"Wollt ihr das wir verbrennen?"

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„Natürlich kommen wir!", Giesela drückte mich an sich und ich hatte das Gefühl als würde sie versuchen mit sämtliche Knochen im meinem Oberkörper brechen. „Giesela? Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du meine Frau am Leben lässt. Ich bin zu jung und zu frisch verheiratet um jetzt schon Witwer zu werden.", bat Paul unsere Nachbarin und sah Herbert hilfeersuchend an. „Du hast ihn gehört Giesela.", Herbert klopfte seiner Frau auf den Rücken, die sich daraufhin von mir löste. „Danke.", hauchte ich Paul und Herbert dankbar zu während ich ein paar mal tief durchatmete. „Können wir euch bei der Vorbereitung irgendwie helfen?", Herbert legte seiner Frau seinen Arm um die Hüften. „Danke nein, bisher haben wir das alles gut im Griff.", verneinte ich und sah zu Paul der nickte, „Wir wollen euch dann auch nicht länger aufhalten.". Gemeinsam gingen wir zur Eingangstür und verabschiedeten uns.

„Für einen kleinen Moment dachte ich sie versucht den Krümel aus mir raus zu pressen.", stöhnte ich, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ. „Das soll sie wagen! Mein Sohn bleibt noch drei Monate drin.", Pauls Hand legte sich auf meinen Babybauch. „Kaum zu glauben dass es Krümel schon fast ein halbes Jahr gibt.", ich legte meine Hand auf die von Paul und strich sanft darüber.
Einige Minuten saßen wir einfach nur da und hingen unseren Gedanken nach, bis sich mein Magen bemerkbar machte. „Dann fahren wir mal los und ins Café fahren. Collin und Frank warten bestimmt auch schon auf uns.", Paul strich noch ein letztes Mal über meinen Bauch, bevor er den Wagen startete und los fuhr.

Kaum kamen wir in Sichtweite des Cafés, sah ich wie Collin aufsprang und uns zuwinkte. „Daria! Was bin ich froh dich wieder zu sehen.", Collin drückte mich kurz an sich und stellte mich dann seinem Verlobten vor. „Sie sind also die Frau mit der mein Collin was hatte?", konnte sich Frank einen Seitenhieb zu Paul nicht verkneifen. „Ja ich weiß.", stöhnte mein Ehemann und fuhr sich durch seine Haare. „Was verschafft uns denn die Eher zu diesem Treffen?", Collin gab einem Kellner ein Zeichen dass wir bestellen wollten.
„Wir wollten euch zu etwas einladen.", fing ich an und griff nach Pauls Hand. „Uhhh.", Collins Augen fingen an zu funkeln und er sah mich gespannt an. Frank schien weniger aufgeregt und legte seinem Verlobten seine Hand auf den Unterarm. „Und zwar zu unserer Kirchlichen Trauung am 5ten Juni.", ich lächelte die beiden Männer vor mir an. „Ihr wollt das wir in eine Kirche gehen? Wollt ihr das wir verbrennen? Ist das deine Rache Paul?", Collin legte sich theatralisch seine flache Hand auf die Brust. „Ich merke schon, das werdet ihr mir nie verzeihen.", brummte Paul und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ach komm schon Paul. Ein paar Sprüche wirst du schon aushalten.", ich legte ihm meine Hand auf den Oberschenkel und strich sanft darüber.

Nachdem wir bestellt hatten, zog Frank sein Handy aus der Tasche um zu checken ob die beiden Zeit hatten: „Es ist uns eine Ehre bei eurer Hochzeit dabei zu sein.". „Naja, es ist die Kirchliche Trauung. Die beim Standesamt war schon.", gab ich zu und biss mir verlegen auf die Unterlippe. „Und da wolltest du uns nicht dabei haben?", scherzte Collin und zuckte zusammen als er das erboste „Colin!", von seinem Verlobten hörte. „Es war recht spontan und eigentlich wollten wir die standesamtliche Trauung auch klein feiern. Aber ihr habt ja einige meiner Kollegen kennen gelernt. Klein gibt es bei denen nicht.", erklärte Paul und nahm von der Kellnerin seinen Kaffee entgegen.
Wir unterhielten uns noch zwei Stunden über die Hochzeitsfeier bis sich Collin und Frank verabschiedeten da sie noch einen Termin hatten.

„Wollen wir nach unseren Eheringen gucken?", schlug Paul vor als wir noch ein wenig durch die Einkaufsstraßen schlenderten. „Gute Idee, hast du schon eine Idee was für einen du willst?",wollte ich von meinem Ehemann wissen und wich einer älteren Frau mit ihrem Rollator aus. „Irgendwas schlichtes, damit ich es auch auf der Arbeit tragen kann. Vielleicht mit Gravur.", Paul hielt mir wieder seine Hand hin die ich auch ergriff. „Das ist ne gute Idee. Ich brauche keinen protzigen Ehering. Ich hätte zu viel Angst das ich ihn verliere.", ich hob meine linke Hand, die Pauls rechte Hand fest umklammert hielt und sah auf meinen Verlobungsring.
„Wie wärst damit?", Paul zog mich zu dem Schaufenster eines Juweliers und wies auf ein paar schlichte goldenen Ringe. „Die sehen echt gut aus, aber die kosten 5000€, die sind wohl aus reinem Gold.", ich sah Paul von der Seite an und merkte das er wirklich überlegte die Ringe zu kaufen. „Gott Paul nein. Lass uns weiter gucken.", bat ich und zog ihn vom Schaufenster weg. „Wir brauchen auch noch was für unsere Trauzeugen.", erinnerte ich Paul und blieb vor dem Schaufenster eines Bücherhandels stehen. „Für die Jungs ist das einfach. Teurer Alkohol.", lachte Paul und stellte sich hinter mich. „Ist das nicht etwas unpersönlich?", ich lehnte mich an meinen Ehemann der seine Arme um mich schlang. „Nicht wenn ich da auch ein personalisiertes Etikett drauf klebe.", erklärte Paul und legte seine Hände auf meinen Bauch. „Ich glaube die Mädels bekommen von mir auch Alkohol. Alles andere das mit einfällt ist eher was für die Taufe vom Krümel.", ich schloss kurz meine Augen und zog Pauls Arme enger um mich.
„Ist alles okay?", raunte mir Paul besorgt ins Ohr. „Ja, mein Kreislauf ist nur gerade etwas im Keller. Geht gleich wieder.", murmele ich und spürte wie Paul sanft über meinen Bauch strich. „Nebenan ist ein Imbiss. Wir essen eine Kleinigkeit und schauen dann ob wir noch weiter nach Ringen schauen, ja?", schlug Paul vor und hielt mich weiter fest umschlungen als wir gemeinsam in den Imbiss gingen.


„Geht's wirklich wieder?", skeptischen sah Paul mich an, als wir nach der kleinen Stärkung den Imbiss wieder verließen. „Ja Paul. Es geht wieder. Dein Sohn hatte wohl einfach Hunger und ihm reichte das Frühstück und die zwei Stück Kuchen vorhin mit Collin und Frank nicht.", ich harkte mich bei Paul unter und zog ihn zum nächsten Juwelier.
„Daria, schau mal.", Paul wies auf zwei schmale goldene Ringe in der Auslage des Juweliers. „Wollen Sie sie mal anprobieren?", der Juwelier kam auf uns zu und zog die kleine Ringschatulle auf der Vitrine. „Sehr gerne.", antwortete Paul und lächelte mich an. „Zuerst die Dame.", der Juwelier hielt Paul den schmaleren der beiden Ringe hin. „Darf ich bitten?", wand sich Paul an mich und hielt mir seine flache Hand hin. „Spinner.", lachte ich und hielt Paul meine rechte Hand hin an die mein Ehemann daraufhin den goldenen Ring steckte. „Und nun der Herr.", der Juwelier hielt mir den zweiten Ring hin, den ich dann Paul ansteckte.
„Sie sind perfekt.", hauchte ich als ich mir den Ring an meiner rechten Hand genauer ansah. „Die Ringe sind schlicht und dennoch außergewöhnlich. Wenn Sie wollen, können wir die Innenseite gravieren lassen.", hörte ich den Juwelier erzählen, als ich zu Paul sah der völlig fasziniert auf seine rechte Hand sah. „Ich glaube mein Mann ist auch begeistert von den Ringen.", stellte ich lachend fest und drehte mich zum Juwelier, „Wie lange würde das Anpassen und die Gravur denn dauern? Wir wollen am 5 Juni heiraten.".
„Das würde klappen, wenn ich heute damit anfange sind die Ringe in zwei Wochen fertig.", antwortete der Juwelier und zog ein Maßband unter dem Tresen hervor. Vorsichtig zog ich den Ring von meinem rechten Ringfinger und legte ihn zurück in die kleine Schmuckschatulle. Als sich Paul nicht regte, legte ich ihm sanft meine Hand auf den rechten Unterarm. Aus seinen Gedanken gerissen sah Paul mich erschrocken an und brauchte einen Moment um zu begreifen was ich von ihm wollte. Entschuldigend zog nun auch Paul den Ring von seinem Finger und legte ihn zu meinem. „Können Sie in den Ring meiner Frau vielleicht noch einen Stein einbauen?", auf Paul Lippen schlich sich ein mir nur all zu bekanntes Lächeln. „Wenn, dann würde ich Ihnen empfehlen um den kompletten Ring herum Steine anzubringen. Haben Sie einen besonderen im Sinn?", routiniert zog der Juwelier einen Ordner unter dem Tresen hervor und schlug ihn auf. „Bisher hatten alle Schmuckstücke die ich ihr geschenkt haben einen Opal in sich. Das würde ich gerne beibehalten.", gestand Paul und lächelte mich verliebt an. Unbewusst legte ich meine linke Hand auf den Sternanhänger der, seitdem Paul ihn mir geschenkt hat, meinen Hals kaum verlassen hatte. „Ich verstehe, auch das wäre möglich. Es würde in etwa so aussehen.", der Juwelier tippte auf ein Bild von einem Ring, der Ähnlichkeiten mit meinem zukünftigen Ehering hatte, nur das in seiner Mitte eine Reihe von Opalen war. „Er ist perfekt.", hauchte ich griff nach Pauls Hand.
„Das klingt gut.", der Juwelier lachte verhalten auf und zog wieder sein Maßband und ein Notizblock zu sich. Nachdem er alle Maße genommen hatte, sah er uns noch mal fragend an: „Was soll ich den in die Ringe gravieren?".

Erst wenn man ganz unten ist, weiß man was wichtig ist. Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt