Aller Anfang ist schwer

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Harry seufzte erleichtert. Sein 1. Arbeitstag war geschafft. Viel unterrichtet hatte er nicht, da es Heute Hauptsächlich um Organisationen und Einführungen gegangen war. Wobei er gefühlte hundert Einführungen gehabt hatte. Seine erste Unterrichtsstunde war auch für Harry etwas Neues gewesen. Schon lange war er nicht mehr so nervös gewesen. Er kannte dieses Gefühl kaum noch. Doch als er heute Morgen zur ersten Stunde sein Klassenraum betreten hatte, war ihm richtig schlecht gewesen. Die Kinder, die in seinem Klassenzimmer gesessen hatten, waren still und hatten ihn ihn mit großen erwartungsvollen Augen angeschaut. Wer war auf die Idee gekommen, ausgerechnet die Erstklässler in seine erste Stunde zu stecken?

Mucksmäuschen still starrten ihn die Schüler an. Er wusste nicht mal, ob sie Angst vor ihm gehabt hatten, oder einfach nur gespannt gewesen waren. Er hatte Beides in den ganzen Gesichtern vor sich gesehen. Ein Erlebnis das ihm wirklich unter die Haut gegangen war und das er nicht so schnell vergessen würde. Natürlich war er Zeit seines Lebens an Aufmerksamkeit gewöhnt gewesen. Er war der Junge der Überlebt hatte, der Held der Voldemort besiegt hatte und ein Teil der Zaubereigeschichte. Wahrscheinlich wussten diese Kinder mehr über ihn, als er selbst. Seine Vorstellung war daher eigentlich überflüssig.
Doch er tat es trotzdem und bekam daraufhin einige tiefe Luftzüge und Ahhhs und Ohhhs zu hören. Er war heil froh darüber gewesen, das keines der Mädchen umgefallen war. Das machte sich für eine erste Unterrichtsstunde nicht wirklich gut.

Harry wusste worauf er sich eingelassen hatte und deswegen wartete er nur darauf, bis einer der Schüler vor Neugierde fast platzte. Es dauerte eine Weile, doch als sich die erste Hand hob, wusste er das Alles gut gehen würde. Ein Gryffindormädchen mit dem Namen Ann McKellen meldete sich mit gestrafften Schultern. Harry wusste das sie aus London kam und vorher eine Muggel gewesen war. Als er sie ansprach wurde sie leicht rot und bekam erst gar kein Wort heraus. Harry jedoch wartete geduldig und lächelte sie aufmunternd an. Er ahnte wie sie sich fühlen musste. Doch keines dieser Kinder brauchte angst vor ihm zu haben.

Nach vier Anläufen schaute sie ihn dann mutig in die Augen, was ihn irgendwie an Hermine erinnerte. Sie hatte den selben Mut und ihre Beharrlichkeit. Harry hätte beinahe gelacht, als sie ihn nach seiner Narbe fragte. Weil ihn das an seinen besten Freund erinnerte. Ron hatte ihm Damals die selbe Frage gestellt. War es Zufall, das ihn dieses Mädchen an Ron und Hermine erinnerte? Oder gab es einfach zu viel Parallelen, die ihn an die Beiden erinnerten? Er wusste es nicht aber es beunruhigte ihn ein wenig. Er hatte seit Jahren nicht über die Beiden gesprochen und hier wurde er gleich in der ersten Stunde mit ihnen konfrontiert.

Harry hatte sich nichts anmerken lassen und hatte stattdessen, wie Damals, seine Harre beiseite gestrichen und den Schülern die Narbe gezeigt. Im ganzen Raum war es zunächst wieder still gewesen, bevor auf einmal, völlig unerwartet, der Tumult losgebrochen war. Alle Schüler redeten plötzlich auf ihn ein und wäre das Eis zwischen ihnen nie da gewesen. Nachdem er alles wieder unter Kontrolle gebracht hatte, lies Harry jeden Schüler und jede Schülerin, seine oder ihre Frage stellen. Manche Fragen wiederholten sich, aber das war für ihn kein Problem. Die Erstklässler waren nicht die Letzten, die ihn mit Fragen bombardieren würden. Das er Rede und Antwort stehen musste, hätte er sich denken können. Viel hatte er seit dem Krieg nicht von sich Preis gegeben, und über jene Nacht erst recht nicht. Es war also klar, das die Kinder Neugierig waren. Was ihn überraschte war, das sie nicht zu sehr ins Detail, oder ihn über Ron und Hermine ausfragten. Wahrscheinlich war der Kampf zwischen ihm und Voldemort einfach Aufregend genug, sodass der Rest keinen interessierte.

Das er allerhand Fragen beantwortet hatte, hatte sich gleich in der ersten Pause rum gesprochen, sodass auch die Viert- und Zweitklässler alle möglichen Fragen vorbereitet hatten. Bei dem Viertklässlern war sogar ein freiwilliger vom Tagespropheten vertreten. Was natürlich nur auf Lunas Mist gewachsen sein konnte. Dennoch gab er sich auch hier gelassen und beantwortete jede Frage. Es war ihm jetzt schon klar, das er Morgen einen Artikel über sich im Tagespropheten finden würde.

In den Höheren Klassen hatte Harry das Gefühl, das sich die Jugendlichen mehr für seine letzten Aktivitäten interessierten. Seine Arbeit als Auror war genauso bekannt, wie er selbst und viele fanden ihn cool und fragten ihn wo er schon alles gewesen sei. Sie interessierten sich für Flüche und Banne und fragten ihn nach einigen Zaubern, die sie vielleicht bei ihm lernen konnten. Harry fand es großartig, das sie sich so in seinem Unterricht einbringen wollten. Trotzdem war ihm auch bewusst, das er vorsichtig sein musste. Wegen der Schüler aus Slytherin musste er aufpassen, was er sagte und tat. Er wollte zwar nicht Alle über einen Kamm scheren, aber es gab schon welche, die flüsternd kein gutes Wort an ihm ließen. Abgesehen davon, wusste er, das auch Heute noch Zauberer infiltriert wurden. Egal welchen Alters.

Harry war Auror, deswegen wusste er wie weit er gehen konnte. Ein paar Namen der Schüler kannte er, ob es nun von ihm Mitschüler gewesen waren oder verdächtige Namen auf seiner Todesserliste. Alles konnte und wollte er sowieso nicht erzählen. Fragen wegen jene Nacht, waren vorhersehbar. Zumindest in den älteren Klassen. Die Schüler hielten sich zurück, dennoch wollten sie einige Zusammenhänge aus jener Nacht wissen und wie er was herausgefunden hatte, um Voldemort zu besiegen. Natürlich kam er da nicht umhin Ron und Hermine zu erwähnen. Er war es ihnen schuldig, weil er ohne sie nie so weit gekommen wäre. Das seltsame daran gewesen war, das Harry dabei Nichts zu empfinden schien. Es war als würde er eine Geschichte erzählen, die ihn gar nicht betraf. Dabei spürte er den Schmerz von Damals noch Heute. Erinnerungen kamen in ihm hoch und mit fast jeder Frage verband er Ron oder Hermine. Seit Jahren hatte er kein Ton über sie verloren. Er war nicht ein einziges Mal mit den Weasleys an ihren Todestagen zum Friedhof gegangen. Er betrank sich meistens heimlich und ging früh zu Bett. Auch mit Blaise hatte er nie über jene Nacht gesprochen. Er konnte es einfach nicht. Heute jedoch... war es anders gewesen. Er erzählte was passiert war und wie es dazu gekommen ist . Doch es hörte sich an, als wäre ihm Alles fremd geworden. Als wäre er nicht selbst Teil dieser Geschichte.

Nach so langer ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt