Kapitel 20

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»Kannst du bitte aufhören meine Gedanken zu lesen? Ich hasse das«, funkelte ich Eralon wütend an.

»'Tschuldigung«, erwiderte er und ging nun weiter voran. Er schwebte einfach über den See auf die Insel zu.

»Komm schon.«

Eralon sah zu mir und zwinkerte mir kurz zu. Ich trat näher an das Wasser heran und trat mit einem Fuß hinein. Doch bevor mein Fuß ins Wasser eintauchen konnte, stand ich auf dem Wasser.

»Wie kann das möglich sein?«

»Der See erkennt, dass du zu ihm gehörst. Die Quelle erkennt deine Macht. Hier wirst du später getauft.«

Wir gingen weiter auf die Insel zu. Langsam war die Kraft, die mich rief unaufhaltsam geworden. Egal, ob ich dagegen angekämpft hätte oder nicht, ich hätte nichts bewirken können. Die Insel rief mich.

»Ich bin schon getauft«, sagte ich selbstbewusst.

»Nicht so«, war seine einzige Antwort darauf.

Ich traute mich nicht weiter darauf einzugehen. Warum spricht der Typ immer so in Rätseln?

»Weil es Spaß macht. Dein Großvater kam vor fünfzig Jahren hier her. Seitdem war keiner meiner Nachfahren mehr hier. Und mein Vater macht mir ebenfalls Stress. Da brauche ich manchmal ein bisschen Spaß.«

»Also stimmt die Legende von dir und Luzifer?«, hackte ich nach, ohne darauf einzugehen, dass er schon wieder meine Gedanken gelesen hat.

»Ja. Alles ist wahr. Schon ironisch, oder? Ich wurde, als ich geboren wurde, von Gott akzeptiert. Jedoch verstieß er mich mit der Zeit. Die Menschen sagen, dass mein Vater mich aufgenommen hätte. Aber das war falsch. Er hat mich ebenso verstoßen. Und so musste ich meine eigene Welt erfinden.«

Leichte Wut flammte in Eralon auf. Kein Zweifel. Er hasst seinen Vater.

»Warum hat er sowas getan?«

»Er sah meine Fähigkeiten, die ich im Laufe der Jahrhunderte entwickelte. Er hatte Angst, dass ich ihn stürzen würde. Klar hatte ich das vor. Aber auch nur, weil er nicht das tut, was er eigentlich sollte. Er soll eigentlich auf die Dämonen aufpassen, doch er verfügt über sie und hat die komplette Kontrolle. Und so hat er schon sehr oft in den letzten Jahrtausenden Unruhe gestiftet. Und Gott hat so viel zutun, dass er das gar nicht mitbekommt. Und wer hört schon auf den Sohn von dem Engel der Hölle? Nicht mal sein Bruder Michael hört mir zu, obwohl er weiß, wie Luzifer ist.«

Seine Wut kocht nun langsam über. Ich gehe schneller zu ihm und lege ihm eine Hand auf die Schulter.

»Sei nicht sauer, dass er die verstoßen hat. Es ist besser so. Besser, als wenn du genauso geworden wärst, wie er.«

Als wir dann bei der Insel ankamen, sah ich erst, dass sie echt nicht groß war. Ich ging davon aus, dass sich der Rest der Insel im schatten verbirgt, doch sie war wirklich sehr klein. In der Mitte sah man einen Stein. Verschiedenste Runen waren darauf gezeichnet. Er glühte in sich. Das spürte ich.

»Jeder, der diesen Stein ohne unsere Kräfte berührt, würde verrückt werden. Deshalb trauen sich die Schattenwesen in meinem Reich auch nicht hier her. Sie werden von der Energie ferngehalten. Und selbst, wenn sie hier her gelangen würden, würden sie sich wahrscheinlich nach der ersten Berührung umbringen.« Eralon musterte mich streng.

»Warum? Was kann dieser Stein denn so besonderes?«

Meine Verwirrung steht mir ins Gesicht geschrieben. Es ist mit mal viel kälter als vorher. Die vorher wohlige Energie des Steins lässt mich nun frösteln.

»Dieser Stein beinhaltet alle Leben, von allen, die vor dir kamen. Alle Emotionen, alle Erinnerungen alle Fähigkeiten. Deshalb gehört es bei deiner Taufe auch dazu, diesen Stein zu berühren und deinen Weg zu wählen. Aber darüber sprechen wir später nochmal.«

Eralon hat sich mir gegenüber aufgestellt. Seine Arme ruhten verschränkt auf seiner Brust.

»Du darfst diesen Stein erst berühren, wenn ich es dir sage. Wenn du nicht darauf vorbereitet bist, könntest du ebenfalls durchdrehen. Und das würde ich nicht so gerne haben. Das Phantom ist dir auf den Fersen. Das müssen wir nutzen.«

»Warte Mal. Woher weißt du das? Ich habe niemals seinen Namen erwähnt.«

»Aris. Das Phantom bedroht mich schon sehr lange. Was denkst du, wie viele meiner Dämonen er schon umgebracht hat, nur um an mich heranzukommen? Der Typ weiß nur nicht, dass sie, wenn ich es will, in meinem Reich wiedergeboren werden können. Und natürlich will er dann auch was von dir.«

Unruhe verbreitete sich in mir. Er kann einfach Dämonen töten? Der Mann ist gefährlicher als ich gedacht habe! Und meine ganze Familie ist in seiner Gefangenschaft!

»Eralon! Ich muss meine Familie endlich retten. Wie kann ich meine Ausbildung abschließen?« Verzweiflung breitete sich in mir aus

»Tut mir leid, das sagen zu müssen. Aber wir haben noch nicht mal begonnen. Aber hey. Die Zeit läuft hier doch eh anders.«
Er versuchte mich zu beruhigen. Doch das funktionierte absolut nicht.

»Eralon. Wir müssen uns beeilen«

»Ok, ok. Komm mit.«

»Wohin willst du denn jetzt schon wieder?«

»Das wirst du früh genug erfahren«, antwortete er mir kurz und verließ die Insel, wie auch die Höhle.

Die Schule der Eleyax - Der Engel der Schatten - PausiertWhere stories live. Discover now