Kapitel 13 ✔️

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L U N A

Professor Dumbledore schickte uns Gryffindors zurück in die große Halle und zehn Minuten später stießen auch die verwirrten Haufen aus Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin hinzu.
„Ich werde zusammen mit den anderen Lehrern das Schloss gründlich durchsuchen.", erklärte uns Professor Dumbledore, während die Professoren McGonagall und Flitwick alle Türen zur Halle schlossen. „Ich fürchte, zu eurer eigenen Sicherheit müsst ihr die heutige Nacht hier verbringen. Ich bitte die Vertrauensschüler, an den Eingängen zur Halle Wache zu stehen und übergebe den Schulsprechern die Verantwortung. Jeder Zwischenfall ist mir sofort mitzuteilen.", fügte er an den ungeheuer stolz und gewichtig dreinschauenden Percy gewandt hinzu. „Schicken Sie einen der Geister zu mir."
Auf dem Weg zum Ausgang blieb Professor Dumbledore noch einmal stehen.
„Ach ja, Sie brauchen..."
Mit einem lässigen Schlenker seines Zauberstabs flogen die langen Tische in die Ecken der Halle und stellten sich aufrecht gegen die Wände; ein weiterer Schlenker und der Fußboden war bedeckt mit hunderten von knuddligen, purpurroten Schlafsäcken.
„Schlaft gut!", sagte Professor Dumbledore und schloss die Tür hinter sich.
In der Halle hob sogleich ein aufgeregtes Gesumme an; wir Gryffindors erzählten den andern, was gerade passiert war.
„Alle in die Schlafsäcke!", rief Percy. „Los, macht schon, kein Getuschel mehr! In zehn Minuten geht das Licht aus!"
„Kommt.", sagte Ron zu Harry, Mine und mir; wir nahmen uns vier Schlafsäcke und zogen sie hinüber in eine Ecke.
„Glaubt ihr, Black ist immer noch im Schloss?", flüsterte Mine beklommen.
„Dumbledore jedenfalls glaubt es.", sagte Ron.
„Ein Glück, dass er sich den heutigen Abend ausgesucht hat.", sagte Mine.
Mit allem, was wir anhatten, stiegen wir in die Schlafsäcke und wandten uns auf die Ellbogen gestützt einander zu.
„Ausgerechnet heute Abend waren wir nicht im Turm..."
„Ich glaube, er weiß gar nicht mehr, welchen Tag wir eigentlich haben, wo er doch ständig auf der Flucht ist.", sagte Ron. „Ihm war nicht klar, dass heute Halloween ist. Sonst wäre er hier reingeplatzt."
Mine schauderte.
„Was ich weiß ist, dass sich jetzt alle gegen mich stellen werden, weil sie sicher glauben, ich helfe meinem Vater.", sprach ich leise.
Meine Freunde blicken mich an.
„Wir stehen immer zu dir.", versicherte Ron und die anderen beiden nickten.
Ich lächelte die drei dankend an und lauschte den Gesprächen.
Um uns her erklang immer wieder die eine Frage: „Wie ist er hereingekommen?"
„Vielleicht weiß er, wie man appariert.", sagte ein Ravenclaw in der Nähe. „Einfach aus dem Nichts auftaucht, wisst ihr."
„Hat sich wahrscheinlich verkleidet.", sagte ein Fünftklässler aus Hufflepuff.
„Er könnte reingeflogen sein.", schlug Dean Thomas vor.
„Also ehrlich mal", sagte Mine entrüstet zu Harry, Ron und mir, „bin ich denn die Einzige, die Eine Geschichte von Hogwarts gelesen hat?"
„Nein, ich habe es auch gelesen.", sprach ich und lächelte sie an.
„Kann schon sein, dass ihr beide die einzigen seid.", sagte Ron. „Wieso?"
„Weil das Schloss nicht allein durch Mauern geschützt ist, wie ihr eigentlich wissen solltet.", sagte Mine. „Es ist mir allen möglichen Zauberbannen und Flüchen umgeben, damit niemand heimlich reinkommt. Hier kann man nicht einfach reinapparieren. Und die Tarnung, mit der man diese Dementoren täuschen kann, möchte ich gern mal sehen. Die bewachen doch jeden Eingang auf dem Gelände. Die hätten ihn auch reinfliegen sehen. Und Filch kennt alle Geheimgänge. Auch die werden sie bewachen..."
„Wir löschen jetzt die Lichter!", rief Percy. „Alle in die Schlafsäcke und kein Getuschel mehr!"
Ja, dir auch eine Gute Nacht, Percy!
Gleich darauf gingen die Kerzen aus.
Das einzige Licht kam jetzt noch von den silbern schimmernden Geistern, die umherschwebten und in ernstem Ton mit den Vertrauensschülern sprachen und von der verzauberten Decke, die wie der Himmel draußen von Sternen übersät war.
Dies und das Geflüster, das immer noch die Halle erfüllte, gab mir das Gefühl, bei einer leichten Brise unter freiem Himmel zu schlafen.
Stündlich erschien ein Lehrer, um nachzusehen, ob alles ruhig war.
Gegen drei Uhr morgens, als viele Schüler endlich eingeschlafen waren, kam Professor Dumbledore herein.
Ich beobachtete, wie er nach Percy suchte, der zwischen den Schlafsäcken umherstreifte und alle tadelte, die sich noch unterhielten.
Percy war nicht weit von Harry, Ron, Mine und mir entfernt; jetzt hörten wir Dumbledore näher kommen und taten schleunigst so, als würden wir schlafen.
„Irgendeine Spur von ihm, Professor?", flüsterte Percy.
„Nein. Alle in Ordnung hier?"
„Alles unter Kontrolle, Sir."
„Gut. Es hat keinen Zweck, sie jetzt aufzuscheuchen. Für das Porträtloch oben bei den Gryffindors habe ich vorübergehend einen anderen Wächter gefunden. Morgen können sie wieder nach oben."
„Und die fette Dame, Sir?"
„Versteckt sich oben im zweiten Stock auf einer Landkarte von Argyllshire. Sie hat sich offenbar geweigert, Black ohne Passwort einzulassen, deshalb hat er sie attackiert. Sie ist immer noch ziemlich durcheinander, aber sobald sie sich beruhigt hat, werde ich Filch anweisen, sie zu restaurieren."
Ich hörte, wie die Tür zur Halle quietschend aufging und jemand eintrat.
„Direktor?"
Das war Snape.
Ich hielt den Atem an und lauschte angestrengt.
„Wir haben den gesamten dritten Stock durchsucht. Keine Spur von ihm. Und Filch war in den Kerkern; dort ist er auch nicht."
„Was ist mit dem Astronomieturm? Das Zimmer von Professor Trelawney? Die Eulerei?"
„Alles durchsucht..."
„Na gut, Severus. Ich hatte ohnehin nicht erwartet, dass Black lange trödelt."
„Haben Sie eine Idee, wie er hereingekommen ist?", fragte Snape.
Ich hob sachte den Kopf vom Arm, um auch mit dem anderen Ohr hören zu können.
„Einige, Severus und eine unsinniger als die andere."
Ich öffnete einen winzigen Schlitzbreit die Augen und spähte zu den dreien empor; Dumbledore kehrte mir den Rücken zu, doch ich konnte Percy's atemlos gespannte Miene und Snape's zornerfülltes Profil sehen.
„Sie erinnern sich an das Gespräch, das wir hatten, Direktor, kurz vor - ähm - Beginn des Schuljahres?", fragte Snape durch zusammengepresste Lippen, als ob er Percy aus dem Gespräch ausschließen wollte.
„In der Tat, Severus.", sagte Dumbledore und etwas warnendes lag in seiner Stimme.
„Es scheint - fast unmöglich - dass Black ohne Hilfe aus dem Schloss hereingekommen ist. Ich habe damals wegen dieser Stellenbesetzung meine Vorbehalte zum Ausdruck gebracht -"
„Ich glaube nicht, dass auch nur ein Einziger hier im Schloss Black geholfen hat.", sagte Dumbledore und sein Tonfall zeigte unmissverständlich, dass er das Thema für abgeschlossen hielt, so dass Snape nicht antwortete.
„Ich muss runter zu den Dementoren.", sagte Dumbledore. „Ich sagte, ich würde ihnen berichten, wenn die Suche beendet ist."
„Wollten die nicht helfen, Sir?", fragte Percy.
„Oh doch.", sagte Dumbledore kühl. „Aber solange ich hier Schulleiter bin, kommt kein Dementor über die Schwelle dieses Schlosses."
Percy schien ein wenig verdutzt.
Rasch und leise ging Dumbledore hinaus.
Snape stand einen Moment schweigend da und blickte dem Schulleiter mit einem Ausdruck tiefen Widerwillens nach, dann verließ auch er die Halle.
Ich linste aus den Augenwinkeln zu Ron, Harry und Mine hinüber.
Die Drei lagen mit offenen Augen da und in ihnen spiegelte sich das Sternengewölbe.
„Worum ging es da eigentlich?", hauchte Ron.

Luna Black 3 - Harry PotterWhere stories live. Discover now