Kapitel 4

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Lange saßen wir am Feuer, doch als die Uhr von Jace ertönte, sprang Damon direkt auf. „Wir müssen zurück zur Schule. Gleich machen die Lehrer die abendliche Visite, um zu checken, ob alle in ihren Zimmern sind. Also los. Wir müssen uns beeilen!"

Alle standen auf und liefen Richtung Ausgang. „Schnell! Schnell! Schnell!," schrie Damon. Ich machte einen Schritt nach den anderen und war plötzlich zwanzig Meter von den anderen entfernt. Ich blieb stehen, um mich nach ihnen umzusehen. „Lauf weiter!", rief Mira mir zu. Also tat ich wie geheißen. Ich rannte die Straße entlang, dem Innenhof entgegen. Meine Freunde entfernten sich immer weiter von mir. Ich lief ins Schulgebäude und steuerte die dritte Etage, in der sich mein Zimmer befand, an. Aber dann blieb ich stehen. Wo ging es jetzt hin? Links? Rechts? Scheiße? Was machte ich jetzt?

Plötzlich ertönte eine Stimme in meinen Gedanken. „Na? Weißt du nicht, wo es hingehen soll? Pass auf: Du gehst jetzt einfach auf das Klo, was sich irgendwo neben dir befinden müsste. Damon kommt dich gleich abholen. Bis morgen, Aris." Ich bewegte mich also, nach den Anweisungen dieser Stimme, aufs Klo zu. Dann wurde mir erst klar, dass diese Stimme dem Mädchen gehörte, was mir heute beim Abendessen die Stimme verschlagen hatte. Als ich die Tür zum Jungsklo öffnete, ging der Bewegungsmelder an. Wenigstens hatte ich Licht. Ich musste mich nur hin und wieder einmal bewegen.

Kurze Zeit später wurde die Tür geöffnet und Damon trat ein. „Hey Alter, komm mit. Wir müssen uns echt beeilen!" Also liefen wir zum Zimmer, ich meinem Kumpel hinterher. Er schloss die Tür auf und erst jetzt bemerkte ich das Tablett neben der Tür, wo Damon seine Hand draufgelegt hatte, um die Tür zu entsperren. Das ist echt coole Technik. Doch es war keine Zeit, um sowas zu bestaunen. Wir mussten ganz schnell ins Zimmer, bevor uns noch jemand sehen konnte.

Als wir im Zimmer gewesen sind, schloss Damon die Tür leise und setzte sich auf sein Bett. „Puh, das war heute echt knapp. Sonst achten wir immer auf die Uhrzeit." Ich fing leise an zu lachen. „Tja. Aber wir haben's noch rechtzeitig geschafft." „Apropos, wie konntest du so schnell laufen?", fragte Damon mich. „Naja, ich bin Kreismeister im Sprint und auch Langlauf." „Ja, aber so schnell ist ja nicht Mal Usain Bolt. Also ich bitte dich. Ist das vielleicht deine Fähigkeit? Schnelles Laufen?" „Damon, das wüsste ich ja wohl, wenn das meine Fähigkeit wäre. Immerhin wäre mir das dann schon vorher Mal passiert", sprach ich dagegen. „Aris, wie gesagt. Jeder hat irgendwann die erste Erfahrung mit seiner Fähigkeit gemacht. Also wer weiß." „Okay Damon, ich werde das im Auge behalten. Aber morgen ist erstmal Schule für mich", gab ich auf dagegen zu sprechen. „Ach, scheiße. Zum Glück erinnerst du mich daran. „Morgen früh wird Mr. Quinn dich von hier abholen und mit dir die Schule erkunden und ein bisschen mit dir quatschen. Er wird in den nächsten Tagen mit dir ein paar Tests machen, damit er deine Gesundheit einschätzen kann. Ab nächster Woche wirst du erst bei uns in die Klasse kommen. Aber dann ist die Klasse Alpha froh, wenn wir dich begrüßen dürfen"

„Soll das jetzt heißen, dass ich eine ganze Woche nix machen darf außer ein paar medizinische Tests? Öde!" „So erging es jedem hier. Wenn du willst, kannst du ja Mr. Gregorie fragen, ob du joggen gehen darfst oder an sich schon trainieren darfst." „Damon, kann man das nicht alles irgendwie beschleunigen? Ich will bei euch sein und nicht den ganzen Tag rumgammeln." „Du wirst mit uns essen und am Nachmittag haben wir meistens Freizeit. Und jetzt lass uns pennen gehen" „Ja na gut. Aber das ist doch echt idiotisch." „Unser Unterricht ist sehr anstrengend und es ist wichtig, dass man unsere medizinischen Angelegenheiten immer ein bisschen im Blick hat. Alle Schüler müssen auch einmal im Monat zu Mr. Quinn um uns abchecken zu lassen", sagte Damon zu mir und ging ins Bad um sich für die Nacht fertig zu machen. Also hab ich mich nach ihm auch fertig gemacht und legte mich dann ins Bett.

Wahrscheinlich war das die erholsamste Nacht, die ich je hatte. Die Lasten des ganzen Tages und auch der letzten Tage wiegten schwer auf meinen Schultern. Jedoch war mein Traum nicht so erholsam. Ich träumte von dem Hubschrauberabsturz. Ich träumte davon, wie Mira mit in dem Heli sitzt und schreit. Sie schreit und weint. Alles geht so schnell aber auch gleichzeitig wie in Zeitlupe. Der Hubschrauber ist abgestürzt und ins Meer gefallen. Als wir in das kühle Nass eintauchten löste ich meinen Gurt und tauchte auf. Eine nach der anderen Welle ließ mich wieder untertauchen. Ich sah mich um und war allein. Der Ort veränderte sich und alles um mich herum wurde schwarz. Mira lag komplett durchnässt vor mir und atmete nicht mehr. Ich stürzte zu ihr und schrie. Ich schrie und wollte sie wieder zum Leben bringen. Ich versuchte die Herzdruckmassage. Mund zu Mund Beatmung, aber es passierte nichts. Sie war tot.

Die Schule der Eleyax - Der Engel der Schatten - PausiertWhere stories live. Discover now