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4 | Respekt

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Aleya, Saywer und ich befanden uns unter den letzten Schülern, welche in die schon überfüllte, laute Cafeteria stürmten. Natürlich waren alle runden Tische an den Fenstern leider schon besetzt und so blieb uns nur einer der Tische in der Nähe der Mülleimer übrig. Diese Erkenntnis machte mir sofort noch schlechtere Laune, als ich sie aufgrund des Erlebten an diesem Morgen sowieso schon hatte.

Am liebsten hätte ich sofort wieder meine Augen verdreht, aber als wir Platz genommen hatten, lenkte Sawyer meine Aufmerksamkeit schnell auf sich und mir blieb gar keine Zeit mehr dafür, mich über meine Umgebung aufzuregen.

»Also, sagst du uns jetzt endlich, wessen Blut das auf deiner Jacke ist?«

Er schaute mich genauso neugierig an wie Aleya und spielte dabei nervös an seinem Lippenpiercing herum, während ich die Jeansjacke eilig auszog und sie in meinen Rucksack stopfte. Würde mein Bruder sie sehen, würden nur unnötige Fragen aufkommen, deren Antworten ich ihm ersparen wollte. Er machte sich sowieso schon ständig genug Sorgen um mich und meine Zukunft.

»Von Guiselle. Sie wurde zwangsmarkiert«, hauchte ich betroffen und rückte dabei meinen weißen Pullover zurecht, während ich tief Luft holte. Aleya schaute sofort zu Sawyer herüber und ich konnte mir schon denken, wieso sie ihn so hilfesuchend ansah.

Weibliche Wölfe mit festen Partnern wurden seltener angegriffen, aus Angst vor der Vergeltung. Brüder hatten leider kein Recht, ihre Schwestern vor so etwas zu schützen, da sie kein Anrecht auf verwandte Wölfinnen hatten. So war das Gesetz und genau deswegen spielten Devin und ich unser geheimes Spiel, solange, bis ich einen vernünftigen, anständigen Gefährten gefunden hätte.

Bei dem Gedanken musste ich innerlich laut auflachen. Als würde gerade ich solch ein Glück haben.

»Weißt du denn, wer es war?«, fragte mich Aleya nach kurzer Zeit nervös, doch ich kam nicht mal dazu, ihr zu antworten, da räusperte sich jemand neben unserem Tisch.

»Wer was war? Darf ich mich setzen?«

Wie aus dem Nichts stand plötzlich das Mädchen mit den schwarzen Locken an unserem Tisch und anscheinend galt alleine mir ihre Frage, denn sie hörte nicht eine Sekunde damit auf, mich eindringlich zu mustern.

Ich sagte nichts dazu und schaute nur gebannt in ihre dunklen Augen, wartend darauf, dass mich bitte irgendjemand aus dieser Starre herausholen würde, von der ich mich von selbst einfach nicht lösen konnte. Irgendetwas an ihr, und ich wusste nicht, was es war, zog mich magisch an und sogar meine innere Wölfin drehte schlagartig durch, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Sie meldete sich eigentlich nie in meiner menschlichen Gestalt und genau deswegen machte ich mir plötzlich Sorgen darüber, ob sie mich vor etwas warnen wollte, mit ihrem gequälten Wimmern, welches mir durch den Verstand dröhnte.

»Willst du ihr nicht endlich antworten?«, ertönte die bedrohliche Stimme des breiten Typen, der sie wohl auf Schritt und Tritt zu verfolgen schien. Mein Blick huschte zu ihm herüber und erst in dem Moment, bemerkte ich eine große Bissnarbe direkt an seiner Kehle. Sie sah schlimm aus, als müsste er eigentlich tot sein und als er mein intensives Starren darauf bemerkte, zog er scharf Luft und wollte einen Schritt auf mich zumachen, doch das Mädchen streckte ihren Arm aus, um ihn neben sich an Ort und Stelle zu halten.

»Ich heiße Viola, und das ist Trevis. Dürfen wir uns nun setzen oder nicht?«

Ich bekam alleine schon von seinem stechenden Blick Herzrasen und da ich von Wölfen umgeben war, würden sie sicher alle bemerken, dass ich innerlich total nervös und angsterfüllt war. Meine Augen huschten hilfesuchend herüber zu Aleya und Sawyer, die aber auch nur neugierig die beiden vor uns Stehenden musterten.

Nach Sekunden der unendlich wirkenden Stille hörte ich dann, dass dieser Trevis leise knurrte und sich dabei mit einer Hand durch seine pechschwarzen Haare fuhr, die ihm wild bis zu den Ohren fielen.

»Weißt du, Viola muss dich gar nicht um Erlaubnis bitten!«, knurrte er in meine Richtung und kam jetzt doch einen Schritt auf mich zu, sodass ich sofort von dem Geruch nach Wald und Freiheit, der an ihm haftete, ummantelt wurde. Mein Herz pochte wie verrückt, denn ich kannte die Oberen nicht und wusste auch nicht, wie weit sie bei einer Auseinandersetzung gehen würden, obwohl es ja nicht mal wirklich eine war. 

»Sie ist die Tochter des Alphas und die Schwester des Zukünftigen! Also sei gefälligst respektvoll und antworte, wenn man dich etwas fragt!«

Während Aleya und Sawyer tief Luft holten, warf ich noch mal einen fassungslosen Blick auf Viola, die mich weiterhin ohne Ausdruck musterte. 

Sie war also die Tochter des Alphas und damit auch des Mannes, wegen dem alles in meinem Leben schiefgelaufen war. Die Erinnerung, an die schlimmste Zeit meines Lebens, kam unkontrollierbar in mir hoch und ich spürte förmlich, wie Wut und Hass gleichermaßen alles in mir einnahmen und die Angst vollkommen in den Schatten stellte. Voller Ablehnung ihr gegenüber, erhob ich mich, ballte meine Hände zu Fäusten und biss mir wütend auf meine Unterlippe.

»Es ist mir scheißegal, wer sie ist! Von mir aus kann sie sich setzen! Ich gehe!«, zischte ich hasserfüllt und bemerkte dabei die vielen Augenpaare, die nun auf uns Dreien lagen. Es war mir aber genauso egal, wie alles andere. Ich wollte nur noch weit weg von ihr.

»Achja, du gehst?«, fragte Trevis belustigt und packte mich plötzlich fest an meinen Arm, um mich direkt wieder mit einem Ruck auf meinen Stuhl zu befördern.

»Jady, hör bitte auf«, erklang Aleyas leise Stimme neben mir, doch ich dachte überhaupt nicht daran, mich Wölfen zu unterwerfen, denen nur ihre Seite der Brücke wichtig war. Bei ihnen gab es mit großer Sicherheit Ruhe und Ordnung. Keine Vergewaltigungen, keine Zwangsmarkierungen, keine Geheimnisse über Gefährten oder sonst etwas. Nur teure Partys, Feuerwerke und der ganze Bonzen-Schnickschnack drumherum. Am meisten störte mich aber, dass sie ihr Wolfsein in vollen Zügen genießen konnten, während ich ein Geheimnis daraus machen musste, wie auch aus dem Rest meines Lebens.

»Ich habe gesagt, ich gehe, also geh mir gefälligst aus dem Weg!«

Ich stand erneut auf und plötzlich spürte ich, dass die beiden eine stumme Unterhaltung über ihre Gedanken führten. Sie starrten mich eine Weile nur schweigend an, bis Trevis plötzlich über beide Ohren strahlte und einen großen Schritt zur Seite machte. 

»Wir sehen uns«, murmelte er grinsend und ohne noch mal zurückzublicken, oder über seine übertriebene Freundlichkeit nachzudenken, schnappte ich meinen Rucksack und lief schnell durch den Flur und hinaus in die Sonne, um dort angekommen mehrere Male tief durchzuatmen und mich zu beruhigen.

Mich durchzusetzen war zwar mutig, aber gleichzeitig auch absolut dämlich und unnötig. Das würde zumindest mein Bruder jetzt sicher über die vorherige Situation sagen, aber es gab ja einen triftigen Grund, wieso ich die Oberen nicht in meiner Nähe haben wollte. Erst recht nicht die Familie des Alphas, denn wegen ihm sind meine Eltern verschwunden und werden wahrscheinlich auch nie wieder zu mir zurückkehren.

Die Arroganz des WolfesDonde viven las historias. Descúbrelo ahora