Kapitel 17

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Lange bin ich durch den Wald gelatscht, bis ich eine Lichtung fand, wo sich genügend Platz bot. Ich wusste ja nicht, wie viel Platz dieses Portal einnehmen würde. Meinen Rucksack auf den Rücken festgeschnallt stellte ich mich in die Mitte der Lichtung.

»Und jetzt?«, fragte ich mich selbst und ein bisschen auch meinen Dad, der mir diesen Brief hinterlassen hatte.

Okay, Mal sehen.

Ich setzte meinen Rucksack nun doch wieder ab und zog mein Shirt aus. Vielleicht half das ja.

Ich versuchte das Gefühl hervorzurufen, das ich immer habe, wenn sich meine Runen aktivieren. Dieses Kribbeln im Bauch und die Gänsehaut am ganzen Körper. Dann dachte ich an meine Fähigkeiten. An Eralon und an das Schattenreich. Meine Augen schlossen sich wie von selbst, als meine Rune begann zu glühen.

»Bitte Eralon! Lass mich in dein Reich! Ich brauche deine Hilfe!«, schrie ich in den Wald hinein.

Aus dem Wald wieder heraus kam ein leises Gesäusel aus den Schatten der Bäume: »Du darfst gewähren.«

Vor mir öffnete sich ein schwarzes Loch. Ich nahm meinen Rucksack und ging hindurch.

Als meine Augen sich an das dunkle Licht gewöhnten konnte ich jede Menge erkennen. Ich war auf einer Steppe mit abgestorbenen Bäumen. Die Sonne schien schwarz zu sein, jedoch fiel trotzdem ein bisschen Licht auf diese Welt. In der Luft flogen Kreaturen herum und umkreisten mich ein paar mal.

Ich lief einfach geradeaus. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass das die richtige Richtung war. Am Horizont formte sich langsam ein Schloss. Im Dunkeln ruhte es auf einem Berg. Die Kreaturen, die mich gerade noch umkreist hatten, flogen nun auf das Dach des Schlosses. Dann waren sie im Inneren verschwunden. Ich kam immer näher und langsam machte sie ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch breit.

War die Entscheidung richtig, durch dieses Portal zu gehen? Hab ich die richtige Entscheidung damit getroffen, dass ich Eralon treffen wollte?

Ich starrte solange auf das Schloss in der Ferne, bis etwas daraus hinauf in die Luft flog. Ein Mensch mit riesigen Flügeln. Vielleicht sechs Meter Spannweite. Es kam rasend schnell auf mich zu. Ich setzte meinen Rucksack wieder ab und machte mich Mental auf einen Kampf bereit, indem ich nur mäßig eine Chance hatte.

Als die Gestalt vor mir landete sah ich ein männliches Gesicht.

»Hallo Aris. Ich habe dich schon erwartet. Schön die kennen zu lernen. Ich bin Eralon. Engel der Schatten und Sohn des Luzifer.«

Mein Urahne hielt mir seine Hand zur Begrüßung hin. Ein Mann mit schwarzen Haaren und ebenso schwarzen Augen lächelte mich freundlich an.

»Hallo... Ehm... Wie soll Ich Sie nennen?«, fragte ich ihn und schüttelte ihm die Hand.

»Nenn mich einfach Eralon. Und wir sind verwandt. Ich glaube wir können bei du bleiben«, sagte Eralon lässig zu mir.

Seine große Gestalt breitete seine Flügel aus. Ich bewunderte diese lange.

»Darf ich?«, fragte ich mit einem Blick auf die Flügel.

»Oh. Ja klar. Aber wenn du dich nicht allzu doof anstellst, dann hast du auch bald welche.«

Ich strich über seine Flügel. Sie waren weich und tiefschwarz. Die einzelnen Federn waren jeweils ungefähr zwanzig bis dreißig Zentimeter lang. Ich staunte darüber wie ich noch nie über etwas gestaunt hatte.

»Also? Wie sieht's aus? Wollen wir in mein Schloss? Ich habe schon ein Zimmer für dich einrichten lassen. Lass uns heute schon mit dem Training beginnen. Jede Sekunde zählt. Also lass uns schnell machen«, machte Eralon ziemlich schnell klar.

»Gute Idee. Ich muss meine Familie retten.«

»Keine Angst. Dreißig Tage hier sind dreißig Stunden in eure Welt. Hier geht alles viel schneller als in eurer Welt.

»Hört sich gut an. Trotzdem muss ich mich beeilen.«

»Nimm mein Arm und du kommst endgültig in meine Welt und trainierst um genauso zu werden wie ich.«

Ich nahm sein Arm und schon waren wir in einem Zimmer des Schlosses von Eralon.

»Wunderschön hier. Du hast echt Geschmack«, sagte ich überwältigt.

»Schön, dass es dir gefällt. Das ist dein Zimmer.«

Eralon lächelte mich an und sah sich selbst nochmal in dem Zimmer um, wie um sicherzugehen, dass es wirklich für mich ausreichend möbliert und gut eingerichtet wurde.

Das Zimmer war eigentlich schlicht gehalten, hatte jedoch einzelne Ausreißer. Es war schwarz, jedoch in verschiedenen Schwarztönen. Mein Bett war aus einfach, mir unbekanntem Holz hergestellt worden. Gegenüber vom Bett war ein riesiger Kleiderschrank. An einer Seite stand noch ein Schreibtisch und dem gegenüber war ein körpergroßer Spiegel angebracht.

»Wie ist es möglich, dass trotz, dass alles schwarz ist, das Zimmer noch leuchten kann?«

»In meiner Schattenwelt ist vieles möglich. Immerhin habe ich sie erschaffen. Das schwarz passt sich deinen Augen an. Manche Menschen würden hier vielleicht wirklich nur schwarz sehen und gar kein Licht wahrnehmen können. Doch du bist mein Nachkomme und kannst deshalb in meiner Schattenwelt sehen. Genau wie jeder andere Engelsnachkomme von mir«, erklärte Eralon mir.

Ich betrachtete ihn wieder und wunderte mich schon wieder.

»Wo sind deine Flügel?«

»Ich bin ein Engel. Ich kann meine Flügel genauso verschwinden lassen, wie jeder andere Engel auch. Aber ich bin ebenfalls Gestaltwandler, was nur meine Gabe und die Gabe mancher meiner Nachfahren ist. Die Gestalt, die ich gerade habe ist mein Favorit. Aber ich könnte jede beliebige menschliche und tierische Gestalt annehmen.

Ich nickte nur und ging hinauf auf den Balkon, der direkt hinaus in die Schattenwelt blickte. Ich sah mich um und konnte nur Steppe erkennen.

»Bist du alleine hier?«

»Nein. Meine Schattenwesen leben mit mir in dieser Welt. Ich darf sie eigentlich nicht verlassen. Aber mein Dad achtet da nicht mehr drauf... Aber zurück zu deinem Training.«

»Ja mein Training. Was wirst du mich lehren?

»Komm mit und ich zeig es dir«, Eralon lächelte und ging auf die Zimmertür, gegenüber des Balkons, zu.

»Komm schon. Ich bring dich schon nicht um!«

»Sehr beruhigend«, sprach ich und folgte dem Engel der Schatten.

Die Schule der Eleyax - Der Engel der Schatten - PausiertWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu