Kapitel 18 ✔️

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L U N A

Wir wussten, dass das Schloss erneut durchsucht wurde und unser ganzes Haus, auch ich, wartete im Gemeinschaftsraum auf die Nachricht, dass sie meinen Vater endlich gefasst hätten.
Im Morgengrauen kehrte Professor McGonagall zurück und sagte uns, dass er wieder entkommen war.
Wo immer wir am nächsten Tag hinkamen, überall fielen uns die scharfen Sicherheitsvorkehrungen auf; Professor Flitwick brachte dem Schlossportal anhand eines großen Bildes bei, meinen Vater zu erkennen; Filch wuselte die Korridore entlang und gipste alles zu, was er finden konnte, von kleinen Rissen in der Wand bis zu Mauselöchern.
Sir Cadogan hatten sie gefeuert.
Sein Porträt hing wieder auf dem verlassenen Korridor im siebten Stock und die fette Dame war wieder an ihrem Platz.
Man hatte sie zwar fachmännisch restauriert, doch immer noch war sie höchst nervös.
Ihrer Rückkehr hatte sie nur unter der Bedingung zugestimmt, dass man ihr zusätzlichen Schutz bot.
Und so wurde zu ihrer Bewachung eine Truppe bärbeißiger Sicherheitstrolle angeheuert.
Diese bedrohlich wirkenden Gestalten, die jetzt auf dem Korridor Streife gingen, unterhielten sich mittels Grunzlauten und verglichen zum Zeitvertreib die Größe ihrer Schlagkeulen.
Mir fiel auf, dass die Statue der einäugigen Hexe im dritten Stock unbewacht blieb und auch ihr Buckel nicht zugegipst wurde.
Offenbar hatten Fred und George Recht, wenn sie glaubten, wir - Harry hatte es Ron, Mine und mir erzählt - wären die Einzigen, die von dem Einstieg zum Geheimgang wussten.
„Meinst du, wir sollten es melden?", fragte Harry Ron.
„Black kann ihn ohnehin nicht benutzen.", sagte Ron ohne zu zögern. „Er müsste im Honigtopf einbrechen, wenn er durch die Falltür will. Und die Besitzer hätten das doch längst gemerkt, oder etwa nicht?"
Ron war über Nacht zur Berühmtheit geworden.
Zum ersten Mal in seinem Leben schenkten ihm die anderen Schüler mehr Aufmerksamkeit als Harry und offensichtlich genoss er diese Erfahrung.
Zwar steckten ihm die nächtlichen Ereignisse immer noch in den Knochen, doch eifrig schilderte er jedem, der es hören wollte, was geschehen war und sparte dabei nicht mit Einzelheiten.
„...also, mitten im Schlaf hör ich plötzlich dieses Geräusch, als ob etwas zerreißt und ich denke, ich träum, versteht ihr? Aber dann spüre ich diesen Luftzug... Ich wache auf und der Vorhang auf der einen Bettseite ist runtergerissen... ich drehe mich um... und da steht er über mir... wie ein Skelett mit langen dreckigen Haaren... er hält ein Messer in der Hand, mindestens dreißig Zentimeter lang - und er starrt mich an und ich starre zurück und dann schreie ich und er haut ab.
Warum eigentlich?", fragte er an Harry und mich gewandt, während sich die Mädchen aus der zweiten Klasse, die seiner unheimlichen Geschichte gelauscht hatten, tuschelnd entfernten.
„Warum ist er abgehauen?"
„Er muss gewusst haben, dass es für ihn schwierig sein würde, aus dem Schloss zu fliehen, nachdem du geschrien und die Leute aufgeweckt hast.", meinte Harry nachdenklich. „Er hätte das ganze Haus umbringen müssen, wenn er durch das Porträtloch zurückwollte... und dann hätte er es mit den Lehrern zu tun bekommen..."
Ach, so ein Schwachsinn!
Mein Vater mordet nicht, aber das wissen sie ja nicht.
Neville ist in Schimpf und Schande gefallen.
Professor McGonagall war so wütend auf ihn, dass sie ihm jeden weiteren Besuch in Hogsmeade verboten, ihm eine Strafarbeit aufgehalst und jedem untersagt hatte, ihm das Passwort zum Turm zu sagen.
Der arme Neville musste nun jeden Abend draußen vor dem Gemeinschaftsraum warten, wo ihn die Sicherheitskontrolle misstrauisch beäugten, bis jemand kam, der ihn einließ.
Keiner dieser Strafen jedoch kam der nahe, die seine Großmutter für ihn im pretto hatte.
Zwei Tage später nach meines Vater's Einbruch schickte sie ihm das Übelste, das ein Hogwarts-Schüler zum Frühstück auf den Tisch bekommen konnte - einen Heuler.
Die Schuleulen schwebten wie jeden Morgen mit der Post in die große Halle.
Neville verschluckte sich, als eine große Schleiereule mit einem scharlachroten Umschlag im Schnabel vor ihm landete.
Harry, Ron und ich, wir saßen gegenüber, erkannten sofort, dass in diesen Brief ein Heuler steckte - ein Jahr zuvor hatte Ron einen von seiner Mutter bekommen.
„Hau lieber ab, Neville.", riet ihm Ron.
Neville ließ sich das nicht zweimal sagen.
Er packte den Umschlag, hielt ihn mit ausgestrecktem Arm von sich wie eine Bombe und rannte aus der Halle, ein Anblick, bei dem der Tisch der Slytherins in tosendes Gelächter ausbrach.
Wir hörten den Heuler in der Eingangshalle losgehen - die Stimme von Neville's Großmutter, magisch verstärkt auf das Hundertfache ihrer üblichen Lautstärke, schrie und tobte, welche Schande er über die ganze Familie gebracht habe.
Harry war so abgelenkt, dass er zunächst gar nicht bemerkte, dass auch er einen Brief bekommen hatte.
Hedwig beanspruchte jetzt seine Aufmerksamkeit und pickte ihm aufs Handgelenk.
Ich schmunzelte und biss in mein Brot.
„Autsch! Ach - danke, Hedwig -"
Während Hedwig sich ein wenig an Neville's Cornflakes gütlich tat, riss Harry den Umschlag auf und entfaltete den Brief:

Luna Black 3 - Harry PotterWhere stories live. Discover now