Kapitel 17 ✔️

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L U N A

Die Freundschaft zwischen Ron und Mine schien zerstört.
So wütend waren sie aufeinander, dass Harry und ich uns nicht vorstellen konnten, wie sie sich jemals wieder versöhnen sollten.
Ron war wütend, weil Mine die wiederholten Versuche Krummbein's, Krätze zu verspeisen, nicht ernst genommen hatte.
Sie hatte sich nicht darum geschert, ihn scharf im Auge zu behalten und tat immer noch so, als wäre Krummbein völlig unschuldig.
Ron solle doch mal unter allen Betten nachsehen, schlug sie vor.
Und außerdem, behauptete sie wütend, habe Ron keinen Beweis, dass Krummbein Krätze gefressen habe, die rostroten Haare seien vielleicht schon seit Weihnachten auf dem Bettlaken und überhaupt habe Ron Vorurteile gegen ihren Kater, seit Krummbein in der Magischen Menagerie auf seinem Kopf gelandet sei.
Harry war sich anscheinend sicher, dass Krummbein Krätze gefressen hatte und als er Mine erklären wollte, dass alle Tatsachen in diese Richtung deuteten, riss ihr der Geduldsfaden auch bei Harry.
„Schön und gut, du schlägst dich auf Ron's Seite, ich wusste es!", sagte sie schrill. „Erst der Feuerblitz, jetzt Krätze, an allem bin ich schuld, oder? Lass mich bloß in Ruhe, Harry, ich hab 'ne Menge Arbeit zu erledigen!"
Gerade wollte ich den Mund aufmachen, um etwas zu sagen, als mich Mine scharf ansah.
„Und du lässt mich bitte auch in Ruhe, Luna!", zischte sie und ging davon.
Autsch!
Ron war der Verlust seiner Ratte tatsächlich sehr nahe gegangen.
„Komm schon, Ron, immer hast du gesagt, Krätze sei so langweilig.", wollte ihn Fred aufmuntern. „Und er war doch schon ewig nicht mehr richtig auf den Beinen, er ist langsam dahingestorben. War wohl ohnehin besser für ihn, wenn es schnell ging - in einem Schluck -, und gespürt hat er wahrscheinlich auch nichts."
„Fred!", riefen Ginny und ich empört.
Ich bin zwar auf keiner Seite der beiden, also weder auf Ron's noch auf Mine's, weil beide sind meine Freunde und ich bin für beide da, auch wenn mich Mine in nächster Zeit wohl nicht mehr sehen möchte.
„Er hat doch nur noch gefressen und geschlafen, Ron, das hast du doch selbst gesagt.", warf George ein.
„Einmal hat er Goyle für uns gebissen!", sagte Ron wehmütig. „Weiß du noch, Harry?"
„Ja, stimmt.", antwortete Harry.
„Seine größte Stunde.", sagte Fred, schaffte es jedoch nicht, eine erste Miene zu behalten. „Angesichts der Narbe auf Goyle's Finger werden wir immer voller Ehrfurcht an ihn denken. - Ach, komm schon, Ron, geh runter nach Hogsmeade und kauf dir eine neue Ratte, was hilft dein Jammern?"
Harry und ich unternahmen einen allerletzten Versuch, Ron aufzumuntern und überredeten ihn, zum letzten Training der Gryffindors vor dem Spiel gegen Ravenclaw mitzukommen.
Anschließend könne er noch ein wenig mit Harry's Feuerblitz herumfliegen.
Das schien Ron tatsächlich einen Moment lang von seinem Kummer über Krätze abzulenken (»Voll krass! Kann ich auch ein paar Tore schießen?«) und so machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Quidditch-Feld.
Madame Hooch, die weiterhin das Training der Gryffindors beaufsichtigte und Harry ganz besonders, war ebenso beeindruckt von den Feuerblitzen wie alle andern, die ihn gesehen hatten.
Vor dem Start nahm sie meinen in die Hände und begutachtete ihn mit erfahrenem Blick.
„Seht mal, wie schön er im Gleichgewicht ist! Wenn die Nimbus-Serie einen Fehler hat, dann ist es ein klein wenig Schlagseite zum Schweif hin - nach ein paar Jahren kommen sie meist ziemlich schräg daher. Den Stiel haben sie auch neu entwickelt, er ist ein wenig schlanker als bei den Sauberwisch's und erinnert mich an den alten Silberpfeil - ein Jammer, dass sie den nicht mehr herstellen, auf dem hab ich fliegen gelernt, ein wenig solider Besen..."
Auf diese Art fuhr sie noch eine ganze Weile fort, bis Wood sie unterbrach.
„Ähm - Madame Hooch? Könnte Luna den Feuerblitz zurückhaben? Wir müssen doch trainieren..."
„Oh - natürlich - hier ist er, Black.", sagte Madame Hooch. „Ich setz mich mit Weasley dort drüben hin..."
Madame Hooch und Ron verließen das Spielfeld und kletterten auf die Ränge, während wir alle uns alle um Wood scharten, der uns die letzten Anweisungen für das morgige Spiel gab.
„Harry, ich habe eben erfahren, wer bei den Ravenclaws den Sucher macht. Es ist Cho Chang, eine Viertklässlerin, und sie ist ziemlich gut... eigentlich hatte ich gehofft, sie würde noch nicht wieder fit sein, sie hatte ein paar Verletzungsprobleme..."
Wood's Miene verfinsterte sich vor Missbehagen über Cho Chang's Genesung, dann fuhr er fort:
„Andererseits fliegt sie einen Komet Zwei-Sechzig, der wird neben dem Feuerblitz wie ein Witz aussehen."
Er warf Harry's und auch meinem Besen einen Blick voller fiebriger Bewunderung zu.
„Okay, Leute, los geht's -"
Und endlich bestieg ich meinen Feuerblitz und stieß mich vom Boden ab.
Es war besser, als ich mir hätte träumen lassen.
Der Feuerblitz ging bei der leichtesten Berührung in die Kurve, ich schien eher meinen Gedanken als meiner Hand zu folgen; so schnell raste ich über das Spielfeld, dass ich das Stadion nur noch als grünen und grauen Schleier wahrnahm; ich ließ ihn so scharf wenden, dass Katie Bell aufschrie, dann ging ich in einen vollkommen sicheren Sturzflug, streifte das Grad unten mit den Schuhspitzen und stieg dann wieder zehn, zwanzig, dreißig Meter hoch in die Lüfte -
„Harry, ich lass den Schnatz raus!", hörte ich Wood rufen.
Ich sah, wie Harry wendete, einen Klatscher verfolgte, er ließ den Klatscher ohne weiteres hinter sich, sah anscheinend den Schnatz und hatte ihn schon nach zehn Sekunden sicher in Händen.
Wir alle jubelten.
Harry ließ den Schnatz wieder los, gab ihm eine Minute Vorsprung, dann jagte er ihm nach, wobei er sich zwischen uns andern hindurchschlängelte; plötzlich sah ich, wie er einen Looping um mich machte und schon wieder den Schnatz hatte.
So gut hatten wir noch nie trainiert; wir alle, durch die Feuerblitze angespornt, übten die schwierigsten Spielzüge fehlerlos und als wir alle wieder gelandet waren, hatte Wood kein Wort der Kritik anzubringen, was, wie George verkündete, noch nie geschehen war.
„Ich kann mir noch vorstellen, was uns jetzt noch aufhalten sollt!", sagte Wood. „Außer - Harry, du hast dein Problem mit diesen Dementoren doch jetzt im Griff, oder?"
„Jaah.", sagte Harry und ich dachte an seinen schwächlichen Patronus.
Er wird das schon hinkriegen, da bin ich sicher!
„Die Dementoren werden nicht wieder aufkreuzen, Oliver, Dumbledore würde völlig durchdrehen.", sagte Fred zuversichtlich.
„Nun, das können wir nur hoffen.", sagte Wood. „Jedenfalls - das war gute Arbeit von euch allen. Gehen wir zurück in den Turm... wollen heute mal früh ins Bett -"
„Ich bleib noch eine Weile draußen, Oliver, Ron will den Feuerblitz mal kurz ausprobieren.", sagte Harry.
„Gute Nacht, Harry.", verabschiedete ich mich und ging hoch in den Gemeinschaftsraum.
Ich zog mich um und malte weiter an Draco.
Gerade war ich fertig, als Mine ins Schlafzimmer gestürmt kam.
„Luna! Es tut mir so leid, dass ich dich in letzter Zeit ignoriert habe! Aber ich war so sauer und zornig und ich dachte, du verschwörst dich jetzt auch noch gegen mich und es tut mir so leid!", sprach sie los und Tränen liefen ihr die Wangen runter.
Ich ging schnell zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Vergeben und Vergessen.", murmelte ich und zusammen setzten wir uns auf mein Bett.
„Bist du fertig mit der Zeichnung?", fragte mich Mine und wischte sich die Tränen weg.
„Ja, willst du es sehen?", fragte ich.
Mine nickte begeistert und ich hab ihr die Zeichnung.
„Das ist wunderschön, Luna. Du kannst super Zeichnen.", strahlte sie und lächelte mich an.
„Danke.", lachte ich und zusammen sahen wir noch weitere Zeichnungen, bis wir ins Bett mussten und ich nur noch die Zeichnung von Draco einrahmte und an meine Wand hing.

Luna Black 3 - Harry PotterWhere stories live. Discover now