. Ich strich das Papier glatt, um es noch einmal richtig zu betrachten, faltete es dann vorsichtig zusammen und nahm es mit ins Zelt. Dort klebte ich es auf die Innenseite meines Koffers. Ich versprach mir, es nie abzumachen.

Looking for the moonWhere stories live. Discover now