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Wir wanderten und schwiegen, bis wir am Ende der Straße an einem kleinen Park ankamen. Hier hatte ich als Kind oft gespielt. Früher hatte noch eine Wiese dazugehört, auf der jetzt eine Reihe schicker Neubauten standen.

„Lass uns hier reingehen. Wenn wir weiter geradeaus gehen, kommen wir in meine Gegend. Das könnte unangenehm werden. Je nachdem wer uns über den Weg läuft.", sagte Heaven.

Ich nickte und folgte ihr, vorbei an einem Spielplatz, auf einen Weg, der sich durch ein kleines Waldstück schlängelte. Die Bäume drängelten sich als undurchdringliche, grüne Mauer aneinander. Eine leichte Brise spielte in den Blättern und wehte uns ihr erdiges Aroma um die Nase.

„Wir waren als Teenager ab und zu hier. Jamie hat hier in der Nähe gewohnt. Nur um die Ecke."

Erzählte sie mir gerade, dass sie in dem Park früher mit ihrem Freund rumgemacht hatte?

„Ich hab hier als Kind gespielt."

„Ja. Natürlich. Ist ja direkt bei dir.", murmelte Heaven.

Sie hob einen Ast vom Boden auf, brach kleine Stücke davon ab und feuerte sie in die Büsche.

An anderen Tagen, besseren Tagen, hätten wir einfach nur spazieren können. Hätten über alles reden können was wir in unserer Kindheit und Jugend erlebt hatte. Hier, in New Brighton, wo wir Jahrzehnte wie Fremde nebeneinanderher gelebt hatten. Irgendwie hatten wir verpasst uns zum richtigen Zeitpunkt zu lieben. An dem keine Grenzen uns zurückhielten.

„Hör Mal. Ich weiß ich bin ein Arschloch, aber ich hab wirklich einen großen Fehler gemacht. Ich hab eine Beziehung und meine Freundin ist mir sehr wichtig, also will ich das fixen. Deshalb..."

„Ja, das hast du mir geschrieben.", unterbrach mich Heaven.

Sie warf den ganzen Ast weg, die Geste wirkte aggressiv, voller unterdrückter Wut.

„Aber...ich bin irgendwie ein wenig verwirrt."

Heaven wandte sich zu mir und verknotete ihre Finger ineinander.

„Warum bist du verwirrt?"

Ich hatte mich deshalb für Danis unpersönliche Nachricht entschieden, weil sie so klar darstellte, was ich mir in einem Buchstabenrätsel erst zusammensuchen musste. Und trotzdem war die Kernaussage scheinbar darin verloren gegangen.

„Du liebst Ashley. Deine Beziehung mit Ashley ist dir wichtig. Ja?"

Jetzt verwirrte mich Heaven ebenfalls

„Na klar. Das hab ich doch..."

„Ja klar, hast du mir geschrieben.", zischte sie.

Ich verstummte und blickte Heaven hilfesuchend an. In ihren Augen blitzte Ärger.

„Du wirkst überhaupt nicht verliebt, wenn du von Ashley sprichst. Kein bisschen. Ich hab gedacht, ich weiß wie du aussiehst, wenn du jemanden liebst. Damals hat man es dir so deutlich angesehen. So sehr, dass alle es gesehen haben. Deswegen war es so gefährlich für mich, wenn andere uns zusammen gesehen haben."

Also war ich ihr damals tatsächlich wie ein verliebter Idiot hinterhergestolpert und sie hattes es die ganze Zeit gewusst. Wie peinlich.

„Aber das war vor zehn Jahren. Damals war ich doch noch ein halbes Kind. Die erste große Liebe und so."

Heaven zog eine Augenbraue hoch.

„Bist du dir da sicher?"

Warum musste sie nur alles was ich ihr sagte in Frage stellen?"

„Ja klar. Ich kenn mich selbst ein bisschen besser als du Heaven."

„Warum siehst du mich dann wieder genauso an, wie damals?"

Hey Poppy  (girlxgirl)Where stories live. Discover now