Krise

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Meine Intuition sagte mir, dass was auch immer gleich passieren würde, nicht gut für mich sein würde. Olgas Blick war so undurchschaubar wie noch nie und ihre Kälte hatte nochmal einen ganz anderen Charakter. Ich spürte sie hinter mir, aber es hatte nichts davon beschützt zu sein, es hatte nichts davon sonst in ihrer Nähe zu sein. Sie nestelte und hauchte mir dann ins Ohr: „Du hast verdammt viel Glück, dass ich nicht so viel Zeit habe.", sie machte eine theatralische Pause und ich merkte, wie das Gefühl zerreißender Nervosität in mir aufkam, und mich langsam einnahm. „Sag mir, meine neunmalkluge Studentin, was ist das?" Ich spürte etwas unglaublich Kaltes und Rundes an meinem Hintern, es war aus Metall und ziemlich kompakt. Sie drückte mich noch mehr an die Wand, hatte ihre Hand direkt auf meiner Brustwirbelsäule platziert. Leise schluckte ich. „Wieso auf einmal so schüchtern? Gerade konntest du auch noch sehr beherzt den Arsch dieser Schlampe berühren, also los! Was ist das?!" Sie presste es härter an mich.
„Ein Stethoskop.", sagte ich ganz leise und fast nicht vernehmbar. Aber sie hatte es gehört und somit genügte es ihr. „Schön, dass du dich schon damit auseinandergesetzt hast. Soll ich dir mal zeigen, was man noch damit machen kann?" Ihre Stimme war eiskalt und fern von jeglicher Zuneigung. Ich schluckte wieder und genau in diesem Moment fetzte sie den metallnen Teil des Stethoskop gegen meinen Hintern und dass in so einer Stärke, dass klar war, dass ihr vollkommen egal war, ob das Stethoskop darunter litt. Hauptsache ich litt darunter. Es tat höllisch weh und machte ein ganz eigenartiges Geräusch, aber bevor ich mich entsinnen konnte, was passierte, holte sie nochmal aus und mit noch mehr Intensität schlug sie das Metallstück gegen mich. Ich konnte nicht verhindern, dass eigenartige leise Schmerzenslaute meinen Mund verließen. Aber das war Olga scheißegal, überhaupt kam der nächste Schlag viel schneller und das alles ohne Warnung, mit gleichmäßiger Ausbalancierung über meinen gesamten Lumbal- und Sakralbereich, Ich wusste noch immer nicht, was hier gerade passierte und warum sie mich mit ihrem Stethoskop schlug. Doch meine Haut hielt nicht zu mir, obwohl sie langsam anschwellte. Vielleicht wurden Olgas Schläge auch immer fester. Ich versuchte krampfhaft den Schlägen auszuweichen, worauf ihre Hand nur den Druck auf mein Kreuz immens intensivierte. Sie sagte kein einziges Wort, und ich versuchte so gut es geht dicht zu halten, obwohl ich schon in Gedanken die Hämatome zählte. Zu weiteren klaren Gedanken kam ich nicht, da Olga ihr Stethoskop weg schmiss, und an mein Ohr hauchte: „Das scheint seine Wirkung noch nicht so zu zeigen, wie ich sehe." Und dann benutzte sie ihre Hand und schlug mich, als wollte sie mich einfach nur verletzen.

Dass das mir Schmerzen bereitete wurde schon Millisekunden nach dem ersten Klatschen klar, als ich laut aufschrie. Ihr Kommentar war nur: „Stell dich nicht so an und sei leise!" Und ihre Schläge wurden immer mehr und immer schmerzvoller, ich hatte längst die Übersicht verloren wie das alles angefangen hatte und wieso ich noch immer nichts dagegen tat. Ohne dass es mir bewusst war, hatte ich angefangen zu weinen, nicht in Strömen und sicherlich nicht mit Lauten, aber die Tränen flossen rechts und links meine Wangen hinab und Olga schlug immer weiter. Es schien so, als würde in jedem einzelnen Schlag das Maß an Hass liegen, dass sie gerade empfand: Hass und Wut gegenüber mir und meiner Aktion. Die Ausdauer die sie an den Tag legte bestätigte das alles, aber wieso bestrafte sie mich dafür, wenn sie nie richtig ernsthaftes Interesse an mir zeigte? Ich hatte nichts falsch gemacht, wenn sie mir gegenüber niemals erwähnt hatte, dass ich eine Art ernstere Beziehung mit ihr hätte. Sie wollte nie Zugeständnisse machen, nie irgendwas definieren, nur ein lockeres Arrangement und dann bestrafte sie mich dafür, dass ich mir die Freiheit herausnahm sie herauszufordern. Als wüsste sie nicht was ich durchmachen würde.
Doch sie schien es nicht zu wissen und schlug mich weiter, ich dachte es würde nie enden, und hoffte sogar für eine kurzen Augenblick, dass jemand reinkommen würde und mich erlösen würde, mich retten würde, retten vor dieser wahnsinnig gewordenen Olga.

Und dann stoppte sie. Vom einen auf den anderen massiv brutalen Schlag und sagte: „47! 1 Schlag für jede Sekunde, die ich dir und dieser Schlampe zusehen musste! Auch wenn das noch maßlos gnädig war. Das nächste Mal schreibe ich meinen Namen in deine Haut, mit einem 20iger Skalpell, damit jeder weiß, wem du gehörst." Gegen Ende milderte sie ihren Vorsatz der schweren Körperverletzung durch ein kleines böses Lachen ab und ließ mich unvermittelt los. Ich versuchte mich umzudrehen, aber es war einfach nicht möglich. Also eierte ich ein bisschen auf der Stelle herum, bevor ich dann einfach auf den Boden fiel und damit auf mein stark geschädigtes Gesäß. Mir entfuhr ein lauter Aufschrei vor Schmerz. Doch ich konnte endlich in Olgas Gesicht schauen, konnte ihr in die Augen sehen. Sie wirkte äußerst verspannt, unausgeglichen und doch zeigte sie nicht ein winziges Anzeichen der Reue, als sie mich mit meinen roten Augen sah. Zu meiner Erleichterung sah ich auch kein Anzeichen in ihrem Gesicht, dass sie genossen hatte, was sie mir da gerade angetan hatte - und das war nicht selbstverständlich. Ihr Blick von oben auf mich herab spiegelte das dar, was sie gerade mit mir gemacht hatte: sie hatte ihre Position ganz maßlos und auch ganz schamlos ausgenützt. Sie wusste, dass ich sie nie gestoppt hätte, dass ich ihr eigentlich vertraue und damit hat sie mir erneut, auch wenn nur übertragen, aber erneut ins Gesicht gespuckt. Mit bibbernder und geschwächter Stimme fragte ich wie ein kleines Kind von unten:

Obsession in weißen KittelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt