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Schlag Mitternacht fand ich mich allein an meinem Tisch wieder. Dani war vor ein paar Minuten aufgesprungen und hatte aufgeregt irgendwas genuschelt, um dann davonzurennen, bevor ich ihre Worte verstehen konnte. So viel dazu, dass wir um zwölf Uhr gehen würden. Meine beste Freundin war geflüchtet, wie Aschenputtel vor ihrem Prinzen. Und ich war die gute Fee, die sie um Mitternacht nach Hause schleppen wollte. Der Zauber endete. Er war schon vor ein paar Stunden den Bach runter gegangen.

Ich fühlte mich zu träge vom vielen Alkohol, um Dani zu suchen. Musik dröhnte durch die Halle und bunte Lichter zuckten über die Tanzfläche, auf die ich den direkten Blick hatte, seitdem jemand die störenden Trennwände zur Seite geräumt hatte. Aber meine beste Freundin fand ich dort auch nicht.

Eigentlich wollte ich nur nach Hause, aber da mir die Motivation fehlte aufzustehen, konnte ich nur darauf warten, bis sich Dani dazu bequemte wiederzukommen. Bis dahin starrte ich fasziniert auf die Tänzer, die im Blitzlicht vor sich hin zuckten. Hypnotisierendes Farbengewirr. Gesichter, die sich im stetigen hell dunkel, zu Fratzen verzerrten. Der Abend war ein Alptraum und ich hatte ihn fast überstanden.

Ein Stuhl rückte direkt neben mir. Das Kratzen der Stuhlbeine auf dem Gummiboden ließ mich zusammenzucken.

„Hey."

Mein Herz stolperte. Die süße Stimme fuhr mir direkt in den Bauch und flatterte dort wild herum.

Ich musterte meine Besucherin zu später Stunde. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Heaven strich sich durch das Haar, das in sanften Wellen zurück auf ihre Schultern perlte. An ihren Ohrläppchen, fingen glitzernde Edelsteine das Licht. Sie spielte an ihren Fingern herum. Ordentlich gekürzte Fingernägel. Ihr Anblick überforderte mich.

„Hey.", murmelte ich leise und hoffte Heaven würde gleich wieder gehen. Durch den Dunst in meinem Kopf hallten Sirenen.

Aber sie schien es sich gemütlich einrichten zu wollen. Sie lehnte sich im Stuhl zurück, als wäre es ihr eigener und schlug die Beine elegant übereinander. Vom nahen saß sie noch besser aus. Neben ihrem hübschen Gesicht, fesselte ihr Ausschnitt meine Aufmerksamkeit. Ihr Kleid reichte gerade so weit nach unten, dass es wundervolles erahnen ließ, aber nichts zeigte. Zu viele Reize für mein betrunkenes Hirn.

Ich schnappte mein Sektglas und nahm einen tiefen Schluck, um mich abzulenken. Noch mehr Alkohol löste das Problem mit Sicherheit.

„Ist schon komisch hier zu sein. Nicht? Alle wiederzusehen, wie sie sich verändert haben. Ich war schon ewig nicht mehr auf dem Schulgelände."

„Hmm. Ja. Ja.", antwortete ich.

Meine knappe Antwort würde sie sicher langweilen und dadurch vertreiben. Außerdem performte ich dadurch, dass ich verständliche Worte formte, ohnehin schon eine beeindruckende Hirngymnastik. Denn mein Gehirn wollte anstelle von Worten lieber Lalllaute von sich geben. Ich befürchtete mit dem letzten Rest Nüchternheit, der sich noch an mein Bewusstsein klammerte, dass ich es später bereuen würde, Heaven mit einem unverständlichen Kauderwelsch vollgebrabbelt zu haben.

Ach, und ich wollte sowieso nicht reden. Worte waren Schall und Rauch. Ich wollte sie küssen. Diese süßen, vollen Lippen, über die sie gerade so verführerisch drüber leckte. Ob sie noch so schmeckten wie früher?

Verflucht. Ich musste weg von ihr.

Der Impuls zur Flucht kam und ich sprang vom Stuhl auf. Dabei stieß ich gegen den Tisch. Mein Glas kippte um und der Sekt sickerte ins Tischtuch. Bevor ich weglaufen konnte, stand Heaven ebenfalls. Sie fasste mich sanft am Arm. Wie ein Blitz entzündete die Berührung alle meine Nerven. Ich keuchte und riss mich los.

Hey Poppy  (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt