Kapitel 27 ✔️

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L U N A

„Harry! Luna!"
Mine zupfte an unseren Ärmeln und starrte auf die Uhr.
„Wir haben genau zehn Minuten, um in den Krankenflügel runterzukommen, bevor Dumbledore die Tür schließt - und keiner darf uns sehen!"
„Okay", sagten Harry und ich synchron und wandten uns widerwillig vom Nachthimmel ab, „gehen wir..."
Wir schlüpften durch die Turmtür und stiegen eine schmale Wendeltreppe hinunter.
Unten angekommen, hörten wir Stimmen.
Wir drängten uns in eine Nische in der Wand und lauschten.
Die Stimmen klangen nach Fudge und Snape, die rasch den Korridor entlanggingen, in dem Harry, Mine und ich standen.
„...hoffe nur, Dumbledore macht keine Scherereien.", sagte Snape. „Der Kuss wird doch sofort ausgeführt?"
„Sobald Macnair mit den Dementoren zurückkommt. Diese ganze Affäre mit Black war äußerst peinlich. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, dem Tagespropheten mitteilen zu können, dass wir ihn endlich gefasst haben... die werden mit Ihnen sprechen wollen, Snape... und sobald der junge Harry wieder bei Verstand ist, möchte er den Zeitungsleuten sicher genau erzählen, wie Sie ihn gerettet haben..."
Ich musste mir ein Lachen verkneifen.
Snape und Harry retten? Von wegen!
Fudge und Snape gingen jetzt an unserem Versteck vorbei und ich erhaschte einen Blick auf Snape's grinsendes Gesicht.
Ihre Schritte wurden leiser und erstarben.
Um sicherzugehen, warteten Harry, Mine und ich noch einige Sekunden, dann rannten wir in die andere Richtung: eine Treppe hinunter, noch eine, durch einen Korridor - und dann hörten wir vor uns ein gackerndes Lachen.
„Peeves!", zischte Harry und packte Mine und mich am Handgelenk, „da rein!"
Gerade noch rechtzeitig stürzten wir in ein leeres Klassenzimmer zur linken.
Peeves hüpfte in bester Laune den Korridor entlang und schien sich vor Lachen nicht mehr einzukriegen.
„Oh, ist der abscheulich.", wisperte Mine, das Ohr an der Tür. „Ich wette, er ist ganz aus dem Häuschen, weil die Dementoren Sirius erledigen wollen..."
Sie sah auf die Uhr.
„Noch drei Minuten, Leute!"
Wir warteten, bis Peeves' schadenfroher Singsang in der Ferne verstummt war, dann glitten wir aus dem Zimmer und rannten erneut los.
„Mine - was passiert - wenn wir nicht reinkommen - bevor Dumbledore die Tür schließt?", hechelte ich.
„Daran will ich gar nicht denken!", stöhnte Mine und sah wieder auf die Uhr. „Eine Minute noch!"
Wir waren im Korridor zum Krankenflügel angelangt.
„Gut - ich kann Dumbledore hören.", sagte Mine angespannt. „Kommt!"
Wir schlichen den Gang entlang.
Die Tür öffnete sich.
Dumbledore's Rücken erschien.
„Ich werde euch einschließen.", hörten wir ihn sagen. „Es ist fünf Minuten vor zwölf. Hermine, drei Drehungen sollten genügen. Viel Glück."
Dumbledore trat heraus, schloss die Tür und nahm seinen Zauberstab, um sie magisch zu verschließen.
Von Panik gepackt stürzten Harry, Mine und ich auf ihn zu.
Dumbledore sah auf und ein breites Lächeln erschien unter seinem langen silbernen Schnurrbart.
„Nun?", fragte er leise.
„Wir haben's geschafft!", sagte ich atemlos. „Mein Dad ist geflohen, auf dem Rücken von Seidenschnabel..."
Dumbledore strahlte.
„Gut gemacht. Ich glaube -", er lauschte aufmerksam an der Tür zum Krankensaal. „Ja, ich glaube, auch ihr seid fort - geht rein - ich schließe euch ein -"
Harry, Mine und ich schlüpften durch die Tür.
Der Saal war fast leer, nur Ron lag immer noch reglos im letzten Bett.
Die Tür klickte ins Schloss und Harry, Mine und ich krochen in unsere Betten zurück.
Mine steckte den Zeitumkehrer unter ihren Umhang.
Und schon kam Madame Pomfrey aus ihrem Büro gewuselt.
„Hab ich den Direktor gehen hören? Darf ich jetzt nach meinen Patienten schauen?"
Sie hatte ausgesprochen schlechte Laune.
Harry, Mine und ich hielten es für das Beste, ihr stumm die Schokolade abzunehmen.
Madame Pomfrey stand neben uns und passte auf, dass wir unsere Medizin auch aßen.
Doch ich konnte kaum schlucken.
Harry, Mine und ich warteten, lauschten, unsere Nerven lagen blank... Und dann, als wir drei das vierte Stück Schokolade hinunterwürgten, hörten wir aus der Ferne, irgendwo über uns, ein zorniges Grollen...
„Was war das?", fragte Madame Pomfrey aufgeschreckt.
Jetzt konnten wir wütende Stimmen hören, die immer lauter wurden.
Madame Pomfrey starrte zur Tür.
„Also wirklich - sie wecken alle auf! Was bilden die sich eigentlich ein?"
Ich versuchte zu verstehen, was die Stimmen sagten.
Sie kamen näher -
„Er muss disappariert sein, Severus, wir hätten jemanden bei ihm lassen sollen - wenn das rauskommt -"
„Von wegen disappariert!", brüllte Snape, jetzt ganz in der Nähe. „Man kann in diesem Schloss weder apparieren noch disapparieren! Das - hat - etwas - mit - Potter - zu - tun!"
„Severus, seien Sie vernünftig - Harry war doch eingeschlossen -"
Krach!
Die Tür zum Krankensaal flog auf.
Fudge, Snape und Dumbledore kamen herein.
Einzig Dumbledore sah gelassen aus.
Tatsächlich sah er fast aus, als würde er sich amüsieren.
Fudge schien verärgert.
Doch Snape war außer sich.
„Raus mit der Sprache, Potter!", bellte er. „Was hast du getan?!"
„Professor Snape!", kreischte Madame Pomfrey. „Benehmen Sie sich!"
„Snape, seien Sie vernünftig", sagte Fudge, „diese Tür war verschlossen, das haben wir eben festgestellt -"
„Die drei haben ihm geholfen zu fliehen, ich weiß es!", heulte Snape und deutete auf Harry, Mine und mich.
Sein Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt und Spucke sprühte ihm aus dem Mund.
„Beruhigen Sie sich, Snape!", bellte jetzt Fudge. „Sie reden Unsinn!"
„Sie kennen Potter nicht!", kreischte Snape. „Er hat es getan, ich weiß es genau!"
„Nun ist es aber gut, Severus.", sagte Dumbledore. „Denken Sie mal darüber nach, was Sie sagen. Diese Tür war verschlossen, seit ich vor zehn Minuten hier raus bin. Madame Pomfrey, haben diese Schüler ihre Betten verlassen?"
„Natürlich nicht!", sagte Madame Pomfrey entrüstet. „Das hätte ich gehört!"
„Nun, da haben Sie's, Severus.", sagte Dumbledore sanft. „Wenn Sie nicht behaupten wollen, dass Harry, Hermine und Luna an zwei Orten zugleich sein können, sehe ich nicht, warum wir sie noch länger stören sollten."
Snape brodelte immer noch vor Zorn und sein Blick wanderte von Fudge, der von Snape's Gebaren zutiefst schockiert schien, zu Dumbledore, dessen Augen hinter den Brillengläsern funkelten.
Snape wirbelte herum und stürmte mit wehendem Umhang aus dem Krankensaal.
„Der Bursche scheint recht durcheinander zu sein.", sagte Fudge und starrte ihm nach. „Ich würde ihn im Auge behalten, wenn ich Sie wäre, Dumbledore."
„Oh, er ist nicht durcheinander.", sagte Dumbledore gelassen. „Er hat nur eben gerade eine schwere Enttäuschung erlitten."
„Da ist er nicht der Einzige!", seufzte Fudge. „Ich seh schon die Schlagzeile im Tagespropheten! Wir hatten Black schon dingfest gemacht und er ist uns wieder entwischt! Jeder muss nur noch ans Licht kommen, dass dieser Hippogreif auch entkommen ist und ich bin das Gespött der Leute! Nun... ich verschwinde jetzt besser und benachrichtige das Ministerium..."
„Und die Dementoren?", fragte Dumbledore. „Sie werden von der Schule abgezogen, oder etwa nicht?"
„Oh doch, sie müssen gehen.", sagte Fudge und fuhr sich zerstreut mit den Fingern durch die Haare. „Hätte mir nie träumen lassen, dass sie versuchen würden, einem unschuldigen Kind ihren Kuss zu verpassen... völlig außer Kontrolle... nein, ich lass sie heute Abend noch nach Askaban verfrachten... vielleicht sollten wir über Drachen am Schuleingang nachdenken..."
„Da wäre Hagrid gleich dabei.", sagte Dumbledore und lächelte Harry, Mine und mir zu.
Als er und Fudge den Schlafsaal verlassen hatten, flitzte Madame Pomfrey gleich zur Tür und schloss ab.
Zornig vor sich hin murmelnd eilte sie zurück in ihr Büro.
Ein leises Stöhnen drang vom anderen Ende des Saals herüber.
Ron war aufgewacht.
Er setzte sich auf, rieb sich den Kopf und sah sich um.
„Was... was ist passiert?", ächzte er. „Harry? Warum sind wir hier? Wo ist Black? Was ist eigentlich los?"
Harry, Mine und ich sahen uns an.
„Erklärt ihr mal.", sagte Harry und nahm sich noch ein wenig Schokolade.

Luna Black 3 - Harry PotterDonde viven las historias. Descúbrelo ahora