14. Kapitel

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"Pads, hast du bei Zonkos' das Haarfärbemittel bestellt? Das, das eine Stunde hält?", rief James mir quer durchs Zimmer zu, mit einem Klemmbrett in der Hand.

"Jap."

"Bist du auch ganz sicher, dass es nur eine Stunde hält?"

"Jap."

"Ganz sicher?"

"Jap."

"Okay."

Heute war der Tag, an dem der Streich stattfinden sollte, eine Woche nach dem Treffen mit Reggie. Remus betrat das Zimmer, und gesellte sich zu mir. "Ist alles vorbereitet?"

Ich nickte.

Wir waren extra früh aufgestanden, um vor dem Unterricht noch alles vorbereiten zu können.

"Während des Mittagsessen geht das Feuerwerk automatisch los, und verteilt das Lila Haarfärbemittel.", erklärte James.

Der Unterricht zog sich wie Kaugummi, ich konnte gar nicht abwarten, bis das Mittagsessen anfing. Natürlich wurden unsere Haare auch gefärbt, sonst würde der Verdacht zu sehr auf uns gelenkt werden. Aber ich fand, das war okay, denn wenn man einen guten Streich auf die Beine stellen wollte, muss man eben auch etwas auf sich nehmen. In diesem Fall bunte Haare.

Auf dem Weg in die Halle hibbelte ich neben Moony her.

"Hör mal Pads, ich weis du freust dich, aber wenn du weiter so machst, verrätst du uns noch!", zischte er mir aus dem Mundwinkel zu.

"Ja ja, Vollmondidiot."

Ich legte einen Arm um seine Schultern, was sich allerdings als etwas schwieriger gestaltete, als gedacht, da er gefühlt zwei Meter größer als ich war.

Moony starrte mich an. "Pads! Wir sind unter Leuten!"

"Jaah, ich weiß, aber darf man nicht seinen besten Freund umarmen?", erwiderte ich.

Er entspannte sich ein wenig. "Du hast ja recht."

"Ich hab immer Recht.", grinste ich und er boxte mich in die Seite.

Wir liefen mit Peter und James zum Gryffindor-Tisch und setzten uns zu Lily.

"Hi.", sagte sie. "Ist alles vorbereitet?" Diese Frage hatte ich heute schon oft gehört. Lily war ebenfalls eingeweiht, zuerst dachten wir, sie wäre nicht besonders, aber sie willigte ein, mitzumachen, unter der Bedingung, Marlene, Mary und Dorcas mitteilen zu dürfen, was wir vorhatten.

"Jap."

Wir luden uns Essen auf die Teller- Schweinekottelets und Süßkartoffeln- und begonnen unschuldig zu Essen. Bis wir von weit weg etwas hörten. Mit einem Gepoltere ging die Tür auf, und hereingeschossen kamen die Feuerwerkskörper. Zuerst flogen sie in der Luft herum und sprühten lediglich ein paar Funken herum, dann ging es los. Alle schauten gebannt zur Decke, selbst die Lehrer. Doch nichts passierte. Und da merkten wir, dass etwas eindeutig falsch lief. Als die Feuerwerke explodierten, entstand kein Lila Haarfärbemittel, sondern eine Riesige Leinwand aus Funken. Und was dort gezeigt wurde, ließ mir den Atem stocken. Remus und ich. Am See. Als wir uns das erste Mal geküsst hatten.

"Das war nicht so geplant!", zischte ich den anderen zu. Und während alle Augen auf Remus und mir lagen, schwebte Peeves durch die Wand. Mit einer Kamera in der Hand.

"Ja", gackerte er. "Das war ein echter Schnappschuss. Zum Glück war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort"

Gackernd schwebte er an der Decke mit den Kerzen um die Wette. Ich starrte Moony an. Und er mich. Und während ein Schauer von "Ist das wahr?", "Sirius ist schwul?" und "Die Beiden?" und hin und wieder Gelächter auf uns herabprasselte, rannte Remus aus der Halle. Er tat mir leid; er hatte immer schon etwas mehr Angst gehabt ausgelacht zu werden, auch wenn er diese Angst die meiste Zeit verdrängte.

"Ruhe!", rief Dumbledore, doch davon lies ich mich nicht aufhalten. Ich sah wie Lily ebenfalls die große Halle verließ, wahrscheinlich um Remus zu suchen. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich im nicht nachgerannt bin, immerhin waren wir zusammen. Allerdings musste ich hier noch etwas klarstellen. Ich stellte mich auf den Tisch, an dem wir saßen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, das Gonni mich mit großen Augen ansah. Wahrscheinlich, weil sie wusste was jetzt kam. Oder der Tisch tat ihr leid.

"Jap, es ist wahr", rief ich. "Remus und ich sind zusammen! Ich bin schwul! Und außerdem- es ist mir total schnuppe was ihr jetzt von mir denkt!"

Damit sprang ich vom Tisch, und stolzierte aus der Halle. Der riesige Raum bestand aus einem einzigen, lästernden Gemurmel. Doch das war mir egal, und ich ließ mich nicht davon beeinflussen. An der Schwelle, die die große Halle vom Korridor trennte, drehte ich mich nochmal um, und warf einen Luftkuss in die Runde, bevor ich endgültig ging.

Entgegen meinen Erwartungen lag er nicht in unserem Schlafsaal in seinem Bett und stopfte sich mit Schokolade voll (bei diesem Gedanken musste ich grinsen), und im Gemeinschaftsraum auch nicht. Ich sah auch in der Bücherei nach-aber schon wieder kein Treffer. Und ich dachte ich kannte ihn gut. Da kam mir noch ein Gedanke. Der Astronomieturm! Dort ging er ab und zu hin, wenn er allein sein wollte und dachte, keiner weiß wo er ist. Ich hechtete mit großen Schritten durch die Gänge und die Treppen.

Und tatsächlich, dort stand er, mit dem Rücken zu mir, gegen das Geländer gelehnt , betrachtete er die Ländereien von Hogwarts. Ich wusste, dass er danke seiner Wolfssinne merkte jemand hinter ihm stand, und ich wusste auch, dass er mich erkannt hatte. Langsam näherte ich mich ihm, und umarmte ihn von hinten, währenddessen ich mein Kinn auf seiner Schulter ablegte.

"Du musst sie einfach ignorieren."

"Ich weiß", antwortete er "aber das klingt einfacher als es ist."

"Du hast viel durchgemacht mit der ganzen Vollmondgeschichte. Und du bist stark, du bist einer der stärksten Personen die ich kenne. Und einer der wichtigsten Personen in meinem Leben. Ich weiß das dir das wahrscheinlich nicht hilft, aber es ist egal was die Leute denken, auch wenn es nicht immer einfach ist, sie zu ignorieren. Aber hey, was wissen die schon. Hier geht es nicht um sie, nicht um die anderen Schüler, nicht um das Ministerium und auch nicht um unsere Freunde. Hier geht es nur um uns."

Er sagte nichts, sondern drückte meine Hand. Doch das reichte schon, um meinen Körper unter Flammen zu stellen. Ich war hoffnungslos verloren.

Looking for the moonWhere stories live. Discover now