Kapitel 24

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Wieder stand ich auf der Lichtung, wo ich vor ein paar Stunden erst gewesen bin Meine Orientierung war gleich null. Ich breitete meine Flügel aus und ließ mich bis an die Spitzen der Baumkronen aufsteigen. Was machte ich nun? Woher sollte ich wissen, wo meine Familie ist?

Plötzlich flogen in weiter Ferne eine große Schar Schwalben Richtung Himmel, als ob sie aufgeschreckt wurden. Ohne noch lange zu zögern ließ ich mich über die Bäume gleiten und hörte nun Gejaule. Ein Hund? Oder war es doch nur der starke Wind hier oben? Der Himmel wurde langsam dunkler und die Sonne verlor langsam an Kraft.

Ich konzentrierte mich stark auf die Geräusche aus dem Dickicht, doch von hier oben war es schwer, etwas zu hören. Also sank ich wieder zu Boden und machte mich zu Fuß auf die Suche nach dem vermeintlichen Gejaule. Als ich langsam begann an meinem Gehör zu zweifeln, ertönte wieder dieses Geräusch. Dieses Mal nur viel lauter. Ich beeilte mich zwischen den Bäumen zu drängen. Wo kam es her? War das wirklich ein Hund? Immer schneller lief ich durch den Wald und bald wurde mir klar, dass der wahrscheinlich verletzte Hund kein Hund, sondern ein Wolf war. Spätestens als ich die riesige Gestalt am Boden liegen sah, was ein deutlich ein Wolf. Er war schwarz bis auf deine Schwanzspitze. Auf der Seite lag er zwischen Laub und Geäst. Er hechelte hörbar laut. Ich ging um ihn herum und schon wusste ich, warum er hier lag und so gequälte Geräusche gemacht hat. Er war verwundet. Doch das war keine zufällige Verletzung. Er wurde niedergestochen. Ich kniete mich zu ihm nieder und drückte die Wunde mit meinen Händen zu. Er hechelte immer schneller doch ich spürte den Puls des Wolfes mit der Zeit immer weniger.

„Oh nein. Du stirbst jetzt nicht!"

Blut lief über meine Hände und ich bemerkte, dass sich etwas in mir regte. Meine Magierune aktivierte sich und das Blut des Wolfes floss zurück in seinen Körper. Der Puls war wieder spürbar und er schlug seien zuvor geschlossen Augen ruckartig auf. Meine Hände wurde von gelben, orangenen und blauen Strahlen umgeben, die wie Wellen ineinander übergingen. Die Augen des Wolfes glühten ebenfalls. Die Wunde schloss sich langsam. Doch meine Sicht verschwamm immer mehr. Als die Wunde geschlossen war, wurde mir schwarz vor den Augen und ich fiel zu Boden. Schon war ich bewusstlos.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch ich wurde durch irgendetwas schleimiges geweckt. Meine Sicht wurde klarer und ich sah den schwarzen Wolf vor mir sitzen. Er sah mich mit schrägem Kopf an. Sein Schwanz bewegte sich auf dem Boden hin und her. Es war als wollte er wissen, wie er sich bedanken könnte. Ich bewegte meine Hand langsam zu seinem Kopf und noch bevor ich ihn erreichen konnte, stand er auf und setzte sich direkt neben mich. Ich umarmte ihn mit einem Arm und kraulte den Wolf. Irgendwann musste ich aber aufstehen, da ich nun mal eine Verabredung mit den Entführern meiner Familie hatte. Also streichelte ich den prächtigen Wolf ein letztes mal und ging weiter in den Wald hinein. Kurz wimmerte er mir hinterher, doch irgendwann hörte ich ihn nicht mehr und ich konnte mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.

Eine gefühlte Ewigkeit später roch ich Rauch. Es war schon nachts und natürlich brauchten die Entführer ein Lagerplatz in der Nacht. Ich ließ meine Flügel wieder erscheinen und breitete sie aus. Ich flog wieder über den Baumkronen und konnte nun sehen, woher der Rauch kam. Nach dieser doch schon langen Zeit konnte ich vielleicht meine Familie wiedersehen. Ich ging in den Sinkflug und war nun schon sehr nach am Feuer. Meine Flügel brachten mich wie automatisch zu Boden und verschwanden sobald meine Füße einen festen Stand hatten. Aus einer kleinen Entfernung konnte man gut erkennen, dass es nur vier Männer waren, die überwältigt werden mussten. Meine Familie saß an dem Feuer und waren gefesselt. Als meine Augen sie erreichten, wollte ich direkt zu ihnen stürmen, jedoch wäre das sehr unklug gewesen. Das Feuer musste gelöscht werden. Ohne Licht war ich im Vorteil.

Also erschienen meine Flügel wieder und ruhten auf meinem Rücken. Ich ging weiter in Richtung Feuer und stürmte dann schnell auf den Lagerplatz zu. Meine Flügel breiteten sich aus und ließen das Feuer ersticken. Die Soldaten schrien und stürmten auf mich los. Ich schoss ihnen entgegen. Ich tippte auf die Rune meines rechten Handgelenks und schon erschien mein Schwert aus heiliger Bronze. Meine Familie schrie, doch sie alle waren geknebelt, konnte also nichts sagen. Als das Schwert in meiner Hand war, wurde es von mir schon in den ersten Bauch eines Mannes gestoßen. Kurz fluchte er, fiel dann aber zu Boden und keuchte laut. Sie griffen mich alle an und es war wirklich schwierig gegen sie anzukommen. Meine Flügel stießen sie nacheinander um, sodass ich sie entwaffnen oder bewusstlos schlagen konnte. Ich war mir sicher, dass es nur vier Männer waren. Also berührte ich meine Rune wieder und schon war mein Schwert verbunden.

Mein Dolch erschien direkt danach damit ich die Fesseln meiner Familie losschneiden konnte, doch von hinten ertönte nochmal Geschrei. Meine Schwester sah mich erschrocken an und wollte mich noch warnen, doch als ich mich umdrehte, sah ich nur schwarze Schemen, welche miteinander kämpften. Zum Einen war ein Mann zu hören, welcher laut schrie und mit irgendwem kämpfte. Als der Gegner zu hören war, wusste ich, dass es kein jemand, sondern ein etwas war. Sie kämpften ein paar Meter entfernt, so konnte ich nicht erkennen, um was es sich handelte. Doch irgendwann kippte der Mann einfach in meine Richtung um. Ich wusste ich nicht, ob es tot oder nur bewusstlos war. Doch das war im Moment auch unwichtig. Schnell schnitt ich die Fesseln meiner Familie auf.

„Du bist hier! Wir haben die so vermisst!", sagte meine große Schwester.
„Geht's euch gut? Was haben sie euch angetan?"

Meine Stimme zitterte stark

„Alles gut, mein Sohn."

Mein Vater nahm mich in den Arm und ich umklammerte ihn. „Danke für die Rune. Ich habe ihn getroffen. Das wäre ohne dich nicht möglich gewesen"

„Was ist hier los? Wo warst du die ganze Zeit und wen hast du getroffen?", meine Mutter war wie immer besorgt.

„Hallo Mum! Es ist alles gut. Hauptsache ihr seid unverletzt!" Ich umarmte sie ebenfalls und sie gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Wird sind nicht verletzt, Aris. Aber ich will wissen, was hier los ist!"

Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, ertönte hinter mir ein Wimmern. Ich sah über meine Schulter und sah den schwarzen Wolf aus dem Dickicht treten. Er war mit Blut verschmiert aber offensichtlich nicht verletzt. Ich nickte ihm nur zu und schon kam er zu mir und setzte sich neben mich hin.

Meine Eltern sahen mich kritisch an. Meine Schwester war wohl eher in den Wolf verliebt.

„Wie heißt er?", fragte sie mich.

„Oh ehm... Das ist. Puhh ich weiß auch nicht. Wir haben gerade erst das Vergnügen gehabt. Aber ich glaube ich nenne ihn Arrax."

Schon wedelte er mit seinem Schwanz. Die weiße Schwanzspitze stach aus der Dunkelheit heraus. Meine Hand streichelte seinen Kopf, was ihm zu gefallen schien.

„Ich werde euch alles erklären, doch erstmal müssen wir hier weg. Also bitte stellt erstmal keine Fragen."

Ich ging mit ihnen auf eine richtige Lichtung.

„Eleyax!" schrie ich und wartete nun auf Mr Lingard.

„Was schreist du hier so rum?", fragte Olivia, meine Schwester, mich.

„Warte einfach ab."

Die Schule der Eleyax - Der Engel der Schatten - PausiertWhere stories live. Discover now