Date

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Als ich am Samstagmorgen erwachte, spürte ich schon die allseits bekannte Übelkeit, die ich immer bei Nervosität hatte. Dabei hatten wir uns doch schon oft allein getroffen. Oder auch mit anderen Leuten... wenn ich da an Silvana Haint oder eine ihrer Chefarzt-Freundinnen dachte. Wie konnte es heute so anders sein, obwohl es doch nur ein weiteres Treffen war?

Weil sie jetzt eher Ja zu mir gesagt hatte und wir uns nicht aus dem Grund trafen, miteinander zu schlafen? Wobei ja gestern ganz klar wurde, dass miteinander schlafen hoch auf der Prioritätsliste stand. Ohnehin würde ich nicht wissen, was Olga tun würde, bis sie es tat. Vor meinem inneren Auge sah ich sie bereits: wie sie in ihrem Porsche saß und auf mich wartete, wie sie mich an die Wand drückte und dann auf dem Esszimmertisch platzierte. Wenn ich ganz sorgsam wäre und sie nach Strich und Faden anmachen würde, vielleicht würde sie mir dann auch endlich nachgeben und ihre Zunge zum Einsatz bringen.

Voller Frustration sprang ich unter die Dusche und versuchte mich mit arktischen Temperaturen zur Ruhe zu zwingen.

Dass das nicht funktionierte, wurde mir schnell klar. Auch der Doccheck-Podcast brachte mir nicht die übliche Ruhe, ich schnitt mich sogar beim Rasieren meiner Beine - ein Amateur-Fehler, der mir ewig nicht unterlaufen ist. Heute brauchte das alles ein bisschen mehr Zeit, sie wusste natürlich wie ich aussah und ich würde nicht denken, dass sie bei 2mm Stoppeln an meinen Beinen urteilen würde. Ihre eigene Perfektion schüchterte mich aber so sehr ein, dass ich einfach nicht anders konnte, als ganz zwanghaft jeden noch so kleinen Makel auszulöschen.

Doch auch das brauchte keine Stunden, und so war ich schneller wieder aus der Dusche als mir lieb war. Verzweifelt machte ich mir ein Frühstück und dann stürzte ich mich in klinische Chemie und Gesundheitsökonomie, versuchte verzweifelt mit Altfragen und Vorlesungsfolien den Tiger, der mich später erwarten würde, aus meinem Kopf zu verbannen. Aber ich merkte es bei jeder Frage und nach jedem Satz den ich las, ich konnte sie einfach nicht ausblenden. Meine Gedanken waren ganz automatisch wieder bei ihr sobald ich mich nicht zwanghaft auf etwas konzentrierte. Wie ein Infekt.

Ich schlich mich vom Schreibtisch immer wieder zum Kleiderschrank und überlegte was ich anziehen würde. Das war nicht ganz einfach, da ihre Kleiderordnung sehr uneindeutig war und mir nicht wirklich einen Hinweis darauf gab, was mich erwarten würde. Schwarz: elegant, aber nicht zu elegant. Was das hieß, war mir wirklich nicht klar. Sicher hatte ich einige schwarze Anziehsachen und das kollidierte dann auch nicht mit der Arbeit, bei der ich ohnehin meistens schwarz trug. Aber wieso nicht zu elegant? Was war das für eine Aufforderung?

Überlegend strich ich über Blusen, Pullover, Kleider und Mäntel. Schließlich schnappte ich mir ein kleines Schwarzes und eine edle Strumpfhose, schwarze Stiefel und eine goldene Kette. Das war leger, aber nicht über die Maßen auftragend. Und ohne die Kette konnte man auch mit Schürze arbeiten, sodass keiner Fragen stellen würde. Doch das war nur die halbe Miete – Unterwäsche war ein ganz anderer nicht zu vernachlässigender Punkt. Darüber hatte sie leider Nichts geschrieben, obwohl ich darauf gehofft hatte. Ich entschied mich für ein farblich passendes Set in schwarz, knappes Höschen und Spitzen-BH. Sehr zufrieden begutachtete ich meine Wahl, stellte das passende Parfüm dazu und legte Wimperntusche und Lippenstift bereit. Dann sah ich, dass es immer noch Vormittag war und ich noch eine ganze Weile Zeit hätte.

Frustriert seufzte ich, zog schnell meine Laufschuhe über und stürmte raus. Natürlich konnte ich auch während dem Laufen nur an das Date denken. Was sie wohl anziehen würde? Vielleicht würde sie auch ein Kleid anziehen und mir damit zeigen, dass dieser Anlass besonders für sie war. Bestimmt würden ihre schwarzen Haare offen wehen und ihr Gesicht sähe noch makelloser aus als sonst. Das Essen, das sie auf 20 Uhr reserviert hatte, wenn sie schon eine Reservation tätigte und das so früh vor dem Tag, dann war es bestimmt etwas Besonderes. Ich erwartete nicht, dass sie mich teuer ausführte. Und ehrlich gesagt erwartete ich auch gar nicht, dass sie mich ausführte. Weil sie so war, wie sie eben war, rechnete ich schon damit, dass sie bezahlte und arrangierte und ihre Macht ausspielen würde. Für den Fall hätte ich aber genug Bargeld dabei, auch wenn sie ihren teuersten Wein oder eher Vodka bestellen würde und literweise davon trank. Ich sah sie vor meinem inneren Auge, wie sie meine Hand streichelte und verspielt meine Sehnen entlangfuhr. Ihr verschmitztes Lächeln, wenn sie andeuten würde, was sie gleich mit mir tun würde und dann aufgrund meiner Reaktion ihr drängender Blick und ihr Vorschlag gleich hier auf der Toilette damit anzufangen. Erhitzt lief ich noch ein bisschen schneller, den eiskalten Wind um meine Ohren, den ich aber gar nicht richtig an mich ranlassen konnte, weil ich schon anderweitig eingenommen war.

Obsession in weißen KittelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt